Zoff im Swarovski-Konzern: Scherbengericht in Wattens
Beim Tiroler Traditionskonzern Swarovski wird im Vorfeld der Gesellschafterversammlung heute, Freitag, viel Kristall zerschlagen. Einzelne Familienmitglieder befürchten ein Abwandern vom Tiroler Standort in die Schweiz und wollen ihrem Ärger im Eigentümergremium Luft machen.
Wie berichtet, will Swarovski in Wattens bis 2022 rund 1.600 der 4.600 Arbeitsplätze abbauen.
Die Konzernführung hat am vergangenen Mittwoch zwar nochmals ein klares Bekenntnis zum Standort Wattens bekräftigt. Gerüchte über eine Abwanderung in die Schweiz oder gar eine Schließung des Standortes wolle man ganz klar zurückweisen, hieß es aus der Geschäftsführung.
„Der Standort Wattens hat eine enorme Bedeutung für Swarovski. Eine Veränderung in der Unternehmensstruktur ändert nichts an der Bedeutung von Wattens, der Heimat und lebendigen Wiege von Swarovski“, teilte die Konzernführung mit. Indes sind einzelne der rund 70 Gesellschafter in Alarmstimmung, weil sie de facto eine Abwanderung befürchten. Grund ist die Tagesordnung der Gesellschafterversammlung. Denn das Eigentümergremium soll „die Einbringung des Geschäftsbereichs Kristall des Wattener Betriebes in eine Schweizer Swarovski Holding“ genehmigen.
Verlagerung?
Das stößt auch dem Gesellschafter Paul Swarovski, Vater der TV-Moderatorin Victoria Swarovski, sauer auf.
„Eine Ausgliederung des Betriebes wird letztlich zu einer Verlagerung als wahrscheinliche Konsequenz führen“, sagte Paul Swarovski zur Austria Presseagentur (APA). Er nennt die Reduktion der Arbeitsplätze in Wattens eine „schleichende Verlagerung“. Die aktuelle Konzernleitung habe vor, die Komponentenfertigung für Schmucksteine „extremst auf Eigenbedarf“ zu reduzieren. Er glaubt auch, dass dann mittelfristig weniger als 3.000 Arbeitsplätze in Wattens benötigt werden.
Einstimmigkeit
Laut APA möchte Paul Swarovski morgen, Freitag, auf der Gesellschafterversammlung über die allfällige Ausgliederung abstimmen lassen. Zugleich wurde auch eine Abstimmung über die Änderung der Gesellschaftsverträge auf die Tagesordnung gesetzt. Paul Swarovski geht offenbar davon aus, dass eine Abstimmung über die Ausgliederung diese zu Fall bringen wird. Denn es muss Einstimmigkeit herrschen. Und eine solche ist bei rund 70 Gesellschaftern eher unwahrscheinlich.
Einzelne Gesellschafter wollen auch das Management zur Verantwortung ziehen. So will Paul Swarovski eine Sonderprüfung durchsetzen, mit der eine angebliche Misswirtschaft im Tiroler Konzern aufgearbeitet werden soll. Dass das Management den Konzern abgewirtschaftet habe, behauptet auch Melanie Grieder-Swarovski im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung.
„Wir können nicht länger schweigen“, meint sie. Das Management solle einem neuen Platz machen. Sie lehnt die Umstrukturierungspläne ab. Ihre Cousine Nadja Swarovski werde für sie abstimmen.
Auch die Betriebsräte gehen mit dem Management hart ins Gericht. Sie bezeichneten in einem Brief an die Unternehmerfamilie die neue Konzernstrategie als nicht überzeugend. Der Betriebsrat macht sich große Sorgen um den Fortbestand des Unternehmens. Er erinnert auch daran, dass die Konzernleitung in der Schweiz sitzt. Weiters heißt es: „Vieles ist bereits dorthin abgewandert, weshalb wir denken, dass der Rest folgen wird und dass Wattens ein Kahlschlag droht.“
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