Drucker unter Druck, aber immer noch Spitzen-Gagen

Die einst stolze Branche schwächelt und verliert immer mehr Kunden an die kostengünstigere ausländische Konkurrenz.

Die Zeiten sind längst vorbei, als Österreichs Druckereien schöne Gewinne einfuhren. Die einst stolze Branche schwächelt stark und verliert immer mehr Kunden an die kostengünstigere ausländische Konkurrenz. Die Zahl der Betriebe hat sich seit 2001 von 998 auf 590 reduziert, die Jobs haben sich auf rund 9200 Arbeitsplätze halbiert. Die Arbeitgeber versuchen daher, den noch bis Ende 2016 gültigen Kollektivvertrag (KV) vorzeitig aufzuschnüren. Das wird schwierig, denn die Drucker-Gewerkschaft zählt zu den stärksten Arbeitnehmer-Vertretungen. Deren Tradition bis ins Jahr 1846 zurück reicht.

Bei so viel Tradition ist klar, dass die Drucker nicht zu den Billig-Lohn-Branchen gehören. Die Gagen sind nach wie vor oft in einer Größenordnung, von der Mitarbeiter in anderen Bereichen nur träumen können.

Im Zeitungsdruck beispielsweise geht das äußerst komplexe System aus Zulagen, das eine Wissenschaft für sich ist, teilweise sogar auf die Zwischenkriegszeit des vorigen Jahrhunderts zurück. Damals war die soziale Intention, Arbeitslose an Sonntagen in den Druckereien zu beschäftigen und Löhne zu zahlen, von denen sie leben können.

Heute noch können sich Drucker, die am Sonntag für die Produktion der Montag-Zeitungen im Einsatz sind, für drei Stunden Arbeit über 30 bis zu 45 Prozent eines gesamten Wochenlohns freuen. Während die zuschlagspflichtige Nachtarbeit bei den Metallern ab 22 Uhr beginnt, ticken die Zuschläge bei den Druckern bereits ab 19 Uhr.

Der KV garantiert den rund 700 Zeitungsdruckern ein durchschnittliches Jahres-Salär von knapp über 90.000 Euro. Drucker kommen auf monatlich rund 7100 Euro, Helfer auf rund 5700 Euro. Es gilt die 37-Stunden-Woche.

Große Druckereien zahlen über Betriebsvereinbarungen noch mehr. Dort bringt es ein Zeitungsdrucker auf durchschnittlich fast 9700 Euro – zwölf Mal im Jahr. Das 13. und 14. Gehalt ohne Überstunden liegt bei jeweils rund 5500 Euro. Ein sogenannter "Obermeister", der die Produktion organisiert, verdient brutto um die 190.000 Euro. Damit kommt er an das Niveau eines Geschäftsführers in einem mittelständischen Unternehmen heran.

Helfer können sich in Großdruckereien immerhin über rund 7500 Euro im Monat freuen. Das ist mehr, als viele AUA-Piloten verdienen. Selbst Lehrlinge werden mit bis zu 1320 Euro entlohnt. In etlichen anderen Branchen verdienen ausgelernte Mitarbeiter gerade einmal so viel.

Auf der anderen Seite stehen die Tageszeitungen, denen marktbedingt die Erträge wegbrechen. Die Redaktionen, wo an den Wochenenden und Feiertagen sowie bis spät in die Nacht meist ohne Überstundenzuschläge durchgearbeitet wird, wurden personell bereits drastisch durch Sparpakete dezimiert.

Standort.„Die Situation ist prekär. Der Druck-Standort Österreich verliert laufend an Wettbewerbsfähigkeit“. Gerald Watzal, Präsident des Arbeitgeber-Verbandes Druck & Medientechnik, appelliert an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sowohl bei den Zeitungsdruckern als auch beim Rollenoffset-Druck (Flugblätter, Kataloge, Magazine) hat die Gewerkschaft die KV-Verhandlungen ausgesetzt.

„Stimmt, der Kollektivvertrag ist in die Jahre gekommen und einige Passagen sind nicht mehr zeitgemäß“, räumt Druck-Gewerkschafter Michael Ritzinger ein. Doch die Modernisierung müsse „auf Augenhöhe passieren. Was über Jahrzehnte aufgebaut wurde, kann nicht von heute auf morgen einfach so gestrichen werden“. Die Gewerkschaft will einen Fonds oder eine Arbeitsstiftung für Umschulungen.

Großaufträge werden immer öfter nach Deutschland, Ungarn, in die Slowakei und nach Italien vergeben, warnt Watzal. Die großen Rollen-Offsetdruckereien wie das Niederösterreichische Pressehaus, Leykam, die Druckerei Ferdinand Berger und die Oberndorfer Druckerei, die rund ein Viertel des gesamten Branchenumsatzes in Österreich repräsentieren, melden ein Auftragsminus bei Flugblättern und Katalogen zwischen 25 und 30 Prozent. Der Verband schätzt den Anteil der Auftraggeber, die ausschließlich inländische Druckereien beschäftigen, auf nur noch knapp über 50 Prozent.

„Oftmals werden österreichische Druckereien nicht einmal eingeladen, ein Angebot zu legen“, bedauert Watzal. Der Branchenumsatz stagniere, „gleichzeitig sinken die Preise für Gedrucktes, und immer mehr Betriebe kämpfen ums Überleben“. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Druckereien wieder um knapp 15 Prozent, die Zahl der Arbeitnehmer ging um 6,8 Prozent zurück. Die vier Großdruckereien im Rollen-Offset-Bereich beschäftigten derzeit noch rund 900 Mitarbeiter. Unter den Auftraggebern, die überwiegend im Ausland drucken lassen, sind laut Watzal auch so prominente Unternehmen wie Hartlauer, Zgonc, bauMax, Obi, XXX Lutz und die Pfeiffer-Gruppe.

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