Österreichern geht das Leben zu schnell

Morning commuters walk the city sidewalks of New York December 20, 2005. Transit workers walked off the job for the first time in 25 years, stranding millions of people who rely on the bus and subway system each day. REUTERS/Brendan McDermid
Die Österreicher sind der Meinung, das Tempo der Gesellschaft sei zu hoch. Als "Lebensbeschleuniger" schlechthin gilt das Internet.

Ein Viertel der Österreicher hat den Eindruck, dass Internet und digitale Medien das Tempo in unserer Gesellschaft erhöhen. Jeder Zehnte denkt im Zusammenhang mit Social Media an Entschleunigung. Die Bevölkerung ist sich quer durch alle Bildungs- und Altersschichten einig: Veränderungen sollten langsamer geschehen. Als eindeutigen Geschwindigkeitstreiber sehen 77 Prozent das Internet und die digitalen Medien, ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage IMAS-Umfrage.

Und das nicht ohne Grund: Experten gehen davon aus, dass eine Infornmationsflut wie durch Facebook und Twitter langfristig Stress verursacht und die Gesundheit gefährdet. Es gibt zwar noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem "Social-Media-Burnout", es spricht aber einiges dafür, dass eine übertriebene Nutzung zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne. Diese Auffassung teilt der Psychologe Heiko Schulz mit anderen Experten aus dem Gesundheitsbereich.

Skala von 1-7

Die Befragten der IMAS-Studie wurden gebeten, auf einer Skala von eins bis sieben, wobei eins Stillstand und sieben rasendes Tempo bedeutet, zu beurteilen, wie schnell die Zeit läuft. Die durchschnittliche Zahl lag bei 5,6, die von den meisten gewünschte Geschwindigkeit der Veränderung lag aber bei 3,7. Dieser Eindruck der Geschwindigkeiten weise über alle soziodemografischen Gruppen eine nahezu idente Ausprägung auf, analysierte IMAS. An der Umfrage von 11. bis 22. März 2013 nahmen 1.046 Österreicher, statistisch repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren, in persönlichen Interviews teil.

77 Prozent haben den Eindruck, dass das Internet und die digitalen Medien das Tempo in der Gesellschaft erhöhen. Ein Zehntel fand, das sei nicht der Fall, und 13 Prozent machten keine Angabe. Diese Werte ziehen sich in etwa gleichbleibend quer durch alle Alters- und Bildungsschichten. Bei der Generation 50 plus, den Höhergebildeten und Landeshauptstadtbewohnern sehen sogar über 80 Prozent das Internet als Antreiber.

Der Fragebogen

Basis: Österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre. Die Personen wurden gebeten anhand der Vorlage eines Bildblattes (siehe unten), ihre Einschätzung mitzuteilen.

Frage: "Was würden Sie sagen, wie schnell läuft die Zeit - wie schnell oder langsam verändert sich alles? So kann man das natürlich nur schwer sagen, aber ich habe hier ein Bildblatt mitgebracht. Punkt eins auf diesem Bild würde bedeuten, die Zeit steht fast still und sieben, die Zeit ändert sich rasend schnell. Welche Nummer von eins bis sieben würden Sie für unsere heutige Zeit typisch fnden?"

"Wenn Sie es bestimmen könnten: Mit welchem Tempo sollte sich alles ändern? Was wäre Ihnen am liebsten?"

Österreichern geht das Leben zu schnell

Im Bundesländervergleich ist in Salzburg, Tirol und Vorarlberg für die meisten, nämlich 88 Prozent, die digitale Welt ein Tempomacher. Auch in Oberösterreich ist der Wert mit 81 Prozent leicht erhöht, in Wien (78 Prozent) liegt er wie in der Steiermark und in Kärnten mit genau drei Viertel der Befragten in etwa beim Durchschnitt. Nur unter den Niederösterreichern und Burgenländern meinen lediglich 68 Prozent, Internet und Co. würden die Veränderungen in der Gesellschaft beschleunigen.

Die Informationsflut durch Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter kann Stress verursachen - nach Ansicht eines Experten auch so sehr, dass es die Gesundheit gefährdet. Wie genau sich der Informationsstress durch Hunderte Tweets, Statusmeldungen und Kontaktanfragen auswirkt, sei bisher zwar noch nicht in Studien erforscht worden, erklärt der Psychologe Heiko Schulz. Der Begriff Burnout ist unter Experten allerdings umstritten. Viele kritisieren, dass es sich um eine Modediagnose handle, hinter der sich psychische Erkrankungen wie Depressionen versteckten.

