Womit Bausparer rechnen können

Womit Bausparer rechnen können
Staatliche Prämie polstert Ertrag etwas auf; Häuslbauer erhalten langjährige Fixzins-Kredite.

Bausparen ist das Liebkind der Österreicher, fast fünf Millionen haben einen Bausparvertrag. Aber ist diese Form der Geldanlage in Zeiten von fast nicht vorhandenen Sparzinsen noch so ertragreich, wie viele Österreicher glauben? Der KURIER hat sich die Fakten angesehen:

Zahlen die Bausparkassen höhere Zinsen als Banken?

So wie alle Banken zahlen auch Bausparkassen kaum Zinsen. Bausparer müssen sich grundsätzlich sechs Jahre binden und können zwischen zwei Varianten wählen: Fixe Zinsen für die sechs Jahre. Hier bietet derzeit nur die s-Bausparkasse ein Produkte mit 0,5 Prozent jährlich an. Die Alternative sind variable Verzinsungen, die auf den ersten Blick attraktiver aussehen: 2,5 Prozent gibt es etwa bei Wüstenrot – aber nur für die ersten sechs Monate. Dann zahlt sie Marktzinsen. Das sind 0,1 bis 0,2 Prozent im Jahr. Das alles klingt nicht viel im Vergleich zu den Sparangeboten einzelner weniger Banken. Die DenizBank etwa zahlt 1,85 Prozent fix auf sechs Jahre. Die meisten heimischen Banken bieten allerdings gar kein Sparbuch mit sechs Jahren Bindung an. Und die Zinsen für kürzere Laufzeiten sind meist viel tiefer als bei den Bausparkassen.

Gibt es die staatliche Förderung fürs Bausparen noch?

Bausparer erhalten zu den Zinsen eine staatliche Prämie von derzeit 1,5 Prozent auf die jährliche Einzahlung. Die Prämie ist allerdings gedeckelt: Sie wird auf höchstens 1200 Euro Einzahlung pro Jahr bezahlt. Mit der staatlichen Prämie kommen Bausparer auf eine bessere Rendite. Bei 0,5 Prozent Fixzinsen und der Prämie ergibt sich eine Rendite von 0,83 Prozent (vor Kapitalertragsteuer). Das ist nicht so wenig im Vergleich zu Spar-Offerten der Banken, die meist nicht mehr als 0,5 Prozent bringen. Allerdings: Bausparer zahlen eine Kontoführungsgebühr. Bei der s-Bausparkasse sind das 5,78 Euro im Jahr.

Warum haben so viele Österreicher einen Bausparvertrag?

Aus Umfragen geht hervor, dass die staatliche Prämie nicht der Hauptgrund für die Beliebtheit dieser Sparform ist. Viel wichtiger ist die Sicherheit der Veranlagung und die Berechenbarkeit. Bausparkassen spekulieren nicht international und ihre Kreditausfälle sind traditionell sehr gering.

Müssen Bausparer auch ein Bauspardarlehen aufnehmen?

Nein. Der Bausparvertrag kann nach sechs Jahren beendet werden, ohne dass man eine Finanzierung aufnehmen muss. Bausparkassen brauchen im Durchschnitt sieben Bausparverträge für einen Kredit. Denn auf einem Bausparvertrag liegt im Durchschnitt viel weniger Geld als ein Kreditnehmer aufnimmt. Pro Person vergeben Bausparkassen maximal 180.000 Darlehen.

Fördert der Staat mit dem Bausparen überhaupt noch den Wohnbau?

Bauspardarlehen durften lange nur für die Errichtung eines Eigenheims, die Sanierung oder den Kauf von Wohnungen verwendet werden. Seit einigen Jahren gibt es auch für die Pflege und die Bildung Bauspardarlehen. Für den Staat ist es billiger, das Sparen zu fördern als direkt den Kredit. Bei den aktuellen Tiefstzinsen sind Bausparkredite allerdings nicht billiger als nicht geförderte Wohnbaukredite der Banken. Um wieder konkurrenzfähig zu sein, hat die s-Bausparkasse als einzige Bank Österreichs einen 20-jährigen Fixzins-Kredit mit 2,5 Prozent Zinsen eingeführt.

Warum streiten einige Bausparer mit den Kassen um Zinsen?

Nach Ablauf des sechsjährigen Bausparvertrags dürfen Bausparer das Geld, das sie dann täglich beheben können, unbeschränkte Zeit liegen lassen. Sie erhalten laut Vertrag einen – zum Vertragsabschluss – geltenden Mindestzins. Bei Altverträgen liegen diese Zinsen bei 2,5 Prozent und höher. Bausparkassen versuchten, diese Zinsen auf Marktniveau zu reduzieren. Der Oberste Gerichtshof hat das untersagt. Jetzt laufen Gespräche mit der Aufsicht, um zu klären, wie die Bausparkassen aus diesen teuren Altverträgen herauskommen.

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