Asthma und Sport sind kein Widerspruch

Lungenkranke müssen Bergtour gründliche planen.
Medizinische Kontrolle, individuelle Belastung, Fitness und Medikamente sind Voraussetzung für sicheres Bergsteigen.

Sport und die chronische Lungenkrankheit Asthma sind kein Widerspruch. Darauf haben Experten bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), die von 15. bis 17. Oktober in Graz statt findet, hingewiesen. Bei Leistungssportlern kann Extrembelastung allerdings die Krankheit als Co-Faktor mitauslösen. Bergsport ist ein Beispiel.

Jährlich werden die alpinen Gebiete von etwa 40 Millionen Berg- und Skitouristen besucht, etwa 35.000 Gipfelaspiranten halten sich pro Jahr allein am höchsten Berg Afrikas (Kilimandscharo, 5.895 Meter) auf. "Natürlich sind auch Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen dabei, geschätzte vier Prozent. Menschen, die an Asthma leiden, haben nicht generell mit gesundheitlichen Problemen in der Höhe zu rechnen. Es macht aber eine besonders gewissenhafte Vorbereitung und Planung notwendig", betont Martin Burtscher, Leiter des Bereichs Sportmedizin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck.

Weniger Allergien

Mit dem Höhenanstieg nimmt der Luftdruck um etwa zehn Prozent pro 1.000 Höhenmeter ab. Damit reduzieren sich auch die Luftdichte und somit der Sauerstoffpartialdruck, der die Menge des im arteriellen Blut gelösten Sauerstoffs widerspiegelt. Die Lufttemperatur sinkt und die Luft wird zunehmend trockener. Gerade weil viele Asthma-Patienten an allergischem Asthma leiden, kann das aber sogar ein Schutzfaktor sein: Die Allergenbelastung verringert sich mit der Höhe. Das gilt besonders für Hausstaubmilben-, teilweise auch für Pollen-Allergien.

Bergkrankheit

Zwar ist bei größerer Höhe der verringerte Sauerstoffpartialdruck mit Hypoxie (Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff) die Hauptursache für die Entwicklung der Bergkrankheit, die bei akutem Aufstieg in 3.500 Meter beispielsweise 30 bis 40 Prozent der Alpinisten betrifft. Doch, wie Burtscher betont: "Personen mit milder Asthmaerkrankung scheinen, wenn überhaupt, nur geringfügig anfälliger für die akute Bergkrankheit zu sein und sogar Höhen bis über 6.000 m gut zu tolerieren."

Asthmaanfälle

Nicht klar ist, ob in großen Höhen bei manchen Asthmatikern der relative Sauerstoffmangel Anfälle auslösen kann. Der Innsbrucker Experte: "Körperliche Anstrengung und die verstärkte Atmung kalter und trockener Luft können hier den auslösenden Reiz darstellen. Die intensive Belastung in der Kälte dürfte die größere Provokation für die Atemwege darstellen als die Höhe."

Insgesamt könne man sagen, dass bis in Höhenlagen von etwa 3.000 Meter die Klimafaktoren bei moderater körperlicher Aktivität positive Auswirkungen bei Asthmaerkrankung haben, während die mit der Höhe zunehmende Atemtätigkeit bei intensiven Belastungen besonders bei Kälte durchaus zu Atemproblemen führen kann. Burtscher: "Ausreichende Fitness, eine adäquate Kontrolle der Asthmaerkrankung, die individuelle Belastungswahl am Berg sowie das Mitführen geeigneter Bedarfs-/Notfallmedikamente sind wichtige Voraussetzungen für komplikationslose bergsportliche Aktivität in großen Höhen. Wer als Asthmatiker gut eingestellt ist, auf seine Peak-Flow-Meter-Werte schaut und seine Erkrankung vernünftig managt, profitiert vom Bergsport."

Medikamente

Für viele Menschen gehört aber intensiver Hobbysport einfach zum Leben. Hier gilt laut Karin Vonbank, Wiener Pneumologin und Sportmedizinerin: "Man sollte sich vom Arzt beraten lassen. Wenn jemand eine normale Lungenfunktion hat, und das auch durch eine Spiroergometrie belegt ist, gibt es keine Einschränkungen. Natürlich sollten Asthmatiker besonders auf die Symptome achten und Notfallmedikamente mithaben. 15 bis 20 Minuten vor dem Training ein kurz wirksames Beta-Mimemetikum anzuwenden, das die Atemwege erweitert, ist zu empfehlen."

Asthmamedikamente sind in der Vergangenheit immer wieder in den Verdacht der "Dopingmittel" gekommen. "Man hat früher gemeint, Beta-Mimetika würden einen leistungssteigernden Effekt haben", sagt die Expertin. Das ist wahrscheinlich nur in extrem hohen Dosierungen und bei intravenöser Anwendung der Fall. Wobei ein psychologischer Effekt nicht zu übersehen ist: Wer sich extrem stark leistungssportlich engagiert, bei dem kann wohl jedes Mittel - auch ein prinzipiell unwirksames - einen gewissen Effekt haben.

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