Wieder Wirbel um Ausschreibung in Schönbrunn
Noch ist es mitten im Sommer, doch um den Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Schönbrunn spielt es sich jetzt schon hinter den Kulissen ziemlich ab. Der Markt zählt nicht nur zu den schönsten in Österreich, sondern ist auch ein lukratives Geschäft.
Eine geschätzte Million Gäste besucht in einem Normaljahr den Markt in den fünf Wochen vor dem Heiligen Abend. 82 Stände, davon 13 mit Gastronomie, der Rest Kunsthandwerk sowie Gewerbe- und Handelsbetriebe, stellen auf der Freifläche des Ehrenhofs aus. Etwa 70 Stand’ln verkaufen auf dem Ostermarkt.
Beide Märkte sind als Wirtschaftsfaktoren nicht zu unterschätzen. Die staatliche Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft, kurz SKB, hüllt sich über die Umsätze zwar in Schweigen, doch Insider schätzen, dass gut gehende Gastrostände durchaus eine Million Euro einnehmen könnten. Das Schloss verlangt pro Gastro-Stand eine Fixmiete von rund 60.000 Euro.
Die SKB hat vor Kurzem den Betrieb von beiden Märkten neu ausgeschrieben, obwohl der Vertrag mit dem langjährigen Partner MTS um drei Jahre hätte verlängert werden können. MTS-Geschäftsführerin Gabriela Schmidle wird allseits attestiert, ausgezeichnete Arbeit zu machen.
In der Ausschreibung finden sich einige Seltsamkeiten, sodass in der Branche spekuliert wird, der durchaus umstrittene SKB-Chef Klaus Panholzer wolle MTS hinaus kippen und die Märkte an ihm genehme Firmen vergeben.
Möglicherweise an eine Runde von Unternehmern im Bereich Gastro, Event-Agentur und Infrastruktur. Ähnliches wird für die ebenfalls neu ausgeschriebene Schloss-Gastronomie unter dem bekannten Wiener Familienunternehmer Berndt Querfeld vermutet, der KURIER berichtete.
An der Gerüchtebörse und im Schloss kursieren für die Märkte jedenfalls schon einige Namen, die das Geschäft über Subliefer-Verträge unter sich aufteilen könnten. Man kommentiere grundsätzlich keine Gerüchte, das Vergabeverfahren werde von externen Experten durchgeführt und begleitet, sodass eine rechtskonforme Beschaffung sichergestellt sei, erklärt dazu Katharina Karmel, Sprecherin der Schönbrunn Group.
Betreiber (Konzessionäre) von Märkten sind für die gesamte Organisation und Durchführung zuständig. Von Planung, Überwachung, Toiletten, Sponsoring und Marketing bis zur Auswahl der Aussteller, mit denen Dienstleistungskonzessionsverträge abgeschlossen werden.
Eislaufflächen
Bisher durften die Betreiber der Märkte selbst keine Gastronomie anbieten, um nicht die teilnehmenden Gastronomen zu konkurrenzieren. Das könnte sich ändern. In der ursprünglichen Ausschreibung wurde verlangt, dass die Bewerber einen Mindestumsatz von fünf Millionen Euro in der Gastronomie haben müssen. Erst im Nachhinein wurde „Weihnachtsmärkte“ hinzugefügt.
Man wolle sowohl Gastronomen als auch Veranstaltern die Chance einer Bewerbung einräumen, man setze auf „inhaltliche Ideen zur nachhaltigen Attraktivierung des Weihnachts- und Ostermarktes“, kontert Karmel.
Interessant ist die zusätzliche Vorgabe für den „Betrieb von Sportanlagen“. Auf einem Weihnachtsmarkt?
Erfahrung gewünscht ist auch bei der „Beauftragung von Künstlern bzw. Sportlern“ sowie bei Ticket-Vorverkauf und -kontrollen. Wird künftig Eintrittsgeld verlangt? Daran sei nicht gedacht, sagt die Sprecherin und verweist auf Pandemie-Erfahrungen.
Zehn Punkte gibt es für „Familien-Erlebnisangebote“, wie etwa Eislaufflächen. Plant Panholzer gar in Konkurrenz zum Wiener Rathaus einen Eislaufplatz vor dem Schloss? Darauf kommt keine konkrete Antwort.
andrea.hodoschek@gmail.com
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