Zu wenig Impfstoff: Pfizer-Sprecherin erklärt warum
Bitte warten, heißt es derzeit in der EU beim dringend benötigten Covid-Impfstoff von Pfizer/Biontech, der zentral in Belgien produziert wird. Kanzler Sebastian Kurz sprach zu Wochenbeginn von 20 Prozent weniger Impfstoff als geplant für Österreich. Der Pharmakonzern ist um Aufklärung bemüht. Renée Gallo-Daniel, zuständig für Public Affairs bei Pfizer Austria, erklärt dem KURIER die Hintergründe für die Verzögerungen.
KURIER: Was ist der Grund für die Liefereinschränkungen?
Gallo-Daniel: Wir gingen ursprünglich von 1,3 Milliarden Impfstoffdosen aus, die die EU bestellt hatte, jetzt sind es aber 2 Milliarden. Es müssen daher unsere Anlagen im Werk Puurs adaptiert sowie Prozesse optimiert werden, damit wir in kürzerer Zeit dort mehr produzieren können. Jede Änderung an der Anlage bedarf einer Genehmigung der örtlichen Behörden, das braucht auch Zeit.
Wie lange werden die Einschränkungen dauern?
Mitte Februar soll alles wieder normal laufen und wir sollten dann mehr Impfstoffe produzieren können.
Österreich hat sich fürs erste Quartal 937.950 Dosen bei Pfizer gesichert. Wie viel davon kann in den nächsten Wochen geliefert werden?
Wir haben diese Woche um 5,5 Prozent weniger Impfstoffdosen nach Österreich geliefert als geplant. Wir werden nächste Woche etwas weniger ausliefern und dann in den Folgewochen ganz wenig. Anschließend werden wir dafür aber wieder mehr liefern. Ziel ist es, bis Ende des ersten Quartals insgesamt sogar um 13 Prozent mehr, also rund eine Million Impfstoffdosen, zur Verfügung zu stellen als es der Plan war.
Ergibt sich die höhere Dosenmenge nicht nur daraus, dass aus einem Fläschchen jetzt 6 statt 5 Dosen verimpft werden können?
Das ist ein Grund, ja. Aber auch durch die Ausweitung der Produktion schaffen wir mehr.
Laut Plan sollen heuer 5,5 Millionen Dosen nach Österreich kommen. Wie geht es nach März weiter?
Wir planen jetzt einmal für das erste Quartal, dann sehen wir weiter.
Wie lange braucht die Lieferung nach Österreich?
Ein bis zwei Tage. Wir liefern einmal wöchentlich nach Österreich.
Warum kann der Impfstoff nicht auch woanders produziert werden? Erste Pharmafirmen haben sich schon angeboten ...
Wir produzieren für den europäischen Markt derzeit ausschließlich in Puurs/Belgien. Wie schließen nicht aus, dass es in Zukunft auch woanders möglich sein wird. Wir können unseren Impfstoff aber nicht einfach von einem anderen Hersteller produzieren lassen, das geht generell nicht.
Pfizer hat in Orth an der Donau ein Impfstoffwerk (FSME). Warum kann dort der Covid-Impfstoff nicht produziert werden?
In Orth? Definitiv nein. Impfstoffproduktionen können nicht so einfach umgestellt werden. Da gibt es unterschiedliche Technologien, die erst aufgebaut werden müssen. Wenn ich Produktionen umstelle, laufe ich außerdem Gefahr, dass es bei anderen wichtigen Impfstoffen zu Engpässen kommt.
Verhandelt Pfizer nur mit der EU oder auch mit einigen EU-Ländern extra?
Pfizer hat derzeit zwei Verträge mit der EU, die für alle Mitgliedsstaaten gelten. Damit sollte ein Alleingang der Staaten verhindert werden.
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