Eisenmangel macht aus Kuhmilchprotein ein Allergen

Eisenmangel macht aus Kuhmilchprotein ein Allergen
Wiener Wissenschaftler identifizierten einen Mechanismus für die Entstehung von Kuhmilchallergie.

Die mangelnde Bindung von Eisen an Proteine, die potenziell Allergien auslösen können, dürfte einen breit wirksamen Mechanismus für die Entstehung von Allergien darstellen. Nach dem Nachweis dieses Mechanismus für das Haupt-Birkenpollenallergen "Bet v 1" vor rund zwei Monaten gelangten Wiener Wissenschaftler beim primären Kuhmilchallergen (Beta-Laktoglbulin) zum selben Ergebnis.

Eine echte Milchallergie kommt bei etwa zwei bis drei Prozent der Kinder in Europa, noch seltener bei Erwachsenen, vor. Das Immunsystem bildet dabei mehr und aktivierte Th2-Lymphozyten. Sie wiederum produzieren vermehrt Immunglobulin E (IgE), was die allergischen Symptome entstehen lässt.

Ein Wiener Wissenschaftlerteam dürfte mit seinen Arbeiten an den Ursprung dieser krank machenden Mechanismen gelangt sein. Nachdem sie Anfang Juni in einer Arbeit im "Journal of Biological Chemistry" zeigten, dass das hauptsächliche Birkenpollenallergen "Bet v 1" nur dann allergisch wirkt, wenn es in seinen "Taschen" kein Eisen aufgenommen hat, dokumentierten sie jetzt in "PLOS One" mit einer weiteren Publikation, dass dies auch für das Kuhmilchallergen Beta-Laktoglobulin zutreffen dürfte.

Eisenmangel-Mechanismus

Das Protein gehört zur Proteinfamilie der Lipokaline. Auch die Lipokaline besitzen molekulare Taschen, in die Eisen-Ionen passen. Das Eisen ist über sogenannte Siderophore am Protein gebunden. Die Studienautoren zeigten nun, dass ein "leeres" Milchprotein, also ein Protein ohne Eisen und Siderophore, die Aktivierung von Th2-Lymphozyten unterstützt. Erst dann kann die Produktion von IgE-Antikörpern gegen das Milchprotein angekurbelt werden, die betroffene Person wird sensibilisiert und kann gegen Milch allergisch reagieren.

Studienautorin Erika Jensen-Jarolim: "Eine der brennendsten Fragen, die wir beantworten möchten, lautet: Warum sind diese Milchproteine mehr oder weniger mit Eisen beladen? Dabei könnte die Haltung und Fütterung der Kühe eine Rolle spielen. Ob biologisch oder konventionell produzierte Milch mehr oder weniger Eisen-beladenes Protein enthält, muss noch untersucht werden. Lipokaline gibt es bei allen Säugetieren. Wir gehen wir davon aus, dass wir unsere Erkenntnisse auch auf die Milch anderer Tierarten übertragen können." Es wäre beispielsweise denkbar, dass Bio-Futter günstiger sein könnte als Soja-Futter aus der Massenfutter-Herstellung.

Die Forschungsarbeiten gehen weiter: Es gibt bereits Hinweise darauf, dass der Eisenmangel-Mechanismus auch bei Schimmelpilz-Allergien eine Rolle spielt.

In Österreich sind allein rund 400.000 Menschen von Birkenpollen-und den damit auch verbundenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten betroffen. Milchallergien sind wesentlich seltener. Sie werden oft mit der Laktose-Intoleranz verwechselt. Es handelt sich dabei jedoch um zwei ganz unterschiedliche Mechanismen im Körper. Bei der Laktose-Intoleranz, wird Milchzucker schlecht verdaut, weil das Enzym Laktase fehlt. Bei der potenziell viel gefährlicheren Kuhmilchallergie richtet sich jedoch das körpereigene Immunsystem mit IgE-Antikörpern gegen das Milchprotein.

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