„Wir brauchen eine gezielte Migrationsstrategie“

Andreas Brandstetter
UNIQA-Chef Andreas Brandstetter zum Mangel an Pflegekräften, Warnung vor Folgen des Klimawandels

Die börsenotierte UNIQA, Österreichs größter Krankenversicherer, will sich noch stärker im Bereich Gesundheit und Pflege engagieren. Bis 2030 brauche es in Österreich wegen der alternden Bevölkerung rund 75.000 zusätzliche Pflegekräfte, rechnete CEO Andreas Brandstetter vor.

Er kritisierte, dass Pflegeberufe in Österreich immer noch nicht als Mangelberufe gelten, was die Suche nach Pflegekräften außerhalb der EU erschwere. Brandstetter hält es für sinnvoll, Pflegekräfte bereits in ihren Heimatländern fachlich und sprachlich auszubilden, und sie dann mit ihren Familien nach Österreich zu holen. In anderen EU-Staaten gebe es bereits solche Programme, Deutschland beispielsweise kooperiere mit Indien.

Zur heimischen Migrationspolitik fand Brandstetter am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten klare Worte. Ihn störe die Kurzfristigkeit der Debatte und dass den Menschen das Gefühl vermittelt werde, „wir müssen uns schützen“. Österreich brauche eine klare Vorwärtsstrategie und eine gezielte Migration in bestimmten Schlüsselpositionen. Er habe das Gefühl, sagte Brandstetter, „manche würden am liebesten einen Stacheldrahtzaun rund um Österreich bauen“.

Naturkatastrophen

Die UNIQA hat sich an Cura Domo beteiligt, die Agentur vermittelt rund 2000 Betreuerinnen für die 24-Stunden-Pflege. Diesen Bereich will Brandstetter ebenso ausbauen wie die Plattform „Mavie“ für mentale Gesundheit. Pflegeberufe müssten außerdem besser bezahlt werden.

Ein großes Anliegen sind dem UNIQA-Chef auch die Klimaziele. Die Schäden durch Natur- und Umweltkatastrophen stiegen in den ersten drei Quartalen 2022 auf den Rekordwert von 300 Millionen Euro, hauptsächlich bedingt durch den Klimawandel. „Wir sind drauf und dran, mit diesem Planeten krachend gegen die Wand zu fahren“.

Mit dem Ergebnis der ersten drei Quartale von 275 Millionen Euro (minus 7,8 Prozent) zeigt sich Brandstetter angesichts der wirtschaftlichen Bedingungen zufrieden. Aus Russland, dort ist die UNIQA Partner der Raiffeisen Bank International, werde man sich zurückziehen. Offen sei noch, wie und wann genau. Das Neugeschäft wurde bereits gestoppt.

Kommentare