Der Greiner-Chef hatte für solche Situationen allerdings mit einem internen Krisenstab vorgesorgt. Die Gruppe hatte schon zu Beginn der Pandemie die Lieferketten analysiert, Alternativen überlegt und Notfallpläne erstellt. So konnte auch relativ rasch ein Ersatzlieferant für die Pfropfen gefunden werden. „Jetzt kommen sie aus den den USA statt Indien.“
Aber auch mit näher gelegenen Werken poppten nie geglaubte Schwierigkeiten auf. „Wir produzieren die Plastikdeckel für unsere Joghurtbecher und Margarinebehälter in Serbien, andere in der Schweiz und Tschechien – in der ersten Woche der Corona-Krise aber gab es plötzlich nur wenige Spediteure“, sagt Kühner. Denn vielen Transportunternehmern fehlten die Fahrer, die aus der Ukraine oder Rumänien stammen. Einige kamen nicht mehr, weil sie nicht wussten, ob sie wieder in ihr Land zurückdürfen. Inzwischen aber hat sich auch dieses Problem wieder reduziert. Die Fahrten funktionieren.
Kühner ist froh, dass sich die Greiner AG schon vor Jahren entschieden hat, auf mehrere Standbeine zu setzen. Nicht nur Schaumstoff – der Ursprung des Unternehmens – sondern auch Kunststoffverpackungen, Medizintechnik sowie Spezial-Kunststoffteile für die Auto- und Luftfahrtindustrie produziert die Gruppe. „Das hilft uns jetzt in der Krise“, ist Kühner überzeugt.
Während die Nachfrage nach medizintechnischen Produkten und Lebensmittelverpackungen massiv gestiegen ist, ist sie bei Schaumstoff leicht und bei der Auto- und Luftfahrtzulieferung dramatisch eingebrochen. Da hilft auch der niedrige Ölpreis nur wenig. Denn für die Plastikerzeugung spielt er keine so große Rolle, erklärt der Greiner-Chef. Aber dank der Diversifikation konnte Greiner in Österreich jedenfalls Kündigungen vermeiden. 1.450 der 2.500 Mitarbeiter hierzulande sind in Kurzarbeit. Insgesamt sind von den weltweit 10.700 Beschäftigten der Gruppe 4.000 in einer – je nach Land – bestimmten Art von reduzierter Arbeitszeit.
Die aktuelle Phase der allmählichen Reduktion der Einschränkungen ist laut Kühner betriebsintern gar nicht so einfach. Denn weiterhin legt das Unternehmen Wert auf höchste Sicherheitsmaßnahmen: Fiebermessen, Abstand, Masken. Angesichts der rückläufigen Erkrankungszahlen wollen das nicht alle verstehen.
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