Delfine behalten ihre Individualität trotz starker Bindung

Die Meerestiere nutzen Pfeiflaute als "Namen", um sich unter Wasser identifizieren zu können.

Die Tümmler kommunizieren mit hochfrequenten Pfeiflauten. Diese nutzen sie als eine Art "Namen", um sich auch über große Distanzen unter Wasser identifizieren zu können. Dies fanden Forscher der Universitäten Zürich und Western Australia sowie der University of Massachusetts heraus, wie sie im Fachmagazin Current Biology berichten.

Delfine sind intelligente Wesen, die zu starken Beziehungen fähig sind. Innerhalb ihrer Population gehen männliche Tümmler komplexe mehrstufige Allianzen ein, wie aus einer Mitteilung der Universität Zürich vom Donnerstag hervorgeht. Diese Bindungen reichen von einer losen Interessensgemeinschaft bis hin zu einer lebenslangen, intensiven Freundschaft. Vor allem in der Paarungszeit spannen Männchen eng zusammen, um sich mit einem Weibchen zu verpaaren.

Pfeiflaute aufgezeichnet

In Shark Bay in Westaustralien studierten die Wissenschafter 17 erwachsene Delfine und sammelten mit Unterwassermikrofonen Aufnahmen der Pfeiflaute der Tiere. Anschließend ermittelten sie das individuelle Stimmlabel jedes Männchens. Die Forscher untersuchten, wie ähnlich sich die Identitätssignale innerhalb einer sehr engen Allianz als auch innerhalb eines anderen Netzwerks der Delfin-Gemeinschaft waren.

Es zeigte sich, dass männliche Delfine trotz ihren starken sozialen Bindungen ihre individuellen Pfeiflaute beibehalten und sich diese nicht im Laufe der Zeit einander anpassen. Ein ungewöhnlicher Befund für die Forscher. Denn es kommt oft vor, dass Paare oder Gruppen im Tierreich ihre Rufe einander annähern, um ihre Zugehörigkeit zu unterstreichen. Dies ist etwa bei einigen Papageien, Fledermäusen, Elefanten und Primaten der Fall.

Bei männlichen Tümmlern passiert genau das Gegenteil. Jedes Männchen behält seinen eigenen, individuellen Ruf und unterscheidet sich von seinen Bündnispartnern, auch wenn sie eine sehr starke Bindung zueinander entwickeln. Der beibehaltene, individuelle Name hilft den Männchen laut den Forschern, ihre vielen verschiedenen Beziehungen im Auge zu behalten. So haben sie den Überblick über ihre eigenen Freunde, die Freunde ihrer Freunde und über Konkurrenten.

Komplexes soziales Netz

Damit gelingt es den Delfinen, ein komplexes soziales Netz von Beziehungen auszuhandeln. "Neben dem Menschen scheinen bisher nur Delfine ihre individuellen 'Namen' zu behalten, wenn es um die Bildung von engen und langen kooperativen Beziehungen geht", wird Erstautorin Stephanie King von der Uni Westaustralien in der Mitteilung zitiert.

Um ihre Nähe auszudrücken, bedienen sich männliche Delfine auch Körpersignalen wie Streicheln und synchronen Verhaltens. Zudem geben sie sich hin und wieder einen Klaps. Die Wissenschafter um Michael Krützen vom Institut für Anthropologie der Uni Zürich wollen die Beziehungen zwischen den Männchen einer Allianz weiter untersuchen, um herauszufinden, ob diese zwischen allen Beteiligten gleich stark ausgeprägt sind oder nicht.

Kommentare