Wirtschaftsprüfer geben AUA Schonfrist, Hoffnung bei Laudamotion

AUA-Flieger parken nicht nur in Wien (Bild), sondern auch in Bratislava
Insolvenzgefahr bei AUA vorerst gebannt, Laudamotion fordert Hilfe vom Finanzminister gegen Gewerkschaft

Erleichterung bei der AUA. Die Gefahr einer Insolvenz ist in die Ferne gerückt. Die Wirtschaftsprüfer von PwC haben die Entscheidung über die Zukunft der AUA wiederum aufgeschoben, hört man.

Die AUA wollte dazu keinen Kommentar abgeben. AUA-Sprecher Peter Thier verweist auf die Aufsichtsratssitzung am Mittwoch.

Der Business-Plan für den Neustart, den der Vorstand vorgelegt hat, wurde positiv beurteilt. Der Aufsichtsrat wird den Stand der Verhandlungen beurteilen, dann wird mit PwC wieder ein neuer Termin für eine weitere Nachfrist festgelegt.

Das Gesamtpaket steht, wie der KURIER berichtete, im Großen und Ganzen. Noch nicht fertig ausverhandelt ist das Paket mit den Betriebsräten, das die Personalkosten nachhaltig um 20 Prozent senken soll.

Die Verhandlungen mit Lieferanten und dem Flughafen Wien laufen erfolgreich, hier werden rund 100 Millionen Euro eingespart.Offen ist jetzt, ob die Lufthansa ihren Beitrag zur Rettung der AUA erfüllt.

Blümel: "Zähes Ringen"

Die AUA hat noch bis Mitte Juni Liquidität. Wie lange genau die AUA noch aus eigener Kraft ihren Stillstand finanzieren kann, hängt davon ab, wie viele schon bezahlte Tickets sie in Cash retournieren muss.

"Es ist ein zähes Ringen", sagte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) am Dienstag am Rande einer einer Pressekonferenz zum Verhandlungsstand über die Staatshilfe in Höhe von insgesamt 767 Millionen Euro.  "Wir kommen Schritt für Schritt voran."

PK LAUDAMOTION "NEUE STRECKEN AB WIEN":

Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber

Hoffnungsschimmer bei Laudamotion

Unterdessen hat die Wirtschaftskammer den neuen, billigeren Kollektivvertrag (KV) für die rund 560 fliegenden Mitarbeiter der Billig-Airline Laudamotion unterschrieben und an die Gewerkschaft vida weitergeleitet. Für die Gültigkeit des KV ist die Zustimmung beider Sozialpartner erforderlich.

Laut der Laudamotion-Geschäftsführung hatten zuvor 95 Prozent der Piloten und 70 Prozent der Flugbegleiter übers Wochenende eine Zustimmungserklärung abgegeben. Die Gewerkschaft muss den KV vor dem 21. Mai unterschreiben.

Michael O'Leary, Chef des Mutterkonzerns Ryanair, hatte zuletzt am Montag bei der Präsentation der Quartalsergebnisse des Konzerns die Schließung der Airbus-Basis Wien de facto angekündigt. Ryanair macht mit dieser Drohung seit Wochen Druck auf die Belegschaft und die Gewerkschaft, die Löhne zu senken.

In einem Schreiben an die Belegschaft stellen die Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber und David O'Brien die Rettung der Jobs in Wien in Aussicht. Gleichzeitig wird vida kritisiert. Die Mitarbeiter werden aufgefordert, vida und der Regierung klar zu machen, dass ihre Jobs nicht von der Gewerkschaft geopfert werden dürften, um den Mitbewerber AUA zu retten, der Staatshilfe bekomme.

Man habe getan, was möglich sei, um die A320-Basis Wien zu retten, der Rest liege jetzt bei der Gewerkschaft, schließt das Schreiben.

Laudamotion: Wollen Jobs in Wien erhalten

Die Laudamotion-Chefs ersuchten am Dienstag Finanzminister Blümel in einem Brief um Unterstützung. Man habe wenig Hoffnung, dass vida den neuen KV ohne seine Hilfe unterschreiben werde. Dieser KV sei die Basis dafür, dass die Mitarbeiter in Wien nicht ihre Jobs verlieren.

Man habe gehofft, im Juli wieder ab Wien fliegen zu können, sagte Co-Geschäftsführer David O’Brien gegenüber dem KURIER. Die Frage sei nun, ob  mit Laudamotion oder Ryanair. Er betonte, dass es nach wie vor der Wunsch von Ryanair sei, die Basis Wien und die Arbeitsplätze zu erhalten.


Die Gewerkschaft habe den Vorschlag für den neuen KV bereits am 27. April auf Englisch  erhalten und sich erst am 15. Mai gemeldet, mit der Begründung, man habe das Papier vorher nicht übersetzen können. Auf die Frage, wie hoch er die Chance einschätze, dass Wien nicht zugedreht wird, sagte O’Brien: „Das kann nur ein Mensch beantworten, Gewerkschaftschef Hebenstreit.“ Die Gewerkschaft ignoriere den ausdrücklichen Wunsch der Belegschaft und habe nur Interesse am Überleben der AUA, kritisierte O'Brien.

1000 Euro brutto Grundgehalt

Der neue KV sieht laut vida für Flugbegleiter 1000 Euro Grundgehalt im Monat vor. Inkludiert sind bereits Zulagen, beispielsweise für Schichtdienste, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit.

Für jede Flugstunde gibt es 9 Euro. Bei Vollzeit und guter Auslastung der Airline sei ein Gehalt von knapp 1500 Euro erreichbar, errechnete vida. Dazu kommen äußerst strikte Regelungen für Arbeitszeit, Krankenstände und Dienstplanungen.

Die Gewerkschaft will diesen KV nicht unterschreiben und kritisiert einen "Dumping- und Erpressungsversuch sowie die Schaffung einer "working-poor"-Klasse in Österreich. Laudamotion habe ohnehin bereits den günstigsten KV in Österreich und schrieb bereits vor  Corona hohe Verluste.

vida fordert die WKÖ auf, rasch noch einen Branchen-KV für alle Airlines abzuschließen. Man könne sich dabei an den Eurowings-KV anlehnen.

 

 

 

 

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