70-Jährige Amerikanerin starb durch multiresistenten Keim

Die EU warnt vor multiresistenten Keimen
Bakterium wurde vermutlich aus Indien eingeschleppt. 26 verschiedene Antibiotika blieben wirkungslos.

Nach dem Tod einer 70-jährigen Frau in Nevada sind Mediziner am US-Seuchenzentrum CDC alarmiert: Die Frau war mit "Klebsiella pneumoniae" infiziert und verstarb bereits im September, wie das CDC erst jetzt mitteilte. Keines der 26 in den USA zugelassenen Antibiotika hatte die Infektion bekämpfen können. Sogar sogenannte Reserve-Antibiotika wie Colistin blieben wirkungslos. Diese Mittel dürfen nur sehr restriktiv eingesetzt werden. Sie gelten als letzte Notfallmaßnahme, heißt es im Magazin "Spektrum der Wissenschaft".

Keim aus Indien eingeschleppt

Die Seniorin hatte den Keim vermutlich aus Indien eingeschleppt, wo sie sich in den vergangenen Jahren öfters aufgehalten hatte und dort zuletzt wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden war. Wegen einer akuten, schweren Entzündung war sie längere Zeit in einem Krankenhaus gewesen. Zurück in Nevada, wo der Keim festgestellt wurde, wurde sie auf eine Isolierstation gebracht, was eine weitere Infektion von Personal und Patienten zumindest verhinderte.

Resistenz beruht auf einem Gen

Die Resistenz von Klebsiella-Keimen, die die WHO bereits als "dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen" eingestuft hat, beruht auf einem Gen anmens mcr-1. Es befällt frei bewegliche DNA-Moleküle der Bakterien, die sehr beweglich sind. So kann es sich leicht auf andere Bakterienstämme ausbreiten. Die Sterblichkeitsrate für Infizierte liegt bei 40 bis 50 Prozent, betont die WHO. Bei der in Nevada verstorbenen Patientin haben spätere Labortests allerdings ergeben, dass diese das resistente Bakterium auf einem anderen, noch unbekannten Weg erworben hatte.

Der Fall befeuert die Angst vor Keimen, die mit herkömmlichen Antibiotika nicht behandelt werden können. Das könnte vor allem für bereits geschwächte oder ältere Patienten mit leichteren Erkrankungen zur Gefahr werden. Schon seit Jahren warnen Experten vor einer "post-antibiotischen Ära". Multiresistente Erreger (MRE) sind vor allem im Krankenhausbereich ein weltweit wachsendes Problem. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tiermast sowie eine unsachgemäße Einnahme der Medikamente fördert solche Resistenzbildungen.

2016 erstmals "Super-Erreger" in den USA

Im Mai 2016 war in den USA erstmals ein sogenannter Super-Erreger entdeckt worden, der gegen alle bekannten Behandlungsmethoden immun ist. Bei einer 49-Jährigen aus dem Bundesstaat Pennsylvania war bei einem Harnwegsinfekt ein E-Coli-Bakterium gefunden worden, gegen das kein Antibiotikum geholfen hatte. Selbst gegen das Notfallantibiotikum Colistin zeigte sich der „Super-Erreger“ immun. Die Frau überlebte dennoch. Das Bakterium enthielt ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika für multiresistente Keime werden lässt. Das sogenannte Mcr-1-Gen wurde bei der nun in Nevada verstorbenen Frau nicht gefunden. Bei der Autopsie ergab sich, dass ihr möglicherweise eine Behandlung mit dem Antibiotikum Fosfomycin geholfen hätte, das in den USA aber nicht zugelassen ist.

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