XXXLutz steigt bei Home24 ein und wird zweitgrößter Möbelkonzern der Welt
Die Familie Putz zieht ins nächste deutsche Möbelhaus ein. Die Welser Unternehmensgruppe XXXLutz greift – wie am Mittwochabend bekannt wurde – nach dem Berliner Online-Händler Home24. Das Übernahmeangebot katapultierte den Aktienkurs von Home24 Donnerstagfrüh nach oben – Plus 124 Prozent zum Vortag.
Rund 250 Millionen Euro wollen die Welser für den deutschen Onlinehändler (mit einem Showroom in Österreich) hinblättern. Mit im Paket die Deko-Kette Butlers (mit ihren 130 Standorten in elf Ländern). Diese hat Home24 erst vor gut einem Jahr übernommen.
Also noch in besseren Zeiten. Bevor der Krieg in der Ukraine ausgebrochen und die Umsatzzahlen eingebrochen sind. Und damit auch der Aktienkurs des im Dax notierten Unternehmens talwärts ging. Wurde Home24 nach seinem Börsenstart 2018 mit rund 600 Millionen Euro bewertet, war diese zuletzt bei etwa 100 Millionen zum Erliegen gekommen.
Günstige Gelegenheit
So gesehen für Andreas Seifert, Eigentümer der XXXLutz-Gruppe (zu der unter anderem die Vertriebsschienen Möbelix und Mömax gehören), ein guter Zeitpunkt zuzuschlagen. Wie es ausschaut, kann beim geplanten Deal auch nicht mehr viel schief gehen. Die Welser sollen sich bereits 60 Prozent der Stimmrechte bei Home24 gesichert haben. Rund 50 Prozent von den Aktionären, den Rest durch eine geplante 10-prozentige Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts der übrigen Aktionäre.
Firmeneigentümer Seifert sagt dazu das Erwartbare: Gar nichts. Der oberösterreichische Unternehmer scheut das Rampenlicht, Interviews gibt es keine, Fotos ebenso wenig. Nicht bei den zahlreichen Übernahmen der vergangenen Jahre, nicht beim jüngsten Deal.
Offizielles Gesicht der Gruppe ist XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger. Er betont im KURIER-Gespräch die Synergien auf beiden Seiten. Die Österreicher profitieren etwa vom Online-Know-how der Berliner. Zur Größenordnung: Die XXX-Lutz-Gruppe ist mit einem kolportierten Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro in 13 Ländern die globale Nummer zwei der Branche. Gemütlichkeit kann man der Gruppe nicht nachsagen. Noch mehr Geld bewegt weltweit nur Ikea mit dem Verkauf von Möbeln und Accessoires.
Frage des Preises
Bleibt die Frage nach der Bedeutung des Online-Geschäfts. Wer kauft eine Designer-Couch oder gar ganze Küche online? Niemand, sagen selbst jene, die edle Möbel online anpreisen. Auf den Web-Auftritt pfeifen könne man dennoch nicht. Zumindest nicht, wenn man Kunden ins Geschäft locken will.
Unter dem Strich macht die Branche immerhin zehn bis 15 Prozent des Geschäfts online, Tendenz kontinuierlich steigend. Als Faustregel gilt, je günstiger die Ware, desto Online-lastiger das Geschäft. Ikea soll bereits mehr als ein Viertel des Umsatzes über seinen Webshop einspielen, bei der Lutz-Gruppe sollen es eher um die zehn Prozent sein, schätzt ein Insider.
Montag geschlossen?
Währenddessen schwappt aus Deutschland die „Green Monday“-Debatte nach Österreich über und damit die Frage, ob Einrichtungshäuser montags geschlossen bleiben sollen. Als Beitrag zum Thema Energiesparen. „Undenkbar“ aus Sicht von Kika/Leiner-Chef Reinhold Gütebier. Der Montag sei in seiner Branche einer der stärksten Verkaufstage in der Woche. „Auch ein anderer Tag kommt nicht in Frage“, betont Gütebier und ist sich damit mit seinem Wettbewerber XXX-Lutz einig. „Warum sollte man eine Branche zusperren, wenn die Shoppingcenter ganz normal weiter laufen?“, fragt Saliger.
Ganz normal weiterlaufen werden auch die Werbespots mit der Familie Putz. Auch wenn der aktuelle Spot fast ohne sie auskommt. „Das ist nur eine Zwischenkampagne“, sagt Saliger.
XXXLutz
Gegründet vor 77 Jahren, zählen heute 370 Einrichtungshäuser in 13 europäischen Ländern zur Gruppe. Gesamtumsatz laut eigenen Angaben: 5,34 Mrd. Euro
Home24
Der Onlinehändler ist in sieben Ländern aktiv. Der Umsatz lag zuletzt bei 615 Millionen Euro
Möbelhandel
Nummer 1 in Österreich ist mit einem Marktanteil von knapp einem Drittel die Lutz-Gruppe. Ikea und Kika/Leiner liegen gleichauf bei rund 16 Prozent. Den Rest teilen sich Fachhändler (von Bad- bis Küchenspezialisten) auf
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