XXXLutz räumt nach Rauswurf von Mitarbeitern Fehler ein
Der heimische Möbelriese XXXLutz steht derzeit in Deutschland massiv in der Kritik. Grund für die Aufregung: Den Beschäftigten der Auftragsbearbeitung im Mannheimer Zentrallager war Anfang Februar ohne Vorwarnung der Zutritt zu ihren Arbeitsplätzen verwehrt worden. Die Abteilung wurde nach Würzburg verlegt, 99 Mitarbeiter wurden freigestellt.
Die Gewerkschaft Verdi verteilte 20000 Protest-Postkarten, adressiert an die Inhaber Andreas und Richard Seifert, die den Konzern von Wels aus steuern. In der Deutschland-Zentrale des Möbelhändlers in Würzburg gingen rund 300 E-Mails und Anrufe von empörten Kunden ein, zahlreiche Medien berichteten.
Nun sieht sich das Unternehmen dazu gezwungen, in die Offensive zu gehen. "In der Öffentlichkeit ist ein sehr negativer Eindruck entstanden", sagt Alois Kobler, Mitglied der Geschäftsleitung von XXXL Deutschland zur Frankfurter Allgemeinen. "Wir würden das nächste Mal nach einer besseren Lösung suchen."
Unmotivierte oder überlastete Mitarbeiter?
Ihr Vorgehen rechtfertigt die Geschäftsführung damit, dass es im Servicecenter Mannheim wiederholt zu Kundenbeschwerden gekommen sei. Aufträge seien liegengeblieben, Lieferzusagen nicht eingehalten worden. Über Jahre sei in Gesprächen mit den Betriebsräten erfolglos versucht worden, die Situation zu verbessern – erfolglos. "Wir mussten irgendwann die Notbremse ziehen", sagt Kobler.
Die Gewerkschaft zeichnet freilich ein anderes Bild: Durch die Anbindung von drei weiteren Möbelhäusern sei das Lager im vergangenen Jahr chronisch überlastet gewesen. Diese durch eine zu enge Personaldecke verursachten Engpässe hätten sich zwangsläufig negativ auf die Auftragsabwicklung ausgewirkt. Die Freistellung der Mitarbeiter kritisiert die verdi als "menschenunwürdig". Die Mitarbeiter seien von der Entscheidung wie von einem Blitz aus heiterem Himmel getroffen worden. "So ist noch kein Arbeitgeber hier bei uns in Mannheim mit seinen Mitarbeitern umgegangen."
Geschäftsleitung: "Müssen es in Zukunft besser hinkriegen"
Mit einer Klage vor dem Arbeitsgericht ist die Gewerkschaft gescheitert, nun sollen Rechtsmittel eingelegt werden. Von den betroffenen 99 Mitarbeitern wurden mittlerweile 32 an andere XXXL-Gesellschaften vermittelt. Für die verbliebenen Beschäftigten soll so schnell wie möglich ein Sozialplan ausgearbeitet werden. Helmuth Götz, Sprecher der Geschäftsleitung von XXXL Deutschland: „Wir müssen es in Zukunft besser hinkriegen“, beteuert er und spricht von einem „Lernprozess“, der eingesetzt habe.
Durch den Umgang mit Mitarbeitern hat XXXLutz schon einmal für negative Schlagzeilen gesorgt: Bei der Schließung einer Münchener Filiale im Jahr 2013 wurden 160 Mitarbeiter ohne Vorankündigung freigestellt. Den Räumungsverkauf wickelten Kollegen aus anderen Filialen ab. Erst im Januar erklärte zudem das Arbeitsgericht Oberhausen die Kündigung von Mitarbeitern der Möbelstadt Rück, die vor zwei Jahren von XXXLutz erworben wurde, für unwirksam. Die Arbeitsverhältnisse bestünden weiter, da es sich um einen Betriebsübergang handle, urteilten die Richter. Wiederkehrender Kritik sieht sich der Möbelhändler auch ausgesetzt, weil er ein Geflecht von gut 200 Einzelgesellschaften aufgebaut hat, nicht in der Tarifbindung ist und keinen Gesamtbetriebsrat hat.
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