Im Schönheits-Business werden die Skalpelle gewetzt

Der Kinderchirurg Hikmet Ulus hält am Dienstag (17.07.2012) in Köln im OP ein Sklapell in der Hand. Ulus hat bis zu dem umstrittenen Urteil des Landgerichts Köln Beschneidungen durchgeführt. Foto: Oliver Berg dpa/lnw (zu lnw-KORR: "Beschneidungsurteil: Ärzte stoppen Eingriffe - Familien im Dilemma" vom 22.07.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Jede sechste Frau hat schon einmal überlegt, einen Eingriff durchführen zu lassen. Unter den Beauty-Docs brodelt ein Streit um die Kompetenzen.

Eine hübschere Nase, ein bisschen weniger Bauch, dafür etwas mehr Oberweite. Die Österreicher sind Schönheits-Behandlungen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen – jeder Zehnte hat schon einmal überlegt, etwas an sich machen zu lassen. Bei den Frauen ist es sogar jede Sechste. Das ergab eine aktuelle Studie des Gallup-Institutes im Auftrag des Österreichischen Verbandes für Interdisziplinäre Ästhetische Chirurgie (AFIAS).

Die Umfrage zeigte allerdings auch: Während 78 Prozent der Befragten ihrem Arzt vertrauen, sagen das nur 41 Prozent über Schönheitschirurgen. Zwar besteht kaum Zweifel an der Qualität der Ausbildung, doch 17 Prozent werfen den Beauty-Docs vor, sie wären „Abzocker“, die nur Geld verdienen wollen.

Unsicherheit

Im Schönheits-Business werden die Skalpelle gewetzt
Über die Zuständigkeiten für ästhetische Eingriffe herrscht bei den Österreichern noch viel Unsicherheit. Genauso wie über das Gesetz zur Regelung ästhetischer Behandlungen, das seit Jahresbeginn in Kraft ist und etwa regelt, wer was operieren darf. 78 Prozent wissen, dass der Plastische Chirurg ästhetische Eingriffe vornimmt – in Bezug auf Fachärzte wissen nur vier von zehn, dass diese operieren dürfen, wenn der Eingriff in ihren Bereich fällt.

Univ.-Doz. Sanja Schuller-Petrovic, Präsidentin der AFIAS erklärt: „Uns ist wichtig, dass Ästhetik und Funktion Hand in Hand gehen. Es reicht nicht nur, eine schöne Nase zu haben, sie muss ihre Funktion weiter gut ausführen können.“ Der erst kürzlich gegründete Verband AFIAS ist ein Zusammenschluss von Fachgesellschaften wie etwa der Dermatologie, der Augenheilkunde oder der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, die sich in ihrem Fach mit ästhetischer Chirurgie befassen. Ihr Ziel ist interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Qualitätssteigerung.

PR-Aktion

Interdisziplinäre Gespräche mit den Plastischen Chirurgen gab es allerdings noch nicht. Prim. Thomas Hintringer, Präsident der Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie sagt dazu: „Es ist der Eindruck entstanden, dass die organspezifischen Kollegen sich durch das Gesetz eingeschränkt oder benachteiligt fühlen. Dieser neu gegründete Verband ist ein eindeutiger Versuch einer PR-Aktion, um sich nicht unterkriegen zu lassen.“ Der Sinn des neuen Gesetzes sei zu klären, wer was machen darf. „Wer seine Arbeit gut macht, wird nicht unter Patientenmangel leiden.“

Hintringer betont außerdem, dass die Plastische Chirurgie häufig fälschlich auf die Ästhetik beschränkt wird – den größten Teil mache aber die rekonstruktive Chirurgie aus. Oftmals sei dies ein Graubereich: „Dieselbe Operation – etwa eine Bruststraffung – kann einen heilenden, aber auch einen ästhetischen Effekt haben.“ Genauso könne eine Lidstraffung durch eine Gesichtsfeldeinschränkung medizinisch indiziert sein, aber gleichzeitig kosmetische Vorteile mit sich bringen.

Angelika Klein-Theyer, Vorstandsmitglied der AFIAS betont: „Ich sehe viele Fälle von Komplikationen nach Operationen, wo der Lidschluss nicht mehr richtig funktioniert. Das nötige Wissen für eine solche OP hat ein Arzt nur, wenn er darauf spezialisiert ist.“

Kommentare