Zeitarbeit als "Türöffner für Job-Integration"
Zeitarbeit gilt als wichtiger Hebel, um Arbeitslose überhaupt in Beschäftigung zu bringen. Für Flüchtlinge gilt dies in besonderem Maß. Arbeitskräfteüberlasser sind die Hauptabnehmer der beim AMS vorgemerkten arbeitslosen Asylberechtigten. In Deutschland wird der Hebel jetzt weiter gelockert. Künftig sollen neu ankommende Flüchtlinge unabhängig vom Stand des Asylverfahrens nach drei Monaten Aufenthalt auch in der Zeitarbeit beschäftigt werden dürfen.
Manpower Deutschland begrüßte die Entscheidung in einer Aussendung. Es gebe "eine große Zahl offener Stellen, auf die auch Flüchtlinge mit den entsprechenden Qualifikationen passen werden", heißt es. Erich Pichorner, Chef von Manpower Österreich und Branchensprecher in der Wirtschaftskammer (WKO), wünscht sich jetzt eine ähnliche Regelung auch für Österreich. "Wir wären froh, wenn wir mehr Bewerber für schwer zu besetzende Jobs hätten und für Asylwerber wäre es doch besser, rascher eine Arbeit zu haben", sagt Pichorner zum KURIER.
Derzeit können Asylwerber nach drei Monaten Verfahrensdauer nur befristet als Erntehelfer oder in der Gastronomie arbeiten. "Zeitarbeit ist ein wichtiger Türöffner in die Arbeitsmarkt-Integration", argumentiert Pichorner, "viele Flüchtlinge, etwa aus Afrika, haben über uns erst richtig am heimischen Arbeitsmarkt Tritt gefasst". Durch die Zeitarbeit würden viele Betriebe auch die Scheu vor der Einstellung von Flüchtlingen verlieren. "Sie sehen, wie gut es bei entsprechender Qualifikation funktionieren kann."
Unbesetzte Stellen
Anders als im Industrieland Deutschland, wo dank Hochkonjunktur aktuell viele Fachkräfte-Stellen nicht besetzt werden können, hält sich die Nachfrage in Österreich wegen des Überangebots an Arbeitskräften derzeit in Grenzen. Offene Stellen gibt es laut Pichorner vor allem bei Metall-Facharbeitern in der Industrie – Stichwort Schweißer, Fräser –, im Handwerk, etwa bei Installateuren, sowie bei Technik-Berufen. "Es ist derzeit schwer, Stapler-Fahrer zu finden." Das Nachholen des Stapler-Führerscheins würde sogar bezahlt werden.
Die größten Hindernisse bei der Vermittlung von Flüchtlingen seien nicht ausreichende Deutsch-Kenntnisse sowie die fehlende Anerkennung erworbener Abschlüsse. "Hier herrscht eine riesige Bürokratie", meint Pichorner, "es kann nicht sein, dass jemand für einen Lehrabschluss alles schon einmal Erlernte noch einmal machen muss."
Der Manpower-Chef sieht die Zeitarbeitsbranche – mit derzeit rund 70.000 Beschäftigten – als "aktiven Partner" bei der Job-Integration von Flüchtlingen und ist für Kooperationen offen. "Am schlimmsten ist es jetzt, untätig zu sein."
Asylwerber
Derzeit können neu ankommende Flüchtlinge frühestens drei Monate nach Zulassung zum Asylverfahren eine saisonal befristete Arbeitserlaubnis in der Gastronomie, Land- und Forstwirtschaft (Erntehelfer) erhalten. Österreichweit waren Ende August von 7614 Saisonniers 220 Asylwerber. Das Problem: Asylwerber in der Grundversorgung dürfen das für sie zuständige Bundesland nicht verlassen – auch nicht für den Job.
Asylberechtigte
Nach positivem Abschluss des Asyl-Verfahrens sind Asylberechtigte Österreichern gleichgestellt. Aktuell sind rund 18.000 Asylberechtigte beim AMS vorgemerkt. Zumeist fehlen ausreichende Deutsch-Kenntnisse.
Deutschland
In Deutschland dürfen Asylwerber künftig unabhängig vom Stand des Asylverfahrens nach drei Monaten Aufenthalt auch in der Zeitarbeit arbeiten.
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