WKO - "Wahnsinnig Komplizierte Organisation"

WKO - "Wahnsinnig Komplizierte Organisation"
Grüne machen sich über antiquierte Kammerstruktur lustig. Auch SWV, FPÖ und Neos pochen auf Reformen.

Wissen Sie, wie die Wirtschaftskammer funktioniert? "Um die Struktur zu verstehen, braucht man Jahre", heißt es auf der Homepage der Grünen Wirtschaft. Dennoch wird das "Unmögliche" versucht und in drei Minuten erklärt, wie die Kammer aufgebaut ist. Titel des Erklärstücks: "WKO - Wahnsinnig Komplizierte Organisation".

Zunftwesen

"Sehr vereinfacht erklärt handelt es sich bei der Struktur der Kammer um eine riesige Matrix mit folgender Formel: Jahrhunderte altes Zunftwesen multipliziert mit österreichischem Föderalismus", fassen die Grünen zusammen und machen sich über 900 Branchengremien lustig, die unterschiedlichste Namen wie "Landesgremien, Fachgruppen oder Landesinnungen" tragen. "Alles historisch gewachsen und frei von Logik".

WKO - "Wahnsinnig Komplizierte Organisation"
Als Beispiel werden etwa die "Gesundheitsberufe" angeführt, in der Optiker, Hörgeräte-Akustiker, Zahntechniker und Orthopädie-Schuster gemeinsam organisiert sind. "Ob diese tatsächlich gemeinsame Interessen haben, darf bezweifelt werden. Dafür werden diese Interessen bundesweit in zehn Gremien vertreten".

Sparten

Die pro Landeskammer 90 bis 100 Branchengremien werden zu sieben Sparten zusammengefasst, obwohl auf europäischer Ebene drei Bereiche (Produktion, Handel, Dienstleistung) ausreichen.

WKO - "Wahnsinnig Komplizierte Organisation"
Auch diese Sparten gibt es je zehn Mal – neun Mal auf Landes- und einmal auf Bundesebene. "Was die 70 Gremien dieser Sparten – genannt Spartenkonferenzen– genau tun, entzieht sich selbst bei Eingeweihten der Kenntnis", ätzen die Grünen.

Forderungen

Die Grünen fordern eine grundlegende Reform der Kammerstruktur. So soll die Zahl der Fachverbände, Körperschaften und Funktionäre deutlich schrumpfen. Unter anderem sollen die Länderkammern zu regionale Geschäftsstellen ohne Rechtspersönlichkeit werden und die Sparten völlig abgeschafft werden. Im Gegenzug sollen die Bezirksstellen im Sinne einer subsidiären Mitgliederbetreuung und politischen Mitwirkung in den Regionen aufgewertet werden.

Auch der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV), FPÖ Pro Mittelstand und die Unos (Neos) rütteln an den Kammerstrukturen. Ihnen geht es vor allem darum, den Einfluss von Klein- und Kleinstunternehmen in der Kammer zu stärken. Dafür müsse auch das aus Ihrer Sicht höchst undemokratische und längst veraltete Wahlsystem geändert werden.

EPU-Lobby

"Die Wirtschaftskammer ist heute in einer fundamental anderen Situation als vor zehn Jahren", sagt etwa SWV-Spitzenkandidat Christoph Matznetter. Damals habe sie sich ausschließlich auf Großunternehmen und deren Interessen konzentriert. Inzwischen habe sich die Zusammensetzung der Kammermitglieder entscheidend verändert, mehr als 60 Prozent seien Ein-Personen-Unternehmen (EPUs) sowie Klein- und Kleinstbetriebe, "die sehr stark im lokalen Wirtschaftsgefüge verankert sind".

Entbürokratisierung

Für Entbürokratisierung und mehr Transparenz in der WKO setzen sich die erstmals antretenden Unos (Neos) ein. Das Unos-Programm zielt auf den Umbau des "trägen Kammerapparates hin zu einer serviceorientierten Interessenvertretung" ab. "Wir brauchen keine geschützte Werkstätte für Funktionäre sondern ein Angebot, dass sich an den Bedürfnissen der Unternehmen orientiert - und nicht wie bisher umgekehrt. Darum fordern wir Unos auch als einzige Gruppierung eine Ende der Pflichtmitgliedschaft und Zwangsabgaben", so der Wiener Unos-Wahlkampfkoordinator Markus Ornig.

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