Wiener MedTech-Start-up beschleunigt die Allergiediagnose

Wiener MedTech-Start-up beschleunigt die Allergiediagnose
Macro Array entwickelte ein Testsystem, mit dem bis zu 300 Allergene gleichzeitig getestet werden können. Die EU fördert die Expansion.

Der Frühling ist da und mit ihm auch die Pollensaison. Was scheinbar harmlos mit einer rinnenden Nase beginnt und gemeinhin als „Heuschnupfen“ abgetan wird, kann sich unbehandelt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie etwa chronische Atemwegserkrankungen auswachsen. Studien zufolge leiden bereits 37 Prozent der Österreicher an irgendeiner Allergie. Die Frage ist nur: An welcher?

„Bei weitem nicht alle Allergien werden korrekt diagnostiziert“, weiß Christian Harwanegg, Gründer und Vorstandschef der Wiener Macro Array Diagnostics. Herkömmliche Allergietests sind zeitaufwendig und können meist nur einen Bruchteil der möglichen Allergene auf ihre Reaktion testen. Wer ein umfassendes Allergieprofil erhalten will, hat eine lange Prozedur hinter sich.

Wiener MedTech-Start-up beschleunigt die Allergiediagnose

Macro-Array-Gründer Christian Harwanegg

"Wir sehen uns als eine Art Google für Allergien"

von Christian Harwanegg, Gründer Macro Array Diagnostics

Macro Array will das ändern. Das vor drei Jahren gegründete Wiener Start-up hat einen Multiparameter-Test für klinisch-diagnostische Labors entwickelt, mit dem innerhalb weniger Stunden bis zu 300 Allergene gleichzeitig getestet werden können. Ein paar Tropfen Blutplasma oder - serum reichen dafür aus. „Ein vollständiges Allergieprofil erleichtert die Behandlungsstrategie. Weil wir Allergieprofile aus der ganzen Welt verarbeiten können, sehen wir uns als eine Art Google der Allergien“, erläutert Harwanegg.

Der Molekularbiologe ist selbst Allergiker und hat jahrelange Erfahrung in der Allergiediagnostik. Er war früher für das Uni-Wien-Spin-off VBC Genomics tätig, das von Phadia Holding, dem schwedischen Weltmarktführer in Allergiediagnostik übernommen wurde. Später kaufte der US-Konzern Thermo Fisher Scientific die Schweden, für Harwanegg der richtige Zeitpunkt zum Gehen.

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Im Labor in Wien wird  der „Allergy Explorer“ weiterentwickelt

Monopol-Brecher

„Es kann nicht sein, dass ein Konzern mit 98 Prozent Marktanteil den Preis diktiert, diese Monopolsituation wollen wir ändern“, so die Kampfansage des Firmengründers. Sein „Allergy Explorer“ (ALEX) wird inzwischen von mehr als 200 Laboren eingesetzt, darunter auch mehrere Allergiezentren in Österreich wie etwa das AllergyCare in der Privatklinik Wien-Döbling.

„Wir nutzen ALEX seit Jahresbeginn und haben ausgezeichnete Erfahrungen mit dem neuen Test“, sagt Immunologin Erika Jensen-Jarolim von AllergyCare. Der Test muss privat bezahlt werden, die Krankenkassen erstatten die Kosten bisher nicht. Zur Selbstdiagnose ist das rund 1.500 Euro teure Testsystem (für 20 Anwendungen) nicht geeignet, zu umfangreich und komplex ist das Ergebnis. „Ohne Arzt geht es nicht“, weiß Harwanegg.

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Die Zahl der Mitarbeiter soll auf 100 aufgestockt werden.

Um die Weiterentwicklung von ALEX voranzutreiben, erhielt Macro Array 2,5 Millionen Euro Förderbudget aus dem EU-Forschungsprogramm „Horizon 2020“. „Wir brauchen das Geld, um die Automatisierung des Systems voranzutreiben und wollen den Personalstand binnen fünf Jahren auf 100 aufstocken“, so der Firmenchef.„Forschung und Innovation sind wichtig für eine prosperierende Wirtschaft. In Österreich sind es zum großen Teil KMU und Start-ups wie Macro Array Diagnostics, die den österreichischen Wirtschaftsmotor am Laufen halten und Arbeitsplätze schaffen", begründete Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Wien, die Förderung.

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Christian Harwanegg mit Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Wien

Weitere Pläne

Aktuell sind 16 Mitarbeiter beschäftigt, die bald in einen neuen Firmenstandort in Wien-Liesing übersiedeln. Mittelfristig will das Unternehmen auch Allergietests für Haustiere sowie Diagnoseverfahren für Infektions- und Autoimmunkrankheiten entwickeln. Harwanegg hofft auch auf ein Umdenken in der Gesundheitspolitik. „Es müsste so wie beim Mutter-Kind-Pass mehr für die Früherkennung von Allergien getan werden.“

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