Wirte lassen sich das Essen liefern

Arno Wohlfahrter, Metro-Chef-Österreich.
Das Zustellgeschäft wächst stark, sagt Metro-Chef Wohlfahrter. Auch wegen gesetzlicher Vorschriften.

KURIER: Viele Gastronomen haben nach dem Rauchverbot geklagt, dass Gäste ausbleiben. Haben Sie das in den Umsätzen gesehen?

ArnoWohlfahrter:Nein,daskann ich so nicht nachvollziehen.

Wegen der Umsetzung?

Ich war zufällig in Rom, als das Rauchverbot in Italien über Nacht in Kraft getreten ist. Da gibt es eine klare gesetzliche Regelung und alle kennen sich aus. Bei uns gibt es ein Gesetz und dazu eine Novelle, auf Basis derer die Wirte investieren. Dann kommt die nächste Novelle und damit neue Regeln. Sie haben überhaupt keine Rechtssicherheit. Das ärgert jeden Unternehmer.

Sie als Metro-Chef waren davon nicht betroffen, oder?

Uns hat es bei den Registrierkassen getroffen, weil wir ja auch Kassensysteme verkaufen. Unternehmen brauchen Rechts- und Investitionssicherheit. Ich hoffe, dass die neue Regierung das versteht.

Über Silvester waren die Hotels ausgebucht. Für Sie eine der wichtigsten Zeiten im Jahr?

Wir machen von Oktober bis Dezember (Anm.: 1. Quartal im Metro-Geschäftsjahr) etwa 30 Prozent des Jahresumsatzes. Wenn dieses Quartal nicht läuft, kann man das im restlichen Geschäftsjahr schwer aufholen.

Ist die Saison gut angelaufen?

Ja, zum Glück. Wir haben wieder ein Wirtschaftswachstum und pünktlich zu den Ski-Openings gab es genügend Schnee. Da sperren dann die Hotels schon auf und haben eine ordentliche Auslastung, das spüren wir unmittelbar.

Wie viele Gastronomie- und Hotelleriebetriebe beliefern Sie?

Wir haben 500.000 registrierte Kunden. 50 Prozent der Hoteliers, Gastronomen und Caterer (HoReCa) werden beliefert. In diesem Bereich haben wir Monat für Monat zweistellige Zuwachsraten.

Weil kein Wirt mehr Zeit zum Einkaufen hat?

Auch. Aber auch wegen der Vorschriften. Man muss ja zum Beispiel nachweisen, dass die Kühlketten eingehalten werden. Das ist bei der Zustellung gesichert, da muss man nicht selbst extra noch Buch führen.

Ist der C&C-Markt in Österreich ähnlich konzentriert wie der Lebensmitteleinzelhandel?

Nein, da spielen viele mit. Nationale Großhändler wie Transgourmet, lokale wie Kastner und Wedl, die AGM oder Lieferservices wie Kröswang. In Wien gibt es rund 9000 Gastronomie- und Hotelleriebetriebe, wir haben einen Marktanteil von ungefähr zehn bis 15 Prozent. Und Wien ist der größte Markt in Österreich.

Sie haben landesweit zwölf Märkte. Expansionspläne?

Wir haben einen neuen Standort in St. Pölten gebaut und dort 20 Millionen Euro investiert. Jetzt liegt der Fokus auf Modernisierungen.

Konzern-Boss Olaf Koch hat angekündigt, dass Metro mit kleineren Flächen in die Innenstädte will. Nicht in Wien?

Dazu sehe ich im Moment keine Notwendigkeit, weil wir außerhalb der Stadt gut aufgestellt sind und unsere Kunden aus unseren Standorten in Wien schnell beliefern können. Am Land ist es natürlich aufgrund der langen Fahrtstrecken etwas schwieriger.

Was heißt schnell?

Seit April sind wir in Wien mit Elektrofahrzeugen unterwegs und liefern binnen drei Stunden. Graz und Linz folgen demnächst. Es geht dabei vor allem um Frischfisch und Fleisch, aber auch Obst und Gemüse. Ich glaube, dass die Zustellung mit E-Autos ein großes Thema werden wird.

Weil die Gastronomen plötzlich Umweltschützer geworden sind?

Weil sich immer mehr Menschen Pakete zustellen lassen und das in den Städten zur logistischen Herausforderung wird. Irgendwann werden die Städte wegen der Schadstoffbelastung nur noch E-Autos reinlassen.

Wer ist in Sachen E-Mobilität aus Ihrer Sicht Vorreiter?

In Österreich sicher Metro. Interessanterweise ist international China schon sehr weit. In Städten wie Schanghai sehen Sie nur noch Elektromopeds. Die Elektromobilität unterstützt sicher den Druck zu nachhaltiger Stromproduktion – so die Hoffnung …

Kommentare