Zwist um Förderung für Windkraft

Ökostrom ist laut Michael Gerbavsits ein gutes Geschäft.
Der Energie-Burgenland-Chef Michael Gerbavsits verteidigt die Subventionen für Windkraft.

Die Energie Burgenland, 2012 aus der Fusion des Stromversorgers Bewag und des Gasversorgers Begas entstanden, ist einer der wenigen Versorger, die mit dem Ökostrom-Boom bestens leben. Sie hat nämlich keine konventionellen Kraftwerke. Rückschläge musste sie dennoch hinnehmen. Vor allem bei Projekten in Osteuropa. Michael Gerbavsits, Chef der Energie Burgenland, im KURIER-Gespräch über Ökostrom, Förderung, teuren Strom und weitere Ausbaupläne im Burgenland.

KURIER: Viele Stromversorger jammern über die Energiewende, weil ihre konventionellen Kraftwerke dadurch unrentabel geworden sind. Wie geht es der Energie Burgenland mit der Energiewende?

Michael Gerbavsits: Wir sind wohl einer der wenigen Energie-Versorger, der bestens durch die Energiewende kommt. Wir haben rechtzeitig aufs richtige Pferd gesetzt und schon 1997 den ersten Windpark errichtet. Damals hatten nicht alle in der Bewag damit eine Freude. Jetzt aber ist klar, dass die Windenergie für uns eine Erfolgsgeschichte ist.

Zwist um Förderung für Windkraft
Teile des Burgenlands sind übersät von Windrädern. Stoßen Sie damit nicht auf Widerstände?

Es gab keine einzige Bürgerinitiative gegen die Windräder. Wichtig ist, die Menschen nicht zu überfahren, sie müssen eingebunden werden. Das gilt auch für den Ausbau des Stromnetzes.

Gibt es im Burgenland überhaupt noch Platz für den Ausbau der Windenergie?

Wir betreiben derzeit 174 Anlagen mit eine Leistung von 363 Megawatt. Bis Ende 2014 soll die zweite Ausbauphase abgeschlossen sein. Dann haben wir 225 Anlagen mit 470 Megawatt. Eine spätere dritte Ausbauphase wird allerdings nicht mehr so groß ausfallen.

Macht sich der Ökostrom für die Energie Burgenland auch wirtschaftlich bezahlt?

Ja, das ist auch betriebswirtschaftlich ein Erfolg. Wir haben das Glück, dass die Bewag nie eigene Kraftwerke hatte. Denn diese fahren beim derzeit tiefen Strompreis Verluste ein.

Das kann den Ökostrom-Betreibern dank der Förderung ja nicht passieren ...

Das ist eine verlogene Diskussion. Denn es wird nur über die Förderung der Ökoenergie debattiert. Es gab ein Papier der EU-Energiesektion, das von Energiekommissar Oettinger rasch zurückgezogen wurde, wonach Atomstrom und fossile Kraftwerke doppelt so hoch gefördert werden wie die Erneuerbaren. Und Großbritannien hat erst vor Kurzem den Antrag auf Subvention für den Neubau eines Atomkraftwerks gestellt.

Die Ökostromförderung verteuert jedenfalls den Strompreis für die Konsumenten. Ist das auf Dauer tragbar?

Im Durchschnitt zahlt ein österreichischer Haushalt 65 bis 70 Euro im Jahr für Ökostromförderung. Das ist bei Weitem niedriger als in Deutschland. Dort ist man zum Teil übers Ziel hinausgeschossen. Wir im Burgenland sind keine Billigstromanbieter. Aber unsere Kunden sind zufrieden. Wir haben die niedrigste Wechselrate aller Versorger.

Die Windenergie hat der Bewag aber nicht nur Erfolge gebracht. Mit den Windparks in Osteuropa ist einiges schiefgegangen ...

Die Bewag hat übereilt Wind-Projekte in Osteuropa begonnen. Das hat viel Geld gekostet und wirtschaftliche Probleme geschaffen. Wir konzentrieren uns jetzt auf das, was wir kennen: den Heimmarkt. Die Projekte in Tschechien und in Kroatien wurden verkauft. Das Projekt in Rumänien ist vollkommen wertberichtigt. Der Windpark in Ungarn läuft gut.

Sehen Sie noch Ausbaumöglichkeiten für Ökostrom im Burgenland?

Bei Wind wie gesagt noch in kleinerem Ausmaß. Bei Fotovoltaik dagegen gibt es noch viel Potenzial. Immerhin ist das Burgenland das sonnenreichste Bundesland Österreichs. Im ersten Quartal werden wir im Südburgenland ein Solarprojekt errichten, das ganz ohne Förderung auskommt. Wir haben eine eigene Tochterfirma, PEW, die Fotovoltaik für Häuslbauer anbietet. Groß-Sonnenstromanlagen wollen wir für Firmen auf Fabriks- und Hallendächern offerieren.

Zur Betrugs- und Untreueaffäre rund um den früheren Begas-Chef Rudolf Simandl: Wie geht die Energie Burgenland jetzt damit um?

Wir versuchen, jeden einzelnen Euro, der entwendet wurde, zurückzuholen. Es wird noch einige Klagen geben. Wir haben alle Unterlagen an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die Energie Burgenland muss sich aufs Geschäft konzentrieren. Da gibt es genug Herausforderung.

Michael Gerbavsits (46) führt seit Anfang 2013 die Energie Burgenland. Erfahrungen sammelte er als Bank-Austria-Landesdirektor für Privatkunden, Klein- und Mittelbetriebe. Gerbavsits war Aufsichtsrat der Bewag und Vorstand in der Burgenland Holding AG. 1995 und 1996 war er Wahlkampfmanager der SPÖ Burgenland. Danach wurde er Kabinettchef und Pressesprecher im Büro der damaligen Gesundheitsministerin Christa Krammer (SPÖ). Gerbavsits ist verheiratet und hat drei Kinder.

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