Zinswende: OeNB-Gouverneur Holzmann uneins mit Lagarde

Zinswende: OeNB-Gouverneur Holzmann uneins mit Lagarde
EZB-Ratsmitglied Holzmann will im Juli den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte anheben, Lagarde aber nur um 0,25.

Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann, der auch Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, hat sich in der allgemein erwarteten Zinswende im Juli für einen großen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte ausgesprochen. Holzmann widersprach damit Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die zuvor eher kleine Zinsschritte um 0,25 Prozentpunkte signalisiert hatte.

Eine Zinserhöhung um 0,50 Punkte im Juli wäre "angemessen", sagte OeNB-Gouverneur Holzmann am Dienstag der Nachrichtenagentur Bloomberg. EZB-Präsidentin Lagarde hatte am Montag in einem Beitrag auf der Internetseite der Notenbank trotz der hohen Inflation eine eher vorsichtige Zinswende in Aussicht gestellt. "Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu beenden", hieß es in dem Beitrag. Am Markt wurde die Aussagen als Hinweis auf kleine Zinsschritte gedeutet.

Verfechter der straffen Geldpolitik

Holzmann, der zu den Verfechtern einer eher strafferen Geldpolitik zählt, sagte hingegen: "Ein größerer Zinsschritt zu Beginn unseres Zinserhöhungszyklus wäre sinnvoll." Er würde den Märkten signalisieren, "dass wir die Notwendigkeit zum Handeln erkannt haben". Holzmann sagte weiter: "Alles andere würde Gefahr laufen, als schwach wahrgenommen zu werden."

"Ich schätze es, dass sie sich zu Wort meldet und erkennt, dass die Zeit für eine Anhebung gekommen ist, aber ich hätte mir eine klare Kommunikation darüber gewünscht, wie wir zu neutralen Zinssätzen kommen", kommentierte Holzmann die Aussagen von Lagarde.

Anders als Holzmann äußerte sich Francois Villeroy de Gallhau, der Präsident der französischen Notenbank. Eine Erhöhung um 0,5 Punkte sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht Konsens im EZB-Rat, sagte Villeroy de Gallhau am Dienstag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Die Zinsanhebungen würden graduell ausfallen. Das spricht für Schritte um 0,25 Punkte.

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