Gerade die "digital natives" - also junge Nutzer, die im Internet zu Hause sind - seien potenziell gefährdet, sagte Schulz. "Ihnen fällt die Grenzziehung zwischen Privat- und Berufsleben schwer, sie sind immer erreichbar", sagte er. Für Stress sorgten aber nicht die Sozialen Netzwerke allein - doch in Verbund mit Zeitdruck, wenig Kontrolle über die eigene Arbeit und geringem Handlungsspielraum könne die ständige Informationsflut durchaus zu Erschöpfungszuständen führen.

Um der Überlastung vorzubeugen, müsse jeder einzelne Strategien entwickeln, die über den üblichen Tipp - "einfach mal abschalten" - hinausgingen, so Schulz. Auch der Arbeitgeber könne ein Bewusstsein für die Relevanz des Themas schaffen, etwa durch die Schulung von Führungskräften.

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ARCHIV - ILLUSTRATION - Das Symbolfoto zeigt eine depressive Frau an ihrem Arbeitsplatz in Köln (Archivfoto mit Zoomeffekt vom 24.06.2010. Das Wort Burnout ist in aller Munde. Wer sich noch nicht ausgebrannt..fühlt, gehört womöglich schon einer Minderheit an. Das Volksleiden..hat eine Vielzahl von Geschäftsideen hervorgebracht. Ihre Heilkraft..ist allerdings so unbestimmt wie die Diagnose Burnout selbst. Foto: Oliver Berg dpa (zu dpa KORR-Inland: "Businessplan Burnout - Geschäft mit dem Volksleiden" vom 10.12.2011) +++(c) dpa - Bildfunk+++
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Das tut man am besten, wenn ein Burnout zu drohen beginnt bzw. um die Gefahr überhaupt zu vermeiden:

  • Gezielte Pausen zur Entspannung
  • Körperlicher Ausgleich, Sport betreiben (ohne Leistungszwang)
  • Beruf- und Privatleben klar trennen, auf eine ausgewogene "work-life-balance" achten
  • Gesunde Lebensführung: Alkohol, Nikotin und ungesunde Ernährung reduzieren
  • Realistische Ziele setzen
  • bewusst Zeit nehmen für Partnerschaft, Familie, Freunde, Hobbys oder um einfach mal gar nichts zu tun
  • Handy bewusst an einem Tag pro Woche ausschalten
  • Für guten, erholsamen Schlaf sorgen
  • Mut zum "Nein"-Sagen
Österreichern geht das Leben zu schnell
Die Öffentlichkeit jenes Grüns mitten in der pulsierenden Metropole war genau die richtige Bühne für das Sehen und Gesehen werden einer neuen Jugendkultur. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Bild: Hyde Park. Heute

In unserem Nachbarland gab es 2011 52 Millionen Fehltage wegen psychischer Leiden. Jetzt wollen die Länder mit einer sogenannten "Anti-Stress-Verordnung" gegensteuern und die Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichten, ihre Angestellten vor Stress zu schützen. Die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) will das möglichst schnell durchsetzen. Das Thema psychische Belastung am Arbeitsplatz habe inzwischen eine enorm hohe gesellschaftliche Relevanz. Die Zahl der Erkrankungen sei so hoch, dass es inzwischen ernsthafte Schäden für die Volkswirtschaft und für die Sozialkassen gebe. "Der Bundestag sollte unserer Initiative deshalb folgen", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.

Bereits heute bringt Hamburg und fünf weitere Bundesländer die "Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch psychische Belastungen bei der Arbeit" in die Länderkammer ein. Die neue Verordnung sieht vor, dass Arbeitgeber verpflichtend Schutzmaßnahmen gegen schädliche psychisch krankmachende Faktoren trifft. Dabei muss durch eine Befragung im Betrieb ermittelt werden, wie hoch die Belastung eingeschätzt wird. Geregelt werden soll in diesem Zusammenhang auch der Arbeitsrhythmus - verlorene Freizeit muss so schnell wie möglich nachgeholt werden. Bei flexiblen Arbeitszeiten sind Arbeit und Freizeit klar zu trennen.

Fürsorgepflicht

In Österreich gibt es im Angestelltengesetz einen Passus, der besagt, dass Arbeitgeber verpflichtet sind, "alle Einrichtungen bezüglich der Arbeitsräume und Gerätschaften herzustellen und zu erhalten, die mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Dienstleistung zum Schutze des Lebens und der Gesundheit der Angestellten erforderlich sind". Mehr Infos siehe hier: § 18. AngG Fürsorgepflicht

Zwischen 50 und 60 Prozent aller Krankenstände sind auf Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen, sagen internationale Studien. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten durch verminderte Arbeitsleistung und -produktivität betragen in Österreich bis zu 3,3 Milliarden Euro.

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Leistungsdruck ist für drei Viertel der Befragten ein Problem am Arbeitsplatz.

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