WIFO-Chef Felbermayr macht Druck bei Kalter Progression
Wenn die singulären derzeitigen Inflationsraten nicht ausreichten, "dann weiß ich nicht, worauf man noch warten will": Sehr deutlich formulierte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr seine Forderung nach Abschaffung der Kalten Progression am Freitagabend in der ZiB 2. Wir würden auch 2023 noch weit weg von den zwei Prozent sein, welche von der EZB immer als Inflationsziel genannt werden.
Dem oft genannten Argument, die Abschaffung der Kalten Progression komme vor allem den "Reichen" zugute, hielt der WIFO-Chef entgegen, dass die Millionäre die Progression gar nicht spüren würden; vor allem aber sei die Teuerung längst nicht nur ein Problem der Einkommensschwachen, sondern betreffe den breiten Mittelstand.
Gleichzeitig wiederholte Felbermayer seine Forderung nach Inflationsanpassung jener Sozialleistungen, die noch nicht an die Teuerungsrate gekoppelt sind, wie etwa die Familienbeihilfe, Negativsteuer oder diverse Absetzbeträge.
"Es sieht nicht gut aus", so der Wirtschaftsforscher zur allgemeinen Entwicklung. Auch sein Institut, das WIFO, werde seine bereits einmal nach oben korrigierte Inflationsprognose nocheinmal nach oben schrauben müssen - in Richtung 7,5 Prozent. Den Höhepunkt der Teuerung erwartet er im vierten Quartal dieses Jahres, eine Trendwende erst im zweiten Quartal 2023.
Den für Juli angekündigten Zinsschritt der EZB von 0,25 Prozent hält Felbermayr für "allzu zögerlich". Zwar habe eine Zinsanhebung der Fed in den USA auch vorerst keine Eindämmung der Inflation gebracht - aber eine "etwas beherztere Politik der EZB" hätte immerhin dazu beitragen können, dass die Abwertung der Euro aufhört und sich der Euro gegenüber dem Dollar stabilisiert.
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