Erster HIV-Test zur Selbstanwendung

Erster HIV-Test zur Selbstanwendung
Der Speicheltest soll nach maximal 40 Minuten ein Ergebnis liefern. Die Aids Hilfe Wien findet den Test unverantwortlich.

Ähnlich wie ein Schwangerschaftstest soll ein Antikörpertest für zu Hause künftig innerhalb kürzester Zeit sagen können, ob jemand HIV-positiv ist oder nicht. Die US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat den „OraQuick HIV-Test" nun zugelassen. Ab Oktober soll er über Online-Apotheken und Händler wie Walmart vertrieben werden. Kosten: Knapp 60 US-Dollar.

Die US-Behörden und Aids-Gesellschaften erhoffen sich vom Test, dass er von mehr Menschen durchgeführt wird, die sich sonst nicht testen lassen würden. „Dieser Test wird jedem ermöglichen, seinen HIV-Status herauszufinden – wann und mit wem er will", sagte etwa Tom Donohue, Gründer der Aids-Stiftung „Who`s positive".

Daran zweifelt Philipp Dirnberger, der Geschäftsführer der Aids Hilfe Wien. Er ist ganz anderer Meinung: „Es gibt Menschen, die sich trotz Risiken bewusst nicht testen lassen. Es ist sehr fraglich, ob sich so jemand eher auf einen Heimtest einlassen würde." Auch auf EU-Ebene gebe es eine einhellige Meinung gegen solche Heimtests.

Persönliches Gespräch

„Die Standards der Weltgesundheitsorganisation WHO scheiben vor, dass ein HIV-Test nur in Kombination mit einer persönlichen Beratung durchgeführt werden darf. Daran hält man sich sogar in Afrika." Denn es erfordere medizinische Vorkenntnis, um einen solchen Test überhaupt richtig anzuwenden und ihn richtig zu interpretieren. Dirnberger erklärt, warum: „In den ersten Wochen nach einer Infektion ist der Betroffene hoch ansteckend ohne dass Antikörper schon nachgewiesen werden können. Dieses diagnostische Fenster zu erklären, ist komplex genug. Selbst wenn das im Beipackzettel erklärt ist – kaum jemand liest ihn komplett durch und versteht ihn auch." Dazu kommt: Ein 100-prozentig sicheres Testergebnis kann ohnehin erst zwölf Wochen nach dem Risikokontakt getroffen werden.

Dem Hersteller des Heimtests zufolge bekamen nur 92 Prozent aller HIV-Positiven ein korrektes Ergebnis. „Damit bekommen acht Prozent ein falsch negatives Ergebnis", sagt Dirnberger. „Das ist verheerend. Diese Menschen wähnen sich in Sicherheit und stecken andere an." Bei den HIV-Negativen wurde mit dem Heimtest nur zu 99 Prozent ein richtiges Ergebnis erzielt. „Damit läuft ein Prozent mit einem falsch positiven Testergebnis herum."

Außerdem stelle sich die Frage, wie Menschen generell mit einem positiven Ergebnis umgehen: „Die Leute fragen sich, was sie ihrem Partner sagen, wie hoch ihre Lebenserwartung ist und was sie tun können. Das fällt bei einem Heimtest alles weg. Bei uns gibt es direkt bei einer positiven Testübergabe ein intensives Beratungsgespräch."

Die FDA empfiehlt, sich bei einem negativen Ergebnis drei Monate später noch einmal testen zu lassen. Immerhin dauert es mehrere Wochen, bis Antikörper gegen das Virus produziert werden. Auf diese spricht der Test an. Ein positiver Test soll noch einmal von einem Arzt bestätigt werden.

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