Leitl: "Lage so schlecht wie seit 2009 nicht mehr"

Leitl will weder Minister werden noch EU-Kommissar noch Bundespräsident. Er möchte 2015 neuerlich als Wirtschaftskammerpräsident antreten, um während der Periode abzutreten.
WKO-Umfrage: Ein Drittel der Unternehmer erwartet, dass in nächster Zeit Stellen gestrichen werden müssen.

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl war einigermaßen schockiert: Das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage bei 3650 heimischen Unternehmern fiel so schlecht aus, dass es nur noch mit dem Wort "erschreckend" kommentieren konnte. "Solche Töne haben wir in diesem Haus selten vernommen, fügte er hinzu. Sowohl die Erwartungen zur Umsatzentwicklung, den Aufträgen als auch zu den Investitionen fielen negativ aus. Die Werte seien die niedrigsten seit 2009, als ein wirtschaftlicher Absturz folgte.

So schlimm werde es 2015 nicht, hofft Leitl. Immerhin gebe es bei Exporten zumindest einen Silberstreif am Horizont. "Die Unternehmer kämpfen um Wachstum, betonte der WKO-Präsident. Allerdings fehle es an Impulsen. Vor allem die Kleinstbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern und die ganz Großen sehen die Zukunft trüb. Sie würden weden investieren noch neue Mitarbeiter einstellen. Am zuversichtlichsten seien die mittelgroßen Betriebe. "Der Mittelstand rettet uns, verweist Leitl auf eines der wenigen positiven Ergebnisse der Umfrage.

Ein Drittel erwartet Jobabbau

Leitl: "Lage so schlecht wie seit 2009 nicht mehr"
Die Arbeitslosigkeit steigt, schuld sind die anderen?
Trotz des unerfreulichen Ausblicks würden gut die Hälfte der Unternehmer versuchen, die Beschäftigten zu halten.

Ein Drittel erwartet, dass in nächster Zeit Stellen gestrichen werden müssen. Obwohl die Zahl der Arbeitslosen steigt, beklagen viele Unternehmer, dass sie keine geeigneten Fachkräfte fänden.

Leitl fordert Anreizpaket

Um die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zu bringen, fordert Leitl von der Regierung ein Anreizpaket. Neben Bürokratieabbau und einer Entlastung bei den Lohnnebenkosten wüscht er sich für die Betriebe eine Investitionszusatzprämie für jene, die nach Jahren geringer Investitionen nun doch Geld in neue Anlagen oder den Ausbau steckten.

Die Erhöhung der Abschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter von 400 auf 1000 Euro und die Mobilisierung von Privatkapital für Unternehmensfinanzierung sind weitere Punkt im Leitl-Plan. So soll etwa die Grenze für Crowd-Funding, also die Finanzierung von Betrieben durch viele Kleinanleger, von derzeit 250.000 Euro auf drei Millionen Euro erhöht werden. Bis zu dieser Grenze soll für die Unternehmen die Aufnahme von Kapital der Investoren vereinfacht werden.

Einfachere Anlegerinformation

Der vorgeschriebene umfangreiche Kapitalmarktprospekt sollte für Geldaufnahme unter drei Millionen Euro durch eine wesentlich einfachere Anlegerinformation ersetzt werden. Um Kleinbetriebe zu stärken, will Leitl eine Überbrückungsfinanzierung für den Handwerkerbonus erwirken. Die für heuer vorgesehenen zehn Millionen Euro sind ja wie berichtet bereits vergeben. Es lägen aber noch Anträge vor, die erledigt werden sollten, erklärte der WKÖ-Präsident. Ein Vorgriff auf die für 2015 geplanten 20 Millionen Euro für den Handwerkerbonus sollte ermöglicht werden.

Stärkung der Kaufkraft

Christoph Matznetter (Bild), SPÖ-Präsidiumsmitlgied der Wirtschaftskammer, gibt der Stärkung der Kaufkraft der Bevölkerung zur Ankurbelung der Wirtschaft Priorität. "Es ist erwiesen, dass Menschen, die wenig Geld haben, dieses regional ausgeben und nicht in Fernreisen oder Jachten stecken, meinte er. Zudem trat Matznetter für eine Umbau der Förderung der thermischen Sanierung ein. Damit sich auch ärmere Bevölkerungsschichten eine Wärmedämmung oder neue Fenster leisten könnten, sollte das System von Zuschüssen auf geförderte und in den ersten Jahren rückzahlungsfreie Kredite umgestellt werden.

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