Paddingtons Verwandtschaft: Wie Bären in Peru und Österreich leben

Ein Brillenbär schläft auf einem kahlen Baum.
Von den acht Echten Bären lebt nur der Brillenbär in Südamerika. Ein Überblick zum Filmstart von "Paddington in Peru".

Jetzt also das „dunkelste Peru“. In seinem dritten Filmabenteuer reist Paddington Bär mit rotem Hut, besten Manieren und Londoner Familie in seine alte Heimat. Doch das ersehnte Wiedersehen mit Tante Lucy gerät zur turbulenten Suche im Regenwald, denn Paddingtons bäriger Vormund ist aus dem Seniorenheim verschwunden.

„In Südamerika gibt es eine einzige Bärenart“, sagt Georg Scattolin von WWF-Österreich und verweist auf den Brillenbären. Der Leiter der Internationalen Programme bei der Naturschutzorganisation weiß, warum Paddington als Andenbär eine bessere Figur macht denn als Eisbär.

Als heimischer Braunbär hätte der 1958 in einem Kinderbuch geborene Held keine neue Geschichte, lässt sich aus den Verbreitungskarten des Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs herauslesen.

„Brillenbären sind üblicherweise schwarz und haben diese gelbliche Zeichnung auf der Schnauze und oft auch um die Augen“, beschreibt Scattolin die zweitgrößten Landsäuger Südamerikas. 

Den Andenbär gibt es auch in hellem Fell 

Doch das goldene Fell Paddingtons ist nicht reine Fiktion nach Teddybären-Vorbild. 2021 entdeckten Wissenschaftler bei der Bestandsaufnahme in den peruanischen Anden tatsächlich einen Goldbären. Bereits 2016 war einem Wildtierfotografen ein hellhaariges Tremarctos ornatus-Exemplar vor die Kamera gelaufen. „Es ist nicht geklärt, ob es sich bei den Sichtungen um einen Albino mit roten Augen gehandelt hat oder um einen Leuzisten mit wenig Pigmentierung“, sagt Scattolin.

Da Brillenbären generell versteckt leben und einzelgängerisch in Höhen bis zu 3.000 m herumstreifen, ist die Art wenig erforscht. Fest steht, dass sie auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft ist. Hochrechnungen gehen von etwa 24.000 Tieren aus. Der Verlust an Lebensraum sowie Wilderei und Rachetötung setzen der endemischen Spezies zu.

Brillenbären lieben Marmelade und süße Früchte

„Brillenbären ernähren sich meist vegetarisch“, nimmt Scattolin weiter Bezug auf Paddington. So wie der Bär im blauen Dufflecoat für Orangenmarmelade schwärmt, stehen die bis zu 170 Kilo schweren Räuber im Dschungel auf süße Früchte. In ihren bis zu 30 km² großen Revieren fungieren sie denn als Samenverbreiter

Extremere Nahrungsspezialisten sind die Großen Pandabären. Sie verputzen täglich 20 bis 40 Kilo Bambus. Andere Pflanzen, Nager und kleine Huftiere – gejagt oder Aas – machen mit ein Prozent nur minimale Zuspeisen zu den Süßgräsern aus.

Der größte unter den acht Echten Bären wiederum ist fast ausschließlich Fleischfresser: Polarbären vertilgen hauptsächlich Robben. „Eisbären sind wie Pandas in ihrer Existenz bedroht, weil ihr Lebensraum schwindet. Das arktische Packeis geht alle zehn Jahre um zehn Prozent zurück“, kennt Scattolin Zahlen. Das endgültige Aus für die weißen Riesen ist für 2100 prognostiziert.

Braunbär ist in Österreich zwei Mal ausgestorben

Braunbären in Österreich sind bereits zwei Mal ausgestorben; Mitte des 19. Jahrhunderts und 2011, als die Wiederansiedlung offiziell als gescheitert abgehakt wurde. „Derzeit gehen wir von drei bis sechs Individuen aus, die sich teilweise länger in Österreich aufhalten“, sagt Albin Blaschka. Der Geschäftsführer des Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs weiß, dass die Männchen einerseits im Dreiländereck Friaul, Slowenien, Kärnten herumstreifen, andererseits das Tiroler Lechtal vom Trentino kommend bis ins Allgäu durchwandern. 

Dabei hinterlässt Ursus arctos vor allem genetische Spuren, Sichtungen sind höchst selten. „Es gab wenige Fälle von geplünderten Bienenstöcken und gerissenen Nutztieren. 

Scheue Braunbären meiden Menschen

Die Gefahr, dass Mensch und Bär hierzulande aufeinander treffen, ist relativ gering“, sagt Blaschka. Braunbären verfügen nicht zuletzt über sehr feine Sinne und würden einer Begegnung möglichst aus dem Weg gehen.

Leinwandstar Paddington – mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet – läuft dagegen erst an der Seite der Browns zu Höchstformen auf; ob im Dschungel der Großstadt oder Perus.

Kommentare