Wie Star Wars den Flughafen beflügelt

Der Flughafen Changi in Singapur zieht Passagiere und Fans von Star Wars an
Shopping und Unterhaltung bringen mehr Profit als das Abfertigen von Maschinen.

Am Flughafen aufs Abheben zu warten, kann furchtbar langweilig sein. Außer man ist am richtigen Airport. In Singapur-Changi verkürzen sich Passagiere die Wartezeit, indem sie über die längste Flughafenrutsche der Welt rutschen, zur Star-Wars-Ausstellung gehen oder sich den Schmetterlings- oder Orchideengarten anschauen.

Der Flughafen wurde bei der Skytrax-Befragung von rund 13 Millionen Passagieren zum besten der Welt gekürt. Abgefragt wurden 39 Kriterien – von der Erreichbarkeit bis zur Sauberkeit der Toiletten. Sechs der zehn besten Flughäfen sind demnach in Asien, unter den Top 3 ist – nach Singapur und Seoul – aber auch München.

"Erfolgreiche Flughäfen müssen Erlebnisse schaffen", sagt Rainer Beeck, Direktor für die Gastronomie und den Einzelhandel am Flughafen München. Wenn der erste Koffer gefühlte Stunden nach der Landung auf dem Gepäckband landet, bringt das garantiert Minus-Punkte. Wird er schnell ausgehändigt, wird das aber als selbstverständlich empfunden und nicht besonders honoriert. Während das Angebot an den meisten Flughäfen der Welt einigermaßen austauschbar ist, geben sich die Münchener als g’standene Bayern mit Hofbräuhaus und ab April auch einer Art Viktualienmarkt am Airport. Beeck: "Unsere internationalen Kunden sollen wissen, wo sie gelandet sind. Das schaffen wir am leichtesten über die Gastronomie."

Pflanzen für Passagiere

Die Inszenierung wird immer wichtiger, sagt auch Stefan Höffinger, der mit seinem Beratungsunternehmen Hoeffinger Solutions die erfolgreichsten Flughäfen der Welt analysiert hat. Höffinger: "Wenn der Flughafen in Singapur mehr als 500.000 Pflanzen von 250 Pflanzenarten hat, kostet das zunächst einmal Geld, schafft aber auch Erlebnisse für den Kunden." Damit steige die Attraktivität des Flughafens, was ihn für Airlines interessant macht, die dann noch mehr Passagiere einfliegen.

Flughäfen verdienen immer mehr mit Geschäften, die nicht unmittelbar mit der Abfertigung der Maschinen zu tun haben. In München machen diese bereits 49 Prozent des Umsatzes aus – und einen weit höheren Anteil vom Profit. Am Flughafen wird mittlerweile auch Volleyball gespielt und im Wellenbecken gesurft. Laut Beeck kommen jährlich bis zu drei Millionen Menschen, die weder verreisen noch jemanden abholen wollen. Der Flughafen ist für viele zum Ausflugsziel geworden.

Vergleichsweise wenig los ist an US-Airports. Auch, weil diese meist von Stadtverwaltungen betrieben werden, deren Kassen leer sind. Gleich wie jene der Airlines – die auch sparen wollen. Etwa indem sie sich zum Nulltarif auf alten Terminals einquartieren. Höffinger: "In Asien ist die Einstellung eine andere. Der Flughafen wird als Visitenkarte gesehen, die Renditeentwicklung spielt eine untergeordnete Rolle."

Der Flughafen Wien belegt im Skytrax-Ranking übrigens Rang 38 von rund 550 Flughäfen. Die Konkurrenz steigt. Allein in China sind rund 80 Flughäfen im Bau.

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