Zwischen Bio und Billigsdorfer-Shirts

C&A lädt Geschäfte neu auf: Unter anderem mit Ladestationen fürs Handy
Anbieter wie Primark nehmen etablierten Häusern Umsätze weg. C&A steuert auf der Öko-Welle gegen.

Primark aus Irland, TK Maxx aus den USA, Dressmann und Bik Bok aus Skandinavien: Dutzende internationale Modeketten zieht es nach Österreich. Das heißt aber nicht, dass hierzulande plötzlich mehr für Mode ausgegeben wird. Im Gegenteil.

Seit fünf Jahren sinkt der Branchenumsatz, zuletzt um 1,5 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. "Der Textilhandel profitiert nicht von den steigenden Konsumausgaben", bringt es Norbert Scheele, Chef des Modehauses C&A in Österreich und sieben weiteren Ländern Zentral- und Osteuropas, auf den Punkt. Konsumenten geben ihr Geld offenbar lieber für Reisen oder Handys aus – oder sie legen es vorsichtshalber auf die hohe Kante.

Kampf ums Leiberl

C&A, nach dem schwedischen Textilhaus H&M die Nummer zwei am Markt, hat zuletzt 410 Millionen Euro in Österreich umgesetzt und hält damit einen Marktanteil von 8,5 Prozent. "Unser Umsatzrückgang ist geringer als jener der Gesamtbranche, aber jeder neue Anbieter am Markt nimmt anderen ein Stück vom Umsatzkuchen weg. Dazu kommen die Onlinehändler", erklärt Scheele, der ein Jahr zuvor noch einen Umsatz von 414 Millionen Euro verbuchte. Laut den Marktforschern von RegioData haben zuletzt aber vor allem Benetton, Tally Weijl oder Mango Marktanteile abgegeben, während Primark und Desigual ihr Geschäft ausgebaut haben.

Scheele will mit einer Modernisierungsoffensive gegen die neuen Konkurrenten antreten. Heuer sollen mehr als zehn Millionen Euro in bestehende Läden fließen. Die Palette der Neuerungen reicht von Handy-Ladestationen im Geschäft bis hin zu größeren Umkleidekabinen. "Allesamt Dinge, die sich die Kunden gewünscht haben", verweist Scheele auf eine Umfrage von europaweit 20.000 Kunden. Zusätzlich zu den 1500 europäischen Filialen ist der Familienkonzern C&A auch in Brasilien, Mexiko und China präsent und damit ein großer Baumwolleinkäufer. Die Baumwolle soll dem Konzern nun auch im Konkurrenzkampf helfen. Genauer gesagt, soll die Bio-Baumwolle das Image aufpolieren.

C&A hat laut eigenen Angaben 2015 weltweit mehr als 138 Millionen Produkte aus zertifizierter Bio-Baumwolle (Anbau ohne Chemikalien oder gentechnisch verändertes Saatgut) verkauft und damit "mehr als alle anderen Textileinzelhändler", so C&A-Sprecher Thorsten Rolfes. Bio-Baumwolle sei fünf bis zehn Prozent teurer als herkömmliche Ware. Diese Mehrkosten würden aber nicht an den Kunden weiter gegeben.

Bio als Zugpferd

Es sei "eine strategische Entscheidung des Konzerns, sich mit Qualität zu positionieren", so Rolfes. Vor allem Mütter würden beim Einkauf für ihre Kinder auf Bio wert legen. Offenbar hofft der Konzern unter dem Bio-Label gegen die Billigkonkurrenz antreten zu können, die sich mit Fast Fashion in Stellung bringt: Also mit topmodernen, spottbilligen Teilen, die im Zwei-Wochen-Rhytmus auf den Markt geworfen werden. Meist in einer Polyester-Variante, weil die Kunstfaser billig und leicht zu verarbeiten ist. Zusätzlichen Auftrieb hat die Polyester-Mode durch die zuletzt hohen Baumwollpreise bekommen.

Zur Entwicklung der Textilpreise traut sich Rolfes keine Prognosen zu: "Die Baumwollpreise schwanken stark, zudem spielt die Entwicklung des US-Dollar eine große Rolle." Die Herstellkosten in wichtigen Produktionsländern wie Kambodscha, China und Bangladesch steigen jedenfalls.

Wo die Teile von C&A herkommen, ist für Kunden übrigens nicht so leicht ersichtlich. "Made in"-Schilder sucht man vergebens. "Weil es keine saubere Definition für das Herkunftsland gibt", argumentiert Rolfes. Oft würden Teile aus vielen Ländern zusammengenäht werden. Wer genau wissen will, woher ein Kleid kommt, könne sich aber beim Konzern Infos einholen.

Europas größter Schuhhändler, Deichmann, hat im Vorjahr allein in Österreich rund zehn Millionen Paar Schuhe verkauft. Der Österreich-Umsatz ist trotz Onlinekonkurrenz um knapp fünf Prozent auf 248 Millionen Euro gestiegen. Deichmann investierte im vergangenen Jahr vor allem in die Modernisierung der bestehenden 175 Geschäfte in Österreich, den Ausbau von MyShoes sowie die Verzahnung von stationärem und Online-Handel.

Weiter auf Expansionskurs ist auch die Schuhhandelskette CCC, die heute, Donnerstag, im Wiener Shopping Center Nord ihre zwölfte Filiale in Wien eröffnet. Damit kommt CCC jetzt auf 42 Filialen in Österreich. 2016 hat die Konzern-Holding CCC S.A. den Umsatz um 38,3 Prozent auf 750 Millionen Euro gesteigert. Ende 2016 hat CCC 862 Stores in 16 Ländern betrieben.

Der zur Salzburger Spar-Gruppe gehörende Sportartikelhändler Hervis baut währenddessen sein Verleihgeschäft aus. Der Skiverleih hätte diesen Winter zweistellig zugelegt, heißt es. Das Modell wird jetzt ausgeweitet. Hervis verleiht in einer Filiale in Haid bei Linz probeweise so ziemlich alles – von der Wanderjacke bis zum Tischtennistisch. Mieten statt kaufen sei „ein allgemeiner Trend“, glaubt Hervis-Chef Alfred Eichblatt. Als großen Trend neben dem Verleihgeschäft sieht er E-Bikes. Trotz Preisen von bis zu 2000 Euro interessieren sich immer mehr Österreicher für diese Räder

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