Die rotweißrote Kühldecke auf dem Mars

Landemodul „Schiaparelli“ und Orbiter erreichen den Mars
Computern ist im All kalt oder zu warm. Eine heimische Firma löst das Problem.

Wenn kommende Woche das Landemodul "Schiaparelli" den Mars erreicht, ist auch ein bisschen Österreich dabei: Im Rahmen des ESA-Marserkundungsprogramms "ExoMars" schützt eine Thermalisolation von Ruag Space – die größte heimische Firma für Weltraumtechnik – den Orbiter, der sechs Jahre lang in 400 km Höhe den Planeten umkreisen soll. Das Wiener Weltraumtechnikunternehmen lieferte auch wichtige Elektronikbaugruppen für den zentralen Steuerungscomputer des "Trace Gas Orbiter".

Das Landemodul – benannt nach dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli, der 1877 die "Marskanäle" entdeckte – soll derweil Erkenntnisse für künftige Landungen gewinnen: Mit "Schiaparelli" soll die Technologie für eine kontrollierte Landung auf der Marsoberfläche auch von schweren Nutzlasten für zukünftige unbemannte und bemannte Mars-Erkundungsmissionen erprobt werden.

Und wie immer der Frage nachgehen, ob je Leben auf dem Mars existierte.

Die Expeditionen

ExoMars ist ein gemeinsames Programm der europäischen Weltraumagentur ESA und der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos zur Erkundung des Mars und seiner Umgebung. Hauptziel ist die Untersuchung, ob auf dem roten Planeten jemals Leben existiert hat oder sogar noch existiert. Gleichzeitig sollen neue Technologien für zukünftige bemannte und unbemannte Marsmissionen erprobt werden. Zu diesem Zweck ist das ExoMars Programm zweigeteilt. Die erste Mission wurde am 14. März 2016 gestartet und besteht aus einem Marsorbiter, eben dem sogenannten Trace Gas Orbiter (TGO), und dem "Schiaparelli".

Die zweite Mission startet 2020 und wird einen europäischen Mars-Rover mit rund 300 kg sowie eine feste russische Station auf dem Mars absetzen. Beide Missionen werden von Baikonur aus mit russischen Proton Raketen ins Weltall gebracht. Hauptauftragnehmer für die erste Mission ist der internationale Weltraumtechnikkonzern Thales Alenia Space.

Die Hülle

Die Schutzhülle „made in Austria“ besteht aus mehreren Lagen sehr dünner metallbedampfter Kunststofffolie und wird von Ruag Space den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend ausgelegt, sowie an die komplexe Satellitenoberflächenform individuell angepasst. Um die von den wissenschaftlichen Instrumenten erzeugte Wärme abzustrahlen, sind einzelne Oberflächenbereiche mit von Ruag Space auf Paneelen montierten Radiatorflächen, sogenannten OSRs (Optical Solar Reflectors), bedeckt. So lässt sich auch in der Nähe des kalten Planeten weitab von den wärmenden Sonnenstrahlen ein gleichmäßiges und für die Geräte im Inneren des Satelliten geeignetes Temperaturniveau erreichen. Eines dieser Geräte ist der zentrale Steuerungscomputer des Orbiters, der von der schwedischen Schwesterfirma RUAG Space AB geliefert wurde und für den RUAG Space Austria die Schnittstellenelektronik entwickelt und geliefert hat.

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