Wifo: Importzölle auf russisches Öl besser als Einfuhrstopp

FILE PHOTO: Worker checks valve of oil pipe at oil field owned by Bashneft company near Nikolo-Berezovka
Zölle seien flexibler und könnten auf Dynamik der Krise abgestimmt werden. Ausweichen auf OPEC-Öl zu deutlich höheren Preisen möglich.

Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo würde Importzölle einem Embargo auf russisches Öl vorziehen. "Importzölle dürften im Vergleich zu einem Öl-Embargo mehrere Vorteile aufweisen. Durch eine graduelle Erhöhung verläuft die Anpassung der heimischen Wirtschaft über Preiseffekte besser als über eine unmittelbare Mengenreduktion", erklärte das Institut zu einer am Dienstag veröffentlichten Analyse.

Importzölle könnten im Gegensatz zum einem Embargo flexibel und strategisch auf die wirtschaftliche und politische Dynamik des Konfliktes abgestimmt werden und führten in der EU neben höheren Preisen auch zu Zolleinnahmen. Als Folge eines Embargos oder einer Einführung eines äquivalenten Importzolles lassen Simulationsergebnisse das Wifo für Österreich kurzfristig einen Anstieg der Inflationsrate um 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte und eine Absenkung der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent erwarten.

OPEC statt Kasachstan

Für Österreich ist Kasachstan mit einem Anteil von 40 Prozent das wichtigste Importland für Erdöl, gefolgt von Libyen und dem Irak - zusammen decken diese Länder rund 80 Prozent der österreichischen Ölimporte ab. Insgesamt kommen etwa 48 Prozent der österreichischen Ölimporte aus den GUS-Ländern, die im Falle von russischen Gegenmaßnahmen möglicherweise wegfallen könnten, warnen die Wifo-Forscher. Sie könnten aber durch eine Ausweitung der Erdölimporte aus den OPEC-Ländern (decken derzeit 45 Prozent der österreichischen Erdölimporte ab) kompensiert werden - allerdings zu deutlich höheren Preisen.

Benzin nicht aus Russland

Benzin und Diesel werden in Österreich fast ausschließlich aus anderen EU-Ländern bezogen und nicht direkt aus Russland importiert. So werden rund 60 Prozent der heimischen Dieselimporte in Deutschland gekauft. Da Russland allerdings ein wichtiger Diesel-Lieferant für die EU ist, ist Österreich hier indirekt abhängig. Eine Verknappung und eine damit verbundene massive Verteuerung von Treibstoffen hätten weitreichende negative Auswirkungen auf die Güter- und Personenbeförderung, so das Wifo.

Innerhalb der EU ist die Importabhängigkeit von russischen Öllieferungen - ähnlich wie bei Erdgas - sehr unterschiedlich. Vor allem geografisch nahe Länder wie Litauen (83 Prozent), Finnland (80 Prozent) und die Slowakei (74 Prozent) beziehen sehr viel russisches Erdöl.

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