Wirtschaft: So bremst Osteuropa Österreich
Die Wirtschaft in Osteuropa hat sich im ersten Halbjahr 2022 besser geschlagen als erwartet, im zweiten Halbjahr geht es nun aber immer stärker bergab. Für Österreich hat das schlimme Folgen, zählt die Region doch zu den wichtigsten Handelspartnern.
Die bedeutendsten Märkte sind Tschechien, Slowenien, Ungarn und Polen, gefolgt von Rumänien und Kroatien, sagt Mario Holzner, Geschäftsführer des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Heuer soll die Wirtschaft dieser Länder im Durchschnitt um rund vier Prozent wachsen, nächstes Jahr werden es nur noch 1,5 Prozent sein. Die Auswirkungen dieses Abschwungs sind für Österreich „nicht gut“, sagt Holzner.
Österreich befinde sich in einer Doppelmühle, zwischen der im Westen stagnierenden beziehungsweise vor einer Rezession stehenden Wirtschaft und jener im Abschwung befindlichen im Osten. Die Entwicklung sei im Osten allerdings noch besser als im Westen, „daher ist es sogar noch besser, zu dieser Gruppe enge Beziehungen zu haben“, sagt Holzner.
Großer Exportanteil
Wie groß die Bedeutung dieser Länder für Österreich ist, kann Christian Schierer, Außenhandelsexperte in der WKO, quantifizieren. Die Exporte Österreichs nach Polen betragen sechs Prozent des Gesamtexportvolumens, jene nach Ungarn und Tschechien je fünf Prozent und nach Slowenien drei Prozent – in Summe fast 20 Prozent und damit beinahe doppelt so viel als auf Österreichs zweitwichtigsten Handelspartner Italien entfallen.
„Je länger der russische Angriffskrieg in der Ukraine anhält, desto größer wird der Druck auf die osteuropäischen Länder“, sagt Schierer. Und diese seien wichtige Zulieferländer für die heimische Wirtschaft. Außerdem gebe es viele österreichische Investments dort.
Laut Klaus Weyerstrass vom IHS begann der Abschwung in Osteuropa mit dem dritten Quartal, im vierten und ersten des nächsten Jahres werde er am stärksten sein, danach sollte es wieder etwas bergaufgehen. „Helfen sollte, dass die Lieferschwierigkeiten und Engpässe weniger werden“, sagt Weyerstrass. Sollte in China allerdings wieder ein größerer Corona-Lockdown kommen, würde das wieder vieles zunichtemachen.
Besser als prognostiziert entwickelt sich – noch – die russische Wirtschaft, hat Holzner erhoben. Der Wirtschaftseinbruch wird heuer nicht bei sieben, sondern bei 3,5 Prozent liegen. Auch die Wirtschaftsleistung der Ukraine werde nicht wie im Sommer erwartet um 40 Prozent, sondern um ein Drittel zurückgehen. Für das nächste Jahr erwartet Holzner bereits wieder ein Wachstum. Wie sich dort die Wirtschaft weiterentwickle, hänge jedoch stark vom Krieg und der Produktion landwirtschaftlicher Güter ab.
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