"Fake News" ist Anglizismus des Jahres 2016

"Darknet" und "Hate Speech" landen auf Platz zwei und drei.

Der Begriff "Fake News" ist in Deutschland zum Anglizismus des Jahres 2016 gekürt worden. Die weiteren Plätze belegten "Darknet" und "Hate Speech", wie die Jury um den Berliner Sprachwissenschafter Anatol Stefanowitsch nun mitteilte.

Bewusste Falschmeldungen in Zeitungen sind im Englischen bereits Ende des 19. Jahrhunderts gelegentlich als "Fake News" bezeichnet worden. Aber die Geschichte dieses Ausdrucks beginnt schon im späten 19. Jahrhundert. Die früheste Verwendung stamme aus der Zeitschrift American Historical Register vom November 1894 in einer Diskussion über die Rolle und Qualität von Lokalzeitungen in den USA wird eine Meldung über eine (angebliche) Flucht Napoleons nach Florenz beschrieben, so Stefanowitsch in seinem Blog "Sprachlog". "Die Autorin stellt dann fest, dass Napoleon zur betreffenden Zeit auf der Höhe seines Erfolges war und dass es außer den Wunschvorstellungen seiner Gegner keine Belege für die beschriebenen Ereignisse gibt – Or was it “fake news”?, fragt sie rhetorisch."

Trump verlieh Begriff mehr Bedeutung

Allgemein durchgesetzt habe sich die Wendung seit 2016 und dem Erfolg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen. In seiner Laudatio zum Anglizismus des Jahres 2016 schreibt Anatol Stefanowitsch dazu: "Erst im November 2016 schafft Fake News einen plötzlichen und heftigen Durchbruch in den allgemeinen Sprachgebrauch. Dieser geht einher mit einer weiteren Bedeutungsverschiebung: Das Wort bezeichnet im Englischen inzwischen wieder die Art von Manipulationsabsichten und Wunschvorstellungen getriebene Propaganda, die schon im Erstbeleg über Napoleons Flucht anklingt – erweitert um den Aspekt der Verbreitung über die Sozialen Medien, der auch für der Verwendung zur Bezeichnung von Hoax-Meldungen charakteristisch ist. Ins öffentliche Bewusstsein und in den allgemeinen Sprachgebrauch gelangt es in Diskussionen um die Ursachenfindung zum Wahlerfolg des US-Präsidenten Donald Trump, der angeblich auf Fake News zurückzuführen gewesen sei (was inzwischen von wissenschaftlicher Seite bezweifelt wird)."

Die Initiative kürt seit 2010 den "Anglizismus des Jahres" für den positiven Beitrag des Englischen zum deutschen Wortschatz.

Die Lücke im Wortschatz

Überzeugt hat die Jury an Fake News neben seiner überwältigenden und anhaltenden öffentlichen Präsenz vor allem, dass es eine Lücke im deutschen Wortschatz füllt, die ohne das Wort fake nicht ganz einfach zu schließen ist. Dies zeigt sich an Versuchen, das Wort etwa durch das bestehende Wort Falschmeldung wiederzugeben, das aber nicht zwischen bewusster Irreführung und ehrlichen Fehlern in der Berichterstattung unterscheidet. Auch die neu geprägte Lehnübersetzung Falschnachrichten trifft diesen Unterschied nicht, da die Doppeldeutigkeit im Adjektiv falsch liegt. Anders als falsch (oder das englische false) bezeichnet das Adjektiv fake bewusste, in Täuschungsabsicht hergestellte Nachbildungen von Dingen – vom Pelz oder dem Reisepass über ein Lächeln bis eben zu Nachrichten. Das Partizip gefälscht, das in der Bedeutung nahe kommt, eignet sich nicht zur Bildung von Komposita, und so bleibt auch die häufigste Eindeutschung nur eine teilweise: Fakenachrichten.

Die bisherigen Sieger

- 2015: „Refugees Welcome“ - als Reaktion auf fremdenfeindliche „Ausländer-raus-Parolen“ angesichts zunehmender Flüchtlingszahlen.
- 2014: „Blackfacing“ - umstrittene, rassistische Praxis, etwa im Theater, Schwarze darzustellen, indem man Weiße (stereotyp) schminkt.
- 2013: „-gate“ - Nachsilbe für Affären; Bezug zum Watergate-Skandal von 1972, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte.
- 2012: „Crowdfunding“ - Möglichkeit, im Internet für ein Projekt in einer bestimmten Zeit aus Einzelbeiträgen Geld zu sammeln.
- 2011: „Shitstorm“ - Welle der Entrüstung über Institutionen oder Menschen, die über soziale Netzwerke und Blogs hoch schwappt.
- 2010: „leaken“ - das „Auslaufen“ geheimer Informationen an undichten Stellen.

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