Jeder Patient tickt anders

Jeder Patient tickt anders
Durch die Typisierung von Patienten könnten Ärzte besser auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Die Gruppe der traditionellen Patienten geht kaum zur Vorsorgeuntersuchung – dafür sind Traditionelle gegenüber Ärzten sehr autoritätsgläubig und befolgen artig die Medikamentenempfehlungen. Im Gegensatz dazu sind die "Performer" so stark auf den Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit bedacht, dass sich vier von zehn sogar jährlich durchuntersuchen lassen.

Das Institut "Integral Markt- und Meinungsforschung" hat im Auftrag des Janssen Forums 1000 Österreicher zu Gesundheitsthemen befragt und sie nach ihren Werten, Lebensweisen und ihrer Alltagswirklichkeit in sogenannte Sinus-Milieus gruppiert (siehe Grafik). Wie die Umfrage zeigt, haben diese Gruppen in Gesundheitsfragen höchst unterschiedliche Zugänge. Die Gruppe der "konsumorientierten Basis" ist etwa häufig überfordert mit Gesundheitsfragen und hat dementsprechend ein geringes Körperbewusstsein. Ähnlich geht es der "bürgerlichen Mitte". Mit besonders hohen Ansprüchen gehen hingegen die "digitalen Individualisten" zum Arzt – sie stellen Diagnosen schnell infrage und wechseln auch gerne den Behandler, wenn sie nicht seiner Meinung sind.

Bedürfnisse

"Dass es unterschiedliche Persönlichkeiten und Bedürfnisse gibt, vergessen wir oft in der Medizin", sagt dazu der Psychotherapeut und Onkologe Univ.-Prof. Alexander Gaiger vom AKH Wien, in dessen Ambulanz schon seit Jahren Patiententypologien berücksichtigt werden.

Ein Arzt, der sich auf seine Patienten einstellt, hätte mehr Handlungsoptionen. "Lebensstiländerungen sind sehr schwierig. Lebensstil ist keine freie Entscheidung, wie ein Mantel, den man an- oder auszieht. Bei den betroffenen Patienten keinen Druck aufzubauen, kann manchmal mehr ermöglichen", sagt Gaiger.

Patientenanwalt Gerald Bachinger bemängelt, das mündliche Bekenntnis des "Patients im Mittelpunkt" sei im Gesundheitswesen zwar in aller Munde, doch es werde noch viel zu wenig darauf eingegangen. Bedürfnisorientierte Ansätze müssten mehr Eingang in die Praxis finden. "Die Ergebnisse sollten in die Fort- und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems Eingang finden."

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