Dino-Killer-Asteroid vernichtete das Leben nur kurz
Vor 66 Mio. Jahren schlug ein Asteroid in die Erde ein. Die Folgen waren dramatisch: 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, darunter die Dinosaurier, starben aus. Am Einschlagsort im heutigen Golf von Mexiko kehrte das Leben überraschend schnell - und rascher als sonst wo - zurück. Bereits nach 30.000 Jahren gab es dort wieder ein blühendes Ökosystem, berichten Forscher im Fachjournal „Nature“.
Vor zwei Jahren haben Wissenschafter in einem internationalen Projekt Bohrungen im sogenannten Chicxulub-Meteoritenkrater durchgeführt, beteiligt daran waren auch Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien. Der größte Teil des rund 200 Kilometer großen Kraters liegt im Golf von Mexiko, ein Teil des Kraterrandes ist am nordwestlichen Ende der mexikanischen Halbinsel Yucatan zu erkennen.
An Aufarbeitung und Analyse der über 800 Meter langen Bohrkerne war Ludovic Ferriere, Meteoritenforscher am NHM, beteiligt. „Rund ein Monat lang haben wir - 30 Wissenschafter aus zwölf Ländern - in zwei Schichten sieben Tage die Woche die Bohrkerne in Längsrichtung auseinandergeschnitten, beschrieben und analysiert“, erklärte Ferriere. Als Impakt-Experte interessierte sich Ferriere dabei vor allem für geschockten Quarz, wie er in Einschlagskratern auftritt.
Zwei bis drei Jahre Todeszone
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Texas in Austin konnte anhand von Mikrofossilien, den Überresten einzelliger Organismen wie Algen und Plankton sowie Spuren in den Bohrkernen die Rückeroberung des Kraters durch Lebewesen belegen. Dabei zeigte sich, dass bereits zwei bis drei Jahre nach dem Einschlag wieder erstes Leben im Krater auftrat. 30.000 Jahre nach dem Impakt gab es dort reichhaltiges Phytoplankton, das eine artenreiche Gemeinschaft von Lebewesen ermöglichte.
Die winzigen Fossilien sind für die Wissenschafter nicht nur ein allgemeiner Hinweis auf die Bewohnbarkeit der Umwelt rund um den Einschlagsort. Ihre schnelle Rückkehr lege auch nahe, dass bereits kurz nach dem Einschlag auch andere Lebensformen im Krater leben konnten.
Für Studienleiter Chris Lowery vom Institut für Geophysik der Universität Texas ist das „überraschend schnell“. Denn bisher ging man davon aus, dass es speziell in der Umgebung der Einschlagsstelle aufgrund schädlicher Umwelteinflüsse, wie etwa giftiger Metalle, am längsten dauert, bis Lebewesen wieder Fuß fassen können.
Offensichtlich könne man keine allgemeinen Voraussagen über die Erholung des Lebens nach einem Impakt treffen, betonen die Forscher. Die Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Rückkehr des Lebens in erster Linie von lokalen Faktoren beeinflusst wird. In anderen Gebieten der Welt habe es nach dem Einschlag bis zu 300.000 Jahre gedauert, bis sich das Leben in ähnlicher Form wie im Chicxulub-Krater regenerierte.
Während Bohrproben aus anderen Teilen der Welt nur wenige Millimeter Material enthalten, das in den Momenten nach dem Aufprall abgelagert wurde, finden sich in den dem Krater entnommenen Bohrkernen mehr als 130 Meter dieses Materials. „Wir haben hier im Impact-Krater ein ganzes Buch über die Wiederansiedlung des Lebens geborgen, während wir an anderen Orten nur einzelne Seiten finden“, sagte Ferriere. Die Wissenschafter können damit die tägliche, wöchentliche, monatliche und jährliche Änderungen des Fossilienbestandes nachvollziehen.
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