Hundetrieben mit Hormonen beikommen

Ist Nachwuchs nicht erwünscht, muss verhütet werden.
Die chemische Kastration von Hunden ist im Gegensatz zum chirurgischen Eingriff umkehrbar.

Der Sexualtrieb bei Hunden kann belastend sein – für Haustier und für Halter. Läufige Hündinnen sind unruhiger als sonst, sie fiepen, sind extrem anhänglich und biedern sich nicht nur potenziellen Partnern an. Paarungsbereite Rüden wimmern und heulen laut, schnüffeln und lecken ausgiebig, springen häufig auf und neigen zum Durchbrennen. Die Lust steuert sie, aber sie dürfen nicht.

Viele Haustierbesitzer wollen den Sexualtrieb ihres Schützlings unterbinden und Nachwuchs verhindern. "Die operative Entfernung der Keimdrüsen ist nur eine Möglichkeit", sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, wie die hormonelle Kastration erfolgt und für welche Vierbeiner sie sinnvoll und zugelassen ist.

Hormonbehandlung

"Es gibt unterschiedliche Ansätze in der Hormonbehandlung", sagt Reitl. Vergleichbar der Antibabypille in der Humanmedizin werden bei der Hündin z.B. Substanzen eingesetzt, die die Reifung der Eizellen bzw. den Eisprung blockieren. Die "Pille" für die Hündin ist allerdings meist eine Spritze, die hormonelle Schwankungen ausbalanciert und damit für ein ausgeglichenes Verhalten sorgt. Die Medikamente müssen regelmäßig verabreicht werden, die Intervalle betragen Wochen bis Monate – je nach Präparat. "Die Verhütungsmethoden schützen nicht zu hundert Prozent", weiß die Tierärztin aus der Ordination Schönbrunn.

Auch bei Rüden gibt es umkehrbare Möglichkeiten, den Geschlechtstrieb einzudämmen. Neben der Spritze kann ein Hormon-Chip unter die Haut implantiert werden, je nach Stärke macht er den Hund sechs bis zwölf Monate unfruchtbar. Er ist derzeit nur für männliche Tiere zugelassen. "Die chemische Kastration hilft vielen Haltern bei der Entscheidung, ihren Hund mit einem chirurgischen Eingriff irreversibel kastrieren zu lassen oder nicht", sagt Reitl. Macht die Paarungslust Pause, sind das dominante Gehabe und die Revierkämpfe tatsächlich hormonell bedingt. Das mühsame Verhalten könnte ja auch am Charakter oder an der Erziehung liegen.

Vor- und Nachteile

"Die Kontrolle jeder hormonellen Kastration ist aufwendig. Die Wirkung ist unsicher. Außerdem hat das Zuführen von Hormonen Nebenwirkungen", fasst der Tiercoach die Nachteile zusammen. Und die Vorteile? Für die Kastration auf Zeit ist keine Narkose notwendig. Vor allem aber: "Die Tiere könnten doch noch zur Zucht eingesetzt werden."

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