Ärzte: "Medien machen Kinder krank"

Ärzte: "Medien machen Kinder krank"
Wenn Eltern die Kontrolle abgeben, werden Kinder "mediensüchtig": Drei Prozent der Buben leiden schon daran.

Die Ergebnisse einer deutschen Studie, die sich auf Österreich umlegen lassen, sind erschreckend: Drei Prozent der Buben und 0,3 Prozent der Mädchen zwischen 8 und 16 Jahren sind "mediensüchtig".

"Medien machen Kinder krank" ist daher ein provokantes Thema bei der 49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (6. bis 8. Oktober in Villach) . "Fernsehen beeinträchtigt die Lesekompetenz", "pathologischer (krankhafter) Mediengebrauch" und "Ausverkauf der Kindheit" sind nur einige Reizwörter, die Prim. Robert Birnbacher - Tagungspräsident und Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Villach - als Denkanstoß für Familien verstanden haben will. "Medien bestimmen unsere Welt, die Kinder erliegen dieser Faszination."

Eltern und Familien seien gefordert, Kinder und Jugendliche beim Medienkonsum zu begleiten: "Man darf keinesfalls die Kontrolle den Medien überlassen, indem man die Kinder vor den Fernseher setzt oder Stunden am Computer spielen lässt."

Gesamtbildschirmzeit

Mehr als vier Prozent der Mädchen und 16 Prozent der Buben beschäftigen sich über 4,5 Stunden täglich mit elektronischen Medien. Da sei laut Birnbacher die "Gesamtbildschirmzeit" - also der Konsum von TV, Spielkonsole, PC und Handy - entscheidend: "Unter neun Jahren sollten es insgesamt maximal 1,5 Stunden pro Tag sein."

Die Abhängigkeit zeige sich im ständigen Konsum dieser Medien sowie in der Vernachlässigung sozialer Kontakte und anderer Interessen. Sowie darin, dass die Kinder auch ohne PC "weiterspielen". Birnbacher: "Besonders Spiele wie ,World of Warcraft' sind hier zu nennen, weil die Kinder dabei durch die Figur, die sie einnehmen, immer mächtiger werden, Belohnungen erhalten, durch Teambildungen emotionale Bindungen eingehen und sich sozialem Druck aussetzen."

Kennzeichnung

Eine weitere Gefahr geht vom sogenannten "Cyberbullying" aus. Dabei werden die Betroffenen online durch intime Fotos, Unwahrheiten, Gemeinheiten oder Veröffentlichung persönlich gedachter Botschaften bloßgestellt und gedemütigt. Eine Studie in den USA ergab, dass bereits 50 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren schon Opfer von Cyberbullying waren.

Der Villacher Arzt rät jedenfalls zu rigorosen Maßnahmen, wie etwa: "Handys raus aus der Schule!" Birnbacher fordert überdies die verpflichtende Kennzeichnung und Warnung vor süchtig machenden Spielen: "Mit den Zigaretten wird es schon vorgemacht."

Initiative und Kontrolle müssten jedoch weiterhin bei den Eltern liegen: "Ohne Angst, dass Kinder dadurch zum Außenseiter werden - erziehen dürfen Eltern ja noch."
Wichtige Botschaft des Mediziners: "Medien sind kein Ersatz für Körperkontakt, Gespräche und Interaktion mit echten Menschen."

MYKI: Ein Preis für Kinderschützer
Der Kinderschutzpreis MYKI wird heuer erstmals ausgeschrieben. Prämiert werden Projekte zum Schutz und zur Förderung von Kindern. Privatpersonen, Unternehmen, Kinderschutzeinrichtungen und öffentliche Institutionen können Unterlagen bis 30. Oktober 2011 einreichen unter: www.kinderschutz-preis.at

Eine hochkarätige Fachjury aus den Bereichen Medizin, Psychotherapie, Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik, Anwaltschaft und Jugendwohlfahrt wählt aus allen eingereichten Projekten aus. Vergabe ist am 22. November im Palais Liechtenstein in Wien.

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