Zu starker Euro, zu schwacher Yen

EZB-Chef Draghi in Moskau: Gegen das „Gerede“ vom Währungskrieg.
Marktkräfte bestimmen die Wechselkurse. Doch staatliche Eingriffe kommen in Mode. Zur Freude der einen, zum Leid der anderen.

Japan steckt seit Jahren in einer Abwärtsspirale aus Rezession und Deflation, steuert aber unter dem neuen Premier Shinzo Abe mit einer noch nie dagewesenen Vehemenz dagegen.

Obwohl Japan das höchstverschuldete Land der Welt ist (235 Prozent Schulden in Relation zum BIP), musste die Notenbank ihre Unabhängigkeit de facto begraben, die Märkte mit 110 Milliarden Euro fluten, und Regierungschef Abe legte noch ein 175-Milliarden-Konjunkturprogramm oben drauf. Diese „Abenomics“ werden zwar weltweit als Himmelfahrtskommando gegeißelt. Doch in der Folge wertete der japanische Yen bereits 20 Prozent zum Euro ab. Und diesen Effekt hätten auch manche europäische Politiker für den Euro gerne.

Namentlich Frankreichs Präsident Francois Hollande drängt auf eine Schwächung des Euro zur Stärkung der Exporte. Auch andere hochverschuldete Euro-Staaten von Griechenland bis Spanien könnten mit einem schwächeren Euro ihre Exporte ankurbeln, doch droht damit unter anderem eine höhere Inflation in der Euro-Zone. Denn verbilligt sich der Euro zum US-Dollar, werden wichtige Importprodukte wie Rohöl teurer.

Wenn schon, dann müsste die Europäische Zentralbank (EZB) einen bestimmten Euro-Wechselkurs festlegen bzw. anstreben – sieht das aber nicht als ihren Auftrag. So führte das Thema rasch zum Streit, Exportweltmeister Deutschland kann mit einem starken Euro traditionell gut leben. Also wurde die heiße Kartoffel weiter gereicht – auf die Ebene der G-20.

Moskau

In Moskau tagen die Finanzminister und Notenbanker der 20 führenden Industrienationen. Und obwohl es auf solchen Gipfeltreffen immer etliche global bedeutsame Themen gibt, drängt sich die Währungsfrage (medial) in den Vordergrund. Geht es nach EZB-Chef Mario Draghi, der dem „Gerede“ vom Währungskrieg gar nichts abgewinnen kann, oder Hartwährungsverfechtern wie Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble, dann werden sich die G-20 auf eine ähnlich klare Botschaft wie zuletzt die G-7-Staaten verständigen. Wechselkurse mögen bitteschön auch weiterhin Ergebnis der Marktkräfte bleiben und staatliche Eingriffe sind zu unterlassen. „Es gibt bei keiner der führenden Währungen große Abweichungen vom marktgerechten Kurs“, betonte IWF-Chefin Christine Lagarde.

Auch die russischen Gastgeber wünschen sich das so: „Es gibt keinen Abwertungswettlauf, es gibt keinen Währungskrieg“, verkündete Vize-Finanzminister Sergej Stortschak im Brustton der Überzeugung. Und Präsident Putin wollte ohnehin nur darüber reden, wie Staatsschulden abgebaut und das Wachstum wieder angekurbelt werden kann.

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