Wiener Modehaus Tlapa sperrt zu
Der Wiener Modehändler Tlapa schließt bis Ende Jänner 2016 seine Pforten. Laut KURIER-Informationen, die seitens der Gewerkschaft bestätigt werden, wurden die rund 40 Mitarbeiter am Freitag über die Schließung des Unternehmens informiert und im AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung per Ende August angemeldet. Tlapa-Geschäftsführer Carlo Vitaly war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
In einer Aussendung am Freitagnachmittag bestätigt Vitaly die Schließung ohne Angabe von Gründen, kündigt aber ein vages Comeback an. "Es müssen manchmal Türen geschlossen werden, damit andere wieder aufgehen können. Das Modehaus Tlapa wird aber auf alle Fälle ein Comeback feiern. Wann genau das sein wird, geben wir noch bekannt", schreibt Vitaly. Die noch vorhandene Ware werde bis zur Schließung Ende Jänner 2016 abverkauft. Eine Sprecherin nennt auf Nachfrage teure Renovierungsarbeiten im Tlapa-Haus als Grund für die Schließung. Soziale Härtefälle bei den Kündigungen sollen finanziell abgefedert werden, heißt es.
Schuldenlast
Das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen hatte erst im Mai 60 der rund 100 Mitarbeiter gekündigt und eine Neuausrichtung als reines Outlet-Center mit Aktionsware versucht. Dieser Plan ist ob der drückenden Schuldenlast offenbar gescheitert. Insider vermuten, dass Tlapa bereits in den nächsten Tagen Insolvenz beantragen könnte. Die Lieferantenverbindlichkeiten sollen sich auf zwei bis drei Millionen Euro summiert haben, zusätzlich soll es hohe Steuerschulden geben. Im Mai dementierte Vitaly gegenüber dem KURIER noch eine Insolvenzgefahr, er sei lediglich unzufrieden mit dem Ergebnis.
Im Geschäftsjahr 2013 wies die Bilanz einen Jahresverlust von rund 490.000 Euro aus. Eine Überschuldung lag nur deshalb nicht vor, weil vorhandene stille Reserven den Fehlbetrag abdecken, heißt es in einer Anmerkung zur Bilanz 2013. Zuletzt gab es immer wieder Gerüche über einen Verkauf des Tlapa-Hauses. Es könnte zu einem Hotel umgebaut werden. Spekuliert wird auch, dass Vitaly das Outlet in einen kleinerem Laden in der Nähe neu aufsperren könnte.
Falsche Strategie?
Für Regioplan-Standortberaterin Hania Bomba liegen die möglichen Gründe für das Tlapa-Aus auch in einer fehlenden Zielgruppen-Strategie sowie am schlechten Standort. „Der Bekleidungshandel hat sich stark verändert. Auch für ein Outlet braucht es ein Konzept und ein entsprechendes Einzugsgebiet. Und die Favoritenstraße erfuhr als Geschäftsstraße zuletzt ein Downgrading.“
Traditionshaus
Tlapa ist eines des letzten Traditionskaufhäuser in Wien. Das Unternehmen wurde 1873 durch den Schneidermeister Wenzel Tlapa gegründet und später von seinem Sohn Karl sukzessive erweitert. Ende des Vorjahres übernahm der 32-jährige Enkel Carlo Vitaly das Unternehmen von der Karl Vitaly Privatstiftung.
Der Modehändler mit angeschlossener Schneiderei machte sich vor allem einen Namen als Herren- und Hochzeitsausstatter, setzte aber auch stark auf Dienstkleidung. So zählten Unternehmen wie Blaguss, EVN, OMV oder Swarovski oder die Spieler von Rapid Wien zu den Kunden. Internationale Modeketten wie Peek & Cloppenburg oder H&M setzten dem Modehaus zuletzt stark zu, auch der Standort in der Favoritenstraße verlor in den vergangenen Jahren viel an Attraktivität.
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