Im Schönheits-Business werden die Skalpelle gewetzt
Eine hübschere Nase, ein bisschen weniger Bauch, dafür etwas mehr Oberweite. Die Österreicher sind Schönheits-Behandlungen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen – jeder Zehnte hat schon einmal überlegt, etwas an sich machen zu lassen. Bei den Frauen ist es sogar jede Sechste. Das ergab eine aktuelle Studie des Gallup-Institutes im Auftrag des Österreichischen Verbandes für Interdisziplinäre Ästhetische Chirurgie (AFIAS).
Die Umfrage zeigte allerdings auch: Während 78 Prozent der Befragten ihrem Arzt vertrauen, sagen das nur 41 Prozent über Schönheitschirurgen. Zwar besteht kaum Zweifel an der Qualität der Ausbildung, doch 17 Prozent werfen den Beauty-Docs vor, sie wären „Abzocker“, die nur Geld verdienen wollen.
Unsicherheit
Univ.-Doz. Sanja Schuller-Petrovic, Präsidentin der AFIAS erklärt: „Uns ist wichtig, dass Ästhetik und Funktion Hand in Hand gehen. Es reicht nicht nur, eine schöne Nase zu haben, sie muss ihre Funktion weiter gut ausführen können.“ Der erst kürzlich gegründete Verband AFIAS ist ein Zusammenschluss von Fachgesellschaften wie etwa der Dermatologie, der Augenheilkunde oder der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, die sich in ihrem Fach mit ästhetischer Chirurgie befassen. Ihr Ziel ist interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Qualitätssteigerung.
PR-Aktion
Interdisziplinäre Gespräche mit den Plastischen Chirurgen gab es allerdings noch nicht. Prim. Thomas Hintringer, Präsident der Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie sagt dazu: „Es ist der Eindruck entstanden, dass die organspezifischen Kollegen sich durch das Gesetz eingeschränkt oder benachteiligt fühlen. Dieser neu gegründete Verband ist ein eindeutiger Versuch einer PR-Aktion, um sich nicht unterkriegen zu lassen.“ Der Sinn des neuen Gesetzes sei zu klären, wer was machen darf. „Wer seine Arbeit gut macht, wird nicht unter Patientenmangel leiden.“
Hintringer betont außerdem, dass die Plastische Chirurgie häufig fälschlich auf die Ästhetik beschränkt wird – den größten Teil mache aber die rekonstruktive Chirurgie aus. Oftmals sei dies ein Graubereich: „Dieselbe Operation – etwa eine Bruststraffung – kann einen heilenden, aber auch einen ästhetischen Effekt haben.“ Genauso könne eine Lidstraffung durch eine Gesichtsfeldeinschränkung medizinisch indiziert sein, aber gleichzeitig kosmetische Vorteile mit sich bringen.
Angelika Klein-Theyer, Vorstandsmitglied der AFIAS betont: „Ich sehe viele Fälle von Komplikationen nach Operationen, wo der Lidschluss nicht mehr richtig funktioniert. Das nötige Wissen für eine solche OP hat ein Arzt nur, wenn er darauf spezialisiert ist.“
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