Zinsschocks: 51 EU-Banken eher riskant unterwegs

Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main
EZB hat 111 Banken geprüft. 60 dürfen gelockerte Kapitalvorschriften erwarten, mit 51 gibt es Gespräche. Viele Risikomodelle sind schlecht auf steigende Zinsen vorbereitet.

Die meisten Geldhäuser in der Eurozone können laut einem Stresstest der EZB deutliche Zinsschwenks in der Geldpolitik gut verkraften. Für 111 Banken hat die Bankenaufsicht geprüft, wie ihre Geschäfte auf einen plötzlichen Zinsschock reagieren würden.

Auf einer Skala von eins bis vier erzielten 12 Banken die Bewertung eins ("sehr gut"), 48 erhielten die Note zwei, 34 eine Note drei und 17 Banken die Note vier ("nicht gut") (zur EZB-Präsentation).

Individuell angepasst

Die Stresstest-Ergebnisse sollen in die diesjährige Bankenprüfung (SREP) einfließen. Insgesamt würden sich die Kapitalanforderungen für die Institute durch die Resultate des Stresstests nicht ändern. Sie könnten aber für einzelne Banken angepasst werden.

Das bedeutet, dass jene 60 Banken, die überdurchschnittlich abgeschnitten haben, sich auf individuell gelockerte Kapitalvorschriften einstellen dürfen, weil sie geringe Zinsrisiken aufweisen. Hingegen müssen 51 Banken noch weitere Gespräche mit der Aufsicht führen, weil sie ein riskanteres Geschäftsmodell verfolgen. Die meisten dürften mit ihrem bestehenden Eigenkapital auskommen.

Mehr Profit, geringerer Wert

Höhere Zinsen würden bei der Mehrheit der Institute zu einem Anstieg des Nettozinseinkommens in den nächsten drei Jahren führen aber zu einem niedrigeren Wert von Wertpapieren oder höheren Finanzierungskosten ("wirtschaftliches Eigenkapital").

Mit Sorge sehen die Aufseher, dass die meisten Banken das Kundenverhalten nur für ein Umfeld sinkender Zinsen prognostiziert haben. Die den Erwartungen unterlegten Erfahrungen beruhen nämlich großteils auf Statistiken aus der Zeit seit 2008 - da sind die Zinsen nur gefallen. Das könnte für unliebsame Überraschungen sorgen, wenn die Zinsen steigen.

Wetten auf einen Zinssatz

Viele Banken sichern sich gegen Zinsschocks auch mit Derivaten ab - das sieht die Aufsicht positiv, weil es die Gefahren abfedert. Allerdings gebe es eine Zahl von Instituten, die sich sehr bewusst für bestimmte Zinsen positioniert. "Man könnte sage, einige wetten auf eine bestimmte Zinsentwicklung, das sehen wir viel weniger enthuasiastisch", sagte Generaldirektor Korbinian Ibel in einer Telefonkonferenz.

Die Euro-Notenbank ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die großen Banken im Währungsraum zuständig. Inzwischen kontrolliert sie direkt an die 120 Institute, sie hatte in ihrem Stresstest sechs unterschiedliche Zinsszenarien geprüft.

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