Wohin es Österreicher in den Urlaub zieht
Blauer Himmel, weißer Strand und imposante Bergkulissen: Auf der Ferienmesse in Wien präsentieren 750 Aussteller aus 70 Ländern eine heile Urlaubswelt. Nicht ganz so idyllisch ist die Stimmung vor den Messehallen.
Die Besucher bahnen sich ihren Weg durch Gewerkschaftsmitglieder, die mit Plakaten gegen unfaire Löhne in der Reisebürobranche protestieren. Die Kollektivvertragsverhandlungen wurden Ende Dezember in der zweiten Runde ergebnislos abgebrochen. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Erhöhung der Ist-Gehälter für Reisebüroangestellte. Diese werden auch heuer alle Hände voll zu tun haben. Denn glaubt man einer Karmasin-Umfrage, wollen heuer drei Viertel der Österreicher verreisen. Vier von zehn wollen demnach in Österreich urlauben, jeden fünften zieht es nach Italien, auf Rang drei folgt Spanien.
Wunsch und Wirklichkeit
Der Traum von Strand und Meer wird aber wohl nicht für alle wahr werden. In den vergangenen zwanzig Jahren sind nie mehr als 55 Prozent der Österreicher verreist, zeigt die Statistik des Tourismus- und Freizeitforschers Peter Zellmann. Fast jeder Zweite verbringt damit letztlich den Urlaub zu Hause. Und gerade einmal jeder Zehnte kann sich eine Fernreise leisten.
„Es fliegen mehr Leute in die Türkei als in alle Langstreckendestinationen zusammen“, bestätigt auch Christian Bruckmüller, Geschäftsführer von Jumbo Touristik. Die türkischen Strände ziehen mittlerweile schon „einige Tausend“ Fußballer an, die dort im Frühjahr ihr Trainingscamp aufschlagen.
Von der Griechenland-Krise lassen sich Hellas-Freunde übrigens nicht abschrecken, meint Helene Karmasin. Im Vorjahr hat es rund 480.000 Österreicher nach Griechenland gezogen. Nur zehn Prozent hätten wegen der Schuldenkrise gehadert. Die Krise sei aber auf den Inseln weniger präsent als in heimischen Medien, betonen Reiseveranstalter gerne.
Auf- und Absteiger
Hoteliers in Ägypten und Tunesien hatten im Vorjahr große Probleme, ihre Häuser zu füllen. Das Verkehrsbüro, Österreichs größter Tourismuskonzern, weist 2011 bei den Buchungen für die beiden Destinationen ein Minus von 30 bzw. 60 Prozent aus.
Profitiert haben Ausweichdestinationen wie die Kanaren. Verkehrsbüro-Vorstand Martin Bachlechner: „Wir hatten in den Vereinigte Arabische Emiraten ein Plus von 22 Prozent und in Spanien einen Zuwachs von 15,5 Prozent.“ Auch mit der laufenden Saison ist er zufrieden: „Wir sind sogar etwas über dem Vorjahr und das Vorjahr hat extrem gut begonnen.“
Die schlechte Nachricht für Reisende: Heuer werden die Preise für Reisen unter anderem wegen der hohen Kerosinpreise im Durchschnitt um zwei bis drei Prozent steigen.
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