"Wir müssen mehr über den Tellerrand hinaus blicken"

Firmenchef Jakob von Wolff sucht mittels Wettbewerb ein zeitgemäßes Design für sein Keramikgeschirr.
Der Traditionsbetrieb aus Gmunden (OÖ) will mit sanfter Modernisierung wieder schwarze Zahlen schreiben.

Grüngeflammt, Streublume oder doch das Hirschmuster? In jedem zweiten Haushalt in Österreich gibt es zumindest ein Geschirrstück von Gmundner Keramik. Hochzeits- oder Weihnachtsgeschenk zumeist, immer häufiger auch Erbstücke. 300 Jahre alt ist das Kult-Design „Grüngeflammt“ und wird auf Bestellung nach wie vor gefertigt. „Unsere Produkte haben Lebenszyklen über Jahrzehnte, davon können andere Firmen nur träumen“, meint Jakob von Wolff, Geschäftsführer des Traditionsbetriebes aus Oberösterreich.

Doch Tradition allein nützt nichts, wenn sich das Umfeld ändert. Singlehaushalte nehmen zu und junge Menschen legen heute weniger Wert auf edle Tassen und Teller. Von Wolff wurde im Vorjahr an Bord geholt, um die Marke zu entstauben und mit neuen Ideen das zuletzt Verluste schreibende Unternehmen wieder auf die Gewinnerstraße zu führen. Nach Eröffnung eines eigenen Shops in der Salzburger Getreidegasse und Ausbau des Vertriebes über den Fachhandel wagt der 38-jährige Manager nun den „nächsten Design-Schritt“.

"Wir denken in Jahrzehnten, nicht in Saisonen"

Internationale Designer wurden eingeladen, „das Lebensgefühl Gmundner Keramik “ in ein zeitgemäßes Design zu verpacken. Als Preis des Design-Wettbewerbs winken 6000 Euro. „Wir brauchen neue Impulse und müssen als Firma mehr über den Tellerrand hinaus blicken“, erläutert von Wolff. Das neue Design kommt 2014 als eigene Weihnachtsedition mit dem Namen des Gewinners als „designed by“ auf den Markt. Raschere Designzyklen sind jedoch nicht geplant: „Wir sind ja kein schnelllebiges Modelabel und reiten nicht jedem Trend hinterher. Wir denken in Jahrzehnten, nicht in Saisonen“, stellt von Wolff klar. „Bei uns läuft auch keine Geschirr-Serie aus. Es gibt eine zeitlich unbegrenzte Nachkaufgarantie.“

Handmalerei

In der Keramik-Manufaktur in Gmunden arbeiten 120 Beschäftigte, davon 40 ausgebildete Keramikmalerinnen. „Wir bilden auch wieder Personal aus“, sagt der Firmenchef und hat trotz zunehmender Billig-Konkurrenz aus Asien nicht vor, von der Handfertigung abzurücken.

Zielgruppe für Gmundner ist die „gut situierte Mittelschicht“; vom Billig-Image durch Aktionsware will man endgültig weg. Der Werksverkauf bleibt aber. Von Wolff: „Ziel ist es, 2014 die schwarze Null zu erreichen. Ich glaube, das schaffen wir.“

Produktion Gmundner Keramik wurde 1492 als „Hafnerhaus am Graben“ gegründet und hat laut Firmenangaben in Österreich einen Bekanntheitsgrad von 87 Prozent. Produziert wird nach wie vor in Gmunden, wo 75 der 120 Mitarbeiter in der Fertigung beschäftigt sind. 40 Malerinnen verzieren das Geschirr.

Bilanz Im Vorjahr setzte Gmundner rund neun Mio. Euro um, davon 25 Prozent im Ausland. Der operative Verlust betrug 563.000 Euro. Das Unternehmen ist seit 1997 mehrheitlich im Besitz der Salzburger Familie Graf von Moy. 25 Prozent hält die deutsche Grünwald Equity Holding.

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