Analyse enthüllt: Das optimale Alter für Leichtathletik-Erfolge bei Olympia

Sprinterin Allyson Felix läuft.
Neue Untersuchungen geben Aufschluss darüber, wann die Performance von Leichtathleten – Läufern oder Speerwerfern etwa – ihren Höhepunkt erreicht.

Hartes Training, Disziplin, mentale Stärke – und nicht zuletzt auch das richtige Alter: Inwieweit sportliche Bestrebungen eines Leichtathleten mit einer Goldmedaille gekrönt werden, hängt von vielen Faktoren ab. Jenen des Alters hat sich nun ein Team der University of Waterloo genauer angesehen: Mittels der Analyse von Statistiken wurde ermittelt, wann olympische Leichtathletinnen und -athleten ihre besten Leistungen erbringen. Die Ergebnisse wurden im Royal Statistical Society’s Significance Journal publiziert.

Leistung folgt einer Glockenform

Es zeigte sich: Die Leistungsentwicklung der meisten Leichtathletinnen und -athleten nimmt in der Regel die Form einer Glockenkurve an. Die Sportlerinnen und Sportler trainieren über mehrere Jahre hinweg intensiv, um in einem bestimmten Alter ihre Bestleistung oder ihren leistungstechnischen Höhepunkt zu erreichen – bevor die Leistung dann allmählich wieder abnimmt. 

Die Forschenden erstellten einen Datensatz, gespickt mit den jährlichen Leistungsdaten aller Leichtathletinnen und -athleten, die seit den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta an einer Einzelveranstaltung teilgenommen hatten. Sie analysierten die Daten unter Berücksichtigung von fünf Faktoren: Geschlecht, Nationalität, Art der Veranstaltung, Dauer des Trainings auf Spitzenniveau und ob es sich um ein olympisches Jahr handelte oder nicht.

In welchem Alter sind Leichtathletinnen und -athleten sportlich am stärksten?

Sie stellten fest, dass das Durchschnittsalter der Leichtathletinnen und -athleten bei der Teilnahme den Olympischen Spielen in den letzten drei Jahrzehnten sowohl bei Männern als auch bei Frauen bemerkenswert konstant geblieben ist: Es beträgt knapp 27 Jahre. "Interessanterweise zeigte unsere Analyse auch, dass das durchschnittliche Höchstleistungsalter dieser Athleten bei 27 Jahren lag", wird David Awosoga, Masterstudent im Fach Datenwissenschaften und Hauptautor der Studie, in einer Aussendung zur Studie zitiert. Nach dem 27. Lebensjahr liege die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sportler oder eine Sportlerin seinen oder ihren Performance-Peak noch vor sich hat, bei nur 44 Prozent – und diese Zahl sinkt laut den Fachleuten mit jedem weiteren Jahr.

Wann das absolute Leistungshoch genau erreicht wird, sei insbesondere in der Leichtathletik für die Sportlerinnen und Sportler enorm relevant, meinen die Autorinnen und Autoren der Studie: "Im Gegensatz zu anderen olympischen Sportarten wie Fußball und Tennis, die außerhalb der Spiele ihre eigenen hochkarätigen Wettkämpfe haben, ist die Olympiade die größte Bühne, auf der sich Leichtathleten messen", so Awosoga.

Da die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre stattfinden, müssten Leichtathleten sorgfältig abwägen, wann und wie sie trainieren, um die Chancen zu maximieren, sich genau dann zu qualifizieren, während sie ihren persönlichen sportlichen Höhepunkt erreichen.

Die Leichtathletik umfasst Disziplinen wie Laufen – Sprints, aber auch Mittel- und Langstrecken –, Weitsprung, Diskuswerfen, Kugelstoßen oder Mehrkampf. 

Dennoch: "Das Alter ist nicht der einzige Faktor für die Spitzenleistung eines Sportlers", betont Matthew Chow, Wirtschaftsstudent und Mitautor der Studie. "Was wirklich spannend ist, ist, dass wir auch herausgefunden haben, dass das Wissen, dass es ein olympisches Jahr ansteht, tatsächlich hilft, die Leistung eines Sportlers vorherzusagen."

Wie viel Aussagekraft haben solche theoretischen Analysen für Sportlerinnen und Sportler selbst? Sie sei wohl begrenzt, geben die Forschenden selbst zu. Awosoga: "Man kann weder das Jahr der Olympischen Spiele noch seine Genetik oder seine Nationalität ändern, aber man kann sein Trainingsprogramm so anpassen, dass es besser zu diesen biologischen und externen Faktoren passt."

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