Die 50:50-Chance auf Rauchstopp

Die 50:50-Chance auf Rauchstopp
Der ehemalige Arzt von Hermann Maier bewirbt eine neue Methode, durch die jeder Zweite von der Zigarette loskommt.

Huach, låssts ma wenigstens dös Rauchen, i håb ja sonst nix mehr." Am Nikotin-Institut bei Univ. Doz. Ernest Groman finden auch solche Therapiegespräche statt, "klassischerweise sitzt da ein Arbeitsloser vor mir, der 40 Zigaretten am Tag raucht und dafür ein Fünftel seines Monatsbudgets ausgibt". Den Mann aufgeben? "Warum? Wenn er es schafft, sich das Rauchen abzugewöhnen, ist das womöglich das erste Erfolgserlebnis seit langer Zeit."

Den meisten Erfolg verspricht eine Kombination aus Verhaltenstherapie und Medikamenten (30-prozentige Erfolgsrate), sagt Groman. Laut dem Sportarzt Johannes Zeibig, der in Österreich No-Smoking-Camps leitet, ist aber weit mehr drin. "Ich bewerte die Erfolgsaussichten meiner Methode, weil evaluiert, auf 45 bis 50 Prozent."

Unseriös wäre es hingegen, 100 Prozent zu versprechen, sagt der ehemalige Leibarzt von Ski-Ass Hermann Maier (bis 2003). Zeibig kombiniert Hypnose mit Verhaltenstherapie, Gruppendynamik und Energiepsychologie, ohne Gabe von Medikamenten. Die medizinische Hypnose ist etwas anderes als die verpönte Jahrmarkt-Hypnose. Oft kommt es vor, dass bei Rauchern die Erwartungshaltung extrem hoch sei. Aber die Zeiten, wo hypnotisierte Menschen passiv in tiefer Trance jegliche Verantwortung an den Arzt abstreifen konnten, sei vorbei, sagt Zeibig.

Das Leben, ein Traum

"Ich führe ein Gespräch mit dem Patienten, der sich in einer Art Tagtraum-Zustand befindet. Wir sprechen über das, was das Leben schön macht. Bei mir ist das Glück, Tanzen, Sex, Schmusen, Tiere und Motorkunstflug." Sinn der Übung? Wenn das Verlangen zurückkehrt, kann der Patient an etwas Schönes denken, das zuvor in seinem Unterbewussten verankert wurde.

Klingt einfach, aber nicht alle angehenden Ex-Raucher steigen darauf ein. Zeibig unterscheidet verschiedene Typen. Die höchsten Erfolgsaussichten hätten Willensstarke . 80 Prozent dieses Typs verabschieden sich von den Tschik. So wie Zeibig selbst, der 1994 von einem Tag auf den anderen aufhörte. "Ich habe erkannt, dass das Rauchen nichts für mich ist."

Chancen haben auch die Braucher. Das seien hart arbeitende Menschen, die das Nikotin als "letzte Zuflucht" akzeptieren. Zu diesem Typ zählt Zeibig den Dirigenten Herbert von Karajan. "Eine Mischung aus hoher Impulskontrolle und Selbstdisziplin. Ein Beispiel dafür, dass Selbstdisziplin allein nicht reicht, um aufzuhören. Dieser Mensch hat sich für Momente des Nikotinmissbrauchs entschieden."

Dem Verdränger gibt Zeibig nur 20 Prozent. "Das sind Menschen, die vergessen haben, was ihre wahren Bedürfnisse sind. Die sich fragen: War das alles?" Die Antwort des Arztes, der Mut machen will: Aber sicher nicht!

Wussten Sie, dass...

.. Raucher im Schnitt sieben bis zehn Lebensjahre verlieren? Rauchen gilt als das schwerwiegendste vermeidbare Gesundheitsrisiko. So haben Raucher im Schnitt um zehn Jahre früher einen Schlaganfall als Nichtraucher, wurde beim Schlaganfall-Kongress in Ottawa vor wenigen Tagen berichtet. Auch die Chance für einen zweiten Schlaganfall sei größer.

... Ex-Raucher nicht nur einmal Willensstärke bewiesen haben, sondern nach Erfahrungen von Johannes Zeibig auch im Job erfolgreicher sind als Raucher, und sogar als Menschen, die noch nie zur Zigarette gegriffen haben?

... sich Ex-Raucher gut im Griff haben? Bei einer Studie am Trinity College (Dublin, 2011) wurden den Testpersonen (13 Raucher, 10 Ex-Raucher, 13 Nichtraucher) Bilder gezeigt, die mit Rauchen in Verbindung stehen - und nur bei den Ex-Rauchern blieb der Gehirnbereich, der für Belohnung zuständig ist, still.

... Arbeitgeber beim Ausstieg aus der Sucht Anreize bieten könnten? Laut Univ.Doz. Groman vom Nikotin Institut könnten Firmen etwa Gehaltserhöhungen von 300 bis 400 Euro oder Mehr-Urlaub ausloben. Offen bleibt, wie die Nichtraucher im Betrieb reagieren würden.

... 14.000 Österreicher im Jahr vorzeitig an den Folgen des Rauchens sterben ? In Deutschland sind es zehn Mal so viel. Mehr als die Hälfte der Raucher wollen mit dem Rauchen aufhören, aber nur drei bis sechs Prozent schaffen es in Eigenregie.

... die Kosten von 440 Euro für ein No-Smoking-Camp kein hinausgeschmissenes Geld sind? Bei durchschnittlichen Gehältern seien derartige Ausgaben eine wichtige Motivation, um einen ernsthaften Versuch zu unternehmen, sagt Groman. Freiatmer-Trainings finden vom 18.-20.11. in Wien, und vom 26. -28.1. bei Salzburg statt (freiatmertraining.com).

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