Wie Lohnsubvention am Arbeitsmarkt wirkt
Der Herbst-Aufschwung in der heimischen Wirtschaft sorgte im Oktober für einen recht deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Ende des Monats waren inklusive Schulungsteilnehmer 393.029 Personen beim AMS vorgemerkt, um knapp 19.000 oder 4,6 Prozent weniger als vor einem Jahr (siehe Grafik). Die gute Konjunktur in der Industrie und am Bau, aber auch die beginnende Personalrekrutierung für den Wintertourismus führte zu einem neuen Rekord von fast 60.000 offenen Stellen.
In der Politik wird gestritten, inwieweit die Genesung des Arbeitsmarktes auch den jüngsten Beschäftigungs-Maßnahmen der (alten) Regierung geschuldet ist. Der KURIER zieht daher eine erste Zwischenbilanz über die im Juli gestarteten Aktionen.
- Beschäftigungsbonus Betrieben, die zusätzlich Personal einstellen, zahlt der Staat drei Jahre lang die Hälfte der Lohnnebenkosten. Die Förderung wird erst im Nachhinein ausbezahlt, das Budget dafür beträgt insgesamt zwei Milliarden Euro. Der Fördertopf dürfte rascher leer sein als erwartet, denn die Nachfrage ist groß. Bis Ende Oktober gab es laut Förderabwicklungsstelle aws bereits 10.300 Anträge für insgesamt 43.500 Arbeitnehmer. "Unter den Antragsstellern sind sowohl viele kleine Betriebe als auch große, namhafte Unternehmen", sagt aws-Sprecher Daniel Pinka.
Interessant: Fast zwei Drittel aller Förderanträge stammen aus Wien (22 Prozent), Ober- und Niederösterreich. Jene drei Bundesländer beschäftigen zwar die meisten Arbeitnehmer, lagen zuletzt aber weder beim Anstieg der Beschäftigung noch beim Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vorderfeld. In ganz Österreich waren im Oktober um 65.000 Menschen (+1,8 Prozent) mehr in Beschäftigung, das entspricht im Wesentlichen der Entwicklung seit März.
Fazit: Ob die Aktion wie erwartet 150.000 zusätzliche Jobs schaffen wird, lässt sich anhand der Arbeitsmarktzahlen nicht feststellen. Experten erwarteten sich im Vorfeld sowohl hohe Mitnahmeeffekte als auch einen Vorteil für Konzerne mit hoher Fluktuation und daher hohem Personalbedarf. Um den Arbeitsmarkt-Erfolg der Wirtschaftsförderung zu messen, braucht es unbedingt eigene Evaluierungen.
- Aktion 20.000 Bis zu 20.000 kollektivvertraglich bezahlte Jobs für Langzeitarbeitslose über 50 Jahre