Wirbel um Post-Tochter

Wirbel um Post-Tochter
Konzernrevision prüft. Mitarbeiter wollten Betriebsrat gründen

Mit einem heiklen Fall musste sich gestern, Mittwoch, die interne Datenschutz-Kommission der Post befassen. Bei der der Kommission war eine Anzeige mit dem Vorwurf eingelangt, Gesundheitsakten von Mitarbeitern seien auf einem Server aufgetaucht und könnten von allen Postlern abgerufen werden. Es handle sich um die Daten der Belegschaft der Post-Tochter E-Commerce GmbH. Die Betroffenen sollen dementsprechend empört sein.

Jetzt muss die Konzernrevision tätig werden. Die Kommission erteilte der Revision einstimmig den Auftrag, den Sachverhalt zu überprüfen und zu eruieren, ob ein Vergehen gegen den Datenschutz vorliegt.

Die Causa ist nicht sehr angenehm für Post-Personalchef Franz Nigl. Er musste vor einigen Jahren wegen eines Datenschutz-Skandals als Personalchef bei den ÖBB von Bord gehen. Nigl stand bei der Staatsbahn im Zentrum einer Datenaffäre um die illegale Sammlung von Krankenstands-Diagnosedaten der Mitarbeiter.

Die E-Commerce wurde im Vorjahr für den geplanten Online-Marktplatz shöpping (shoepping.at) gegründet und beschäftigt rund 20 Mitarbeiter.

Die Stimmung in der Post-Tochter ist nicht nur wegen des Datenschutz-Vorfalls gespannt. Vor Kurzem wurden drei Mitarbeiter hinausgeworfen. Zufall oder nicht? Dabei handelt es sich ausgerechnet um jene Mitarbeiter, die dabei waren, einen Betriebsrat aufzustellen. Die Gründung der Belegschaftsvertretung wurde schon offiziell verlautbart, die Vorgesetzten und Post-Chef Georg Pölzl bereits informiert.

In der Vorwoche wurde jener Mitarbeiter, der sich am aktivsten für einen Betriebsrat engagierte, entlassen und sofort vom Dienst suspendiert. Am Montag wurden die zwei weiteren Kollegen gekündigt. Für die gewerkschaftlich gut organisierte, teilstaatlichen Post ziemlich bemerkenswert.

"Es besteht kein Zusammenhang mit der Betriebsrats-Gründung", beteuert Post-Sprecher Michael Homola. Der erste Mitarbeiter sei wegen eines Vorfalls entlassen worden. Die zwei nächsten Kündigungen seien erfolgt, weil man diese Jobs wegen Umstrukturierungen nicht mehr benötige.

25 bis 30 Millionen Euro für Mini-Amazon budgetiert

Das Projekt Shöpping liegt Post-Boss Pölzl angeblich ganz besonders am Herzen. Die Plattform soll eine Art Mini-Amazon werden und im Herbst starten. Im Post-Budget sind dafür 25 bis 30 Millionen Euro reserviert.

Konsumenten sollen über das Portal beim heimischen Handel online shoppen, die Post übernimmt die Zustellung und will mit dem "Mini-Amazon" ihr Paket-Geschäft ankurbeln. Derzeit gehen 60 Prozent aller Online-Bestellungen nach Deutschland.

Wie man hört, soll die Nachfrage des Handels, bei Shöpping als Partner anzudocken, allerdings ziemlich flau sein und bis dato noch kein Großunternehmen fix zugesagt haben. "Die Gespräche mit potenziellen Handelspartnern laufen sehr gut, wir werden heuer online gehen", sagt Homola. Wie viele Handelsunternehmen bereits konkret zugesagt haben, will der Post-Sprecher jedoch nicht verraten.

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