Wirt: „Wir werden ohne Perspektive zurückgelassen“

Lockdown 2 -  Tag 1 -  Wien
Hoteliers und Gastronomen fordern einen klaren Fahrplan zur Wiedereröffnung. Und ein Ende der Salamitaktik

Die Vorstellung, dass man demnächst in einem Gastgarten sitzen oder sogar in ein Hotel einchecken darf, kann man sich vorerst abschminken. Die Regierung hat gestern kein grünes Licht für ein Hochfahren des Tourismus gegeben. Wie es weiter geht, bleibt völlig offen. Am 1. März soll es weitere Beratungen geben, frühestens zu Ostern sei mit weiteren Öffnungsschritten zur rechnen, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz am Montagabend. Damit geht auch der Lockdown bei Kulturbetrieben einmal mehr in die Verlängerung. So wie die Frage, wann Kinder nach der Schule wieder zum Fußballtraining dürfen.

Aus Sicht der Hoteliers und Gastronomen ist diese Salamitaktik ein einziges Ärgernis. „Wir werden ohne Perspektive zurückgelassen“, sagt Mario Pulker, Sprecher von rund 60.000 Gastronomiebetrieben. „Das ist so nicht mehr vertretbar. Es ist völlig unverständlich, warum eine Gastro-Öffnung nicht möglich ist, die Öffnung der Schulen dagegen schon.“

Schließlich hätte man auch in Restaurants mit Eingangstest für Sicherheit sorgen können. Pulker fordert von der Politik klare Antworten auf folgende Fragen: „Ab welcher Inzidenz können wir aufsperren, welche Öffnungszeiten sind realistisch und auf welche Abstandsregeln müssen wir uns einstellen?“

Auch in der Hotellerie ist der Frust groß. „Man hat sich nicht einmal mit unseren Konzepten auseinandergesetzt“, ärgert sich Susanne Kraus-Winkler, Sprecherin von 14.000 Beherbergungsbetrieben in Österreich.

„Enttäuschend“

Wie berichtet wollte die Branche im März aufsperren – mit einem engmaschigen Sicherheitsnetz. Gäste hätten beim Einchecken einen negativen Test vorweisen sollen und sich – so der Vorschlag – jeden dritten Tag im Hotel erneut testen sollen. Kraus-Winkler: „Für jene Betriebe, die gerne sobald als möglich gestartet wären, etwa, weil sie ihren Fokus auf dem Inlandsmarkt haben, ist die heutige Entscheidung mehr als enttäuschend.“ Man müsse nun zum wiederholten Male bereits getätigte Buchungen verschieben und den Gästen erneut schlechte Nachrichten überbringen.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger verteidigt die politische Linie: "Die epidemiologische Entwicklung lässt uns hier keinen Spielraum. Niemand von uns will wieder in einen ‚harten‘ Lockdown, wo alles geschlossen werden muss. Daher brauchen wir bestmögliche Balance zwischen dem ‚Notwendigen‘ und dem ‚Machbaren‘.“

Währenddessen dürfen die Seilbahnen weiter offen halten. Hier haben sich Wintersportorte mit vielen Zweitwohnsitzen – wie Kitzbühel – durchgesetzt, ist aus der Branche zu hören. Diese wollen ihren Teilzeitbewohnern etwas bieten und keinesfalls zusperren.

Anders die Situation in Sölden, wo sich normalerweise viele internationale Hotelgäste auf der Piste tummeln. Der Seilbahnbetrieb wurde gestern „bis auf Weiteres eingestellt“. Der Betreiber erklärt via Facebook: „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen mit erneuten Verschärfungen für die Tiroler Skigebiete, sehen sich die Bergbahnen Sölden leider nicht mehr in der Lage, einen zufriedenstellenden und verantwortungsvollen Skibetrieb zu garantieren.“

Kommentare