Wie Trumps Abkehr vom Freihandel China stärkt
Das geplante Aus für das Pazifik-Freihandelsabkommen TPP (Trans Pacific Partnership) erscheint aus der Sicht Chinas fast wie ein Geschenk des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Als eine Art Bollwerk der USA gegen die aufstrebende Wirtschaftsmacht China gegründet, hätte TPP neue, westliche Standards für den Handel mit Asien festschreiben sollen.
China blieb außen vor und betrachtete TPP als geopolitischen Angriff. Das jähe Aus des gemeinsamen Handelspakts mit den zwölf Pazifik-Anrainerstaaten könnte die wirtschaftlichen Machtverhältnisse wieder zugunsten Chinas ändern, glaubt Franz Rössler, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Hongkong: "China will ganz klar der starke Mann in Asien sein und wird jetzt versuchen, eigene Handelsabkommen voranzutreiben."
Eine erste entsprechende Ankündigung gab es am Mittwoch von Pekings Außenamtssprecher Geng Shuang. Sein Land sei offen für alle Vereinbarungen, die den freien Handel in der Region förderten, so Shuang. Aber: "China wird seine eigene Rolle spielen." Rössler glaubt, dass sowohl der eigene Süd-Ost-Asien Freihandelspakt RCEP (Umfassende Regionale Wirtschaftspartnerschaft) als auch die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) forciert werden. RCEP beschränkt sich rein auf Freihandel ohne Umwelt- und Sozialstandards.
Neue Seidenstraße
AIIB, die chinesische Antwort auf die von der USA dominierte Weltbank, finanziert auch den Ausbau der neuen Seidenstraße. Das größte Infrastrukturprojekt der Welt soll raschere See- und Landverbindungen über Zentral- und Südasien nach Europa schaffen und so den Handel ankurbeln. China bewirbt die Seidenstraße in Europa mit riesigen Investmentchancen bewusst als Gegenmodell zum US-Freihandelspakt TTIP. Ein eigenes Handels-Abkommen mit der EU à la TTIP sei für die Chinesen aber nicht prioritär, meint Rössler: "Das ist ihnen viel zu mühsam, die Chinesen verstehen die EU nicht, sie verhandeln lieber mit Einzelstaaten."
Einkaufstour
Wegen der Abwertung der Landeswährung Renminbi fließt derzeit viel Geld in Übernahmen von Firmen und Immobilien im Ausland. Im europäischen Fokus stehen zwar primär Deutschland, Großbritannien und Frankreich, aber auch in Österreich dürfte es im kommenden Jahr Firmen-Übernahmen geben, glaubt Rössler. Für österreichische Unternehmen in China wiederum sind die Chancen, bei öffentlichen Ausschreibungen zum Zug zu kommen, etwas schwieriger geworden. "Die ehemaligen Joint-Venture-Partner sind zu Konkurrenten geworden."
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