Energetische Probleme im Burgenland

Hohe Verluste, Aufsichtsrat verweigerte Sonderprüfung
Tochtergesellschaft PEW an den Rand der Insolvenz geführt

Neben der – glücklicherweise – gescheiterten Privatisierung der Therme Lutzmannsburg poppt nun bei der mehrheitlich dem Land gehörenden Energie Burgenland ein gröberes Problem auf. Die Elektrotechnik-Tochter PEW wurde sehenden Auges an den Rand der Insolvenz geführt. Unter dem verantwortungsvollen Umgang mit Vermögen der Steuerzahler stellt man sich etwas anderes vor.

Im März wurde im Aufsichtsrat der Mutter erstmals über einen zu erwartenden Gewinnrückgang berichtet. Worauf Gneist Consulting in die PEW geschickt wurde. Das Ergebnis der 70-seitigen Analyse: Stark rückläufige Aufträge bei überproportional steigenden Personalkosten. Das Erreichen des Worst-Case-Szenarios "erscheint wahrscheinlich". Die rund 100 Mitarbeiter große PEW sei mit ihren Preisen am Markt nicht wettbewerbsfähig und verdiene nur bei Aufträgen, sprich Quersubventionierung, aus dem Konzern.

Gneist verweist explizit darauf, dass für das Management mehr als zwölf Prozent der gesamten Personalkosten draufgehen. Pensionszahlungen, freiwillige Sozialleistungen und Boni/Prämien würden einem Drittvergleich "wahrscheinlich nicht standhalten".

Die Consulter waren schon 2011 bei der PEW tätig. Die damals angeregten Verbesserungsmaßnahmen wurden großteils ignoriert. Als Umsatz und Gewinn schon nach unten zeigten, wurden noch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Aufsichtsrat trat zurück

Anfang September stand die Verlustprognose schon bei mehr als zwei Millionen Euro. Der ehemalige Raiffeisen-Manager Leopold Buchmayer (ÖVP) beantragte im Aufsichtsrat eine aktienrechtliche Sonderprüfung, blitzte damit aber ab. Daraufhin legte Buchmayer sein Mandat zurück: "Aufgrund der Vorfälle rund um die PEW und die Vorgangsweise im Aufsichtsrat der Energie Burgenland AG sehe ich mich nicht mehr in die Lage, diese Funktion wahrzunehmen."

Stattdessen wurde die interne Revision beauftragt. Deren Bericht, der dem KURIER vorliegt, ist wenig erfreulich. Der Personalaufwand hatte sich von 45 auf 63 Prozent der Betriebsleistung erhöht, von "Unterbeschäftigung" der Mitarbeiter ist die Rede, im Juni überstieg der Verlust die Hälfte das Stammkapitals. Der Eintritt des Worst-Case-Szenarios "würde die Ergebnisse der in etwa letzten 20 Jahre egalisieren".

Ende Juni wurden die PEW-Chefs Rudolf Titz und Natascha Hefler abgesetzt. Aber nicht gekündigt. Titz kehrte in die Energie Burgenland zurück, Hefler werkt wie zuvor wieder als Buchhalterin.

Energie-Vorstand Michael Gerbavsits (SPÖ) wirkt trotzdem gelassen. Der PEW seien große Aufträge weggebrochen. Sie werde großteils nur noch als Dienstleister für den Konzern tätig sein. Für den restlichen Bereich suche man Käufer.

Dass er gesagt habe, vor der Landtagswahl könne man keine Mitarbeiter kündigen – wie in der PEW kolportiert wird –, dementiert Gebavsits entschieden. Bis Juni seien immerhin elf Mitarbeiter abgebaut worden.

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