Bis zu 14 Wochen Wartezeit auf eine MR-Untersuchung

Die Anwendungsgebiete der Magnetresonanztomografie wurden in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Aber der Bedarf kann mit den zur Verfügung stehenden öffentlichen Mitteln nicht gedeckt werden.
Knappe Mitttel: Diagnosen und Therapien werden deutlich verzögert.

Von der Knie- oder Schulterverletzung bis zur Krebsdiagnose: Die Magnetresonanztomografie – sie kommt ohne Röntgenstrahlen aus – wird in immer mehr Fällen zur ersten Wahl. Doch jetzt schlagen die Radiologen Alarm: Die Wartezeiten auf eine MRT-Untersuchung im niedergelassenen Bereich betragen mittlerweile bis zu 14 Wochen: "Und das ist keine Seltenheit mehr", sagt Radiologe Friedrich Vorbeck, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Radiologie. "14 Wochen sind für die Patienten eine Katastrophe."

Der Bedarf an Untersuchungen steigt jährlich um acht Prozent – wegen des Bevölkerungszuwachses, der älter werdenden Bevölkerung und der Ausweitung der Anwendungen. "Aufgrund von Sparmaßnahmen des Hauptverbandes wird die Honorarsumme für die öffentlich finanzierten MR-Untersuchungen seit 2010 aber pro Jahr nur um 0,5 Prozent erhöht." Gleichzeitig verschärfe sich auch in den Spitälern durch den Personalmangel – "nicht nur bei den Ärzten, auch bei den anderen Berufsgruppen" – die Situation. Die langen Wartezeiten hätten vielfach negative Auswirkungen für die Patienten, sagt Vorbeck:

  • spätere Diagnosen
  • länger Schmerzen
  • später die richtige Behandlung
  • in vielen Fällen ein Fortschreiten der Erkrankung– längere Krankenstände.

"Dramatische Szenen"

"Wenn Sie heute wegen eines Termins anrufen, bekommen Sie in manchen Instituten erst einen im August", so Vorbeck. Besonders schlimm werde es, wenn dann noch aufgrund eines technischen Problems ein Gerät für mehrere Tage ausfällt: "Dann spielen sich dramatische Szenen am Schalter ab."

In der Radiologie habe sich mittlerweile eine Zwei-Klassen-Medizin etabliert, sagt Vorbeck. "In privaten Instituten bekommen Sie um rund 200 Euro innerhalb von 48 Stunden eine Standarduntersuchung, etwa für Knie oder Schulter. Und derzeit werden immer mehr Geräte im privaten Bereich aufgestellt." Im Jahr 2008 habe es diese Zwei-Klassen-Medizin in der Radiologie noch nicht gegeben: "Da haben Sie auch in einem öffentlichen Institut innerhalb von zwei bis drei Tagen einen Termin bekommen." Sinn eines modernen und sozialen Gesundheitssystems müsse es aber sein, "allen Versicherten die medizinisch notwendigen Leistungen in annehmbarer Wartezeit zur Verfügung zu stellen".

Studien zeigen in immer mehr Bereichen einen Vorteil durch eine MRT-Untersuchung. Bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko zum Beispiel ist die MRT das genaueste Verfahren: "Alleine mit Mammografie und Ultraschall können nicht alle Karzinome erkannt werden", so Univ.-Prof. Michael Fuchsjäger, MedUni Graz. Bei Männern mit erhöhtem PSA-Wert, aber unauffälliger (negativer) Ultraschallbiopsie (Gewebeentnahme) der Prostata können erst mit einer MRT in vielen Fällen Tumore nachgewiesen werden, so Prim. Univ.-Prof. Wolfgang Schima, Präsident der Österr. Röntgengesellschaft.

Priv.-Doz. Pascal Baltzer, AKH Wien/MedUni Wien: "Mit der modernen MRT können wir nicht nur die Diagnose stellen, sondern auch sagen, wie schlimm die Erkrankung ist und die Therapie optimal planen."

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