Wo die Bank Austria Geld verdient

Das Logo der Bank Austria wird man künftig seltener sehen: Viele Filialen sperren.
Trotz Milliardengewinns muss das Institut ein rigides Sparprogramm durchziehen.

Der Milliarden-Gewinn 2015, den Österreichs größte Bank, die Bank Austria, am Mittwoch bekannt gab, stößt auf breites Unverständnis: Warum baut die Bank dann Hunderte Mitarbeiter ab und schließt Filialen, wird in den sozialen Netzwerken gefragt. Und die Chefin des Österreichischen Seniorenbundes, Ingrid Korosec, wundert sich, warum die Bank angesichts dieser erfreulichen Bilanz ihre Pensionsverpflichtungen auf die Allgemeinheit überwälzen will.

Das zeigt das Dilemma, in dem die Bank Austria steckt. Sie verdient zwar nicht schlecht, was die heimischen Kunden und Mitarbeiter angesichts der drastischen Sparpläne aufregt. Doch sie verliert in einer wesentlichen Geschäftssparte – jener mit den normalen Privatkunden – viel Geld: 60 Millionen Euro Minus waren es 2015. Und das Schlimmste: Die Aussichten, dass diese Sparte künftig wieder Gewinne einbringt, sind schlecht. Denn die Zinsen sind derart niedrig, dass mit dem üblichen Kredit- und Spargeschäft nichts zu verdienen ist. Und die Kosten für Mitarbeiter und Filialen steigen. Daher der Sparplan: 70 der 190 Filialen sollen bis 2018 zusperren, die Kosten sollen um 300 Millionen Euro fallen.

Zudem soll die Übertragung der Bank-Pensionszusagen an die Pensionsversicherungsanstalt (PVA), die noch 3300 der insgesamt 9300 Mitarbeiter haben, die Bank entlasten. 1,9 Milliarden Euro an Pensions-Rückstellungen hat die Bank Austria 2015 aufgelöst. Dass sie voraussichtlich nur ein Sechstel davon an die PVA übertragen muss, erregt Widerstand. Im Sozialministerium glaubt man, dass das Vorgehen der Bank Austria gesetzlich nicht gedeckt ist. Die Bank beruft sich auf das ASVG.

Die Stärken

Die Verluste mit den Privatkunden im Inland gleichen die Gewinne mit Firmenkunden, den Reichen sowie dem Investmentbanking bei weitem aus. Insgesamt schaffte die Bank Austria im Vorjahr eine halbe Milliarde Gewinn in Österreich.

Dazu kommen die Gewinne in Osteuropa. Doch diese – mehr als 600 Millionen Euro waren es im Vorjahr – fallen heuer weg. Sie wandern zur Mailänder Mutter UniCredit. Dafür verliert die Bank auch Risiken. Denn während die Vorsorgen im Ostgeschäft um die Hälfte stiegen, lagen sie im österreichischen Kundengeschäft "de facto bei null".

Wo die Bank Austria Geld verdient

Von den seit Jahresbeginn anhaltenden massiven Kursverlusten sind im Branchenvergleich Bankaktien am stärksten betroffen. Der entsprechende Index büßte rund ein Viertel ein. Vor allem Banken in Süd- und Osteuropa kamen infolge der konjunkturellen Unsicherheiten unter die Räder. Griechenland ist wie so oft an erster Stelle zu nennen. Hier kommen die innenpolitischen Unsicherheiten hinzu.

Für die italienischen Banken sind faule Kredite von 200 Mrd. Euro der Hauptbelastungsfaktor. Rom und die EU streiten seit Monaten um die Details einer Bad Bank, in die die Institute alle Not leidenden Kredite umschichten können. Zum Teil sorgen auch schlechte Zahlen für Ungemach; wie etwa jene der Credit Suisse, die einen Kursrutsch auf den tiefsten Stand seit 23 Jahren zur Folge hatten.

Auch die Deutsche Bank bleibt von der Krise nicht verschont. Seit Jahresbeginn fiel die Aktie nach einem Rekordbilanzverlust um ein Drittel. In den vergangenen Tagen wurde zudem spekuliert, dass sie ihre Schulden nicht zurückzahlen könne. Am Mittwoch verzeichnete der Kurs jedoch ein Plus von 17 Prozent. Grund war ein Bericht der Financial Times, wonach sie einen milliardenschweren Anleihenrückkauf plane.

Knapp 80 Prozent der Bankkunden wünschen sich laut einer Umfrage eine Filiale in ihrer Nähe. Gleichzeitig betreten 13 Prozent so gut wie nie eine Zweigstelle. Was also tun? Die Bank Austria hat ihren Weg gefunden. Dieser besteht aus Mitarbeiterabbau und Filialschließungen. Zumal laut der Bank jeder Privatkunde im Durchschnitt 36 Euro Verlust verursacht.

Der Ärger bei Kunden und Mitarbeitern über diesen Kurs wird angesichts eines Gewinns im Inland von einer halben Milliarde Euro noch größer. Während sich die Bank Austria im Privatkundengeschäft aufzugeben scheint und den schleichenden Niedergang offenbar eingeläutet hat, frohlocken Konkurrenten über Zuwächse. Denn wer Privatkunden (und langjährige Mitarbeiter) als Last sieht, braucht sich nicht wundern, wenn sie dann davonlaufen. - Robert Kleedorfer

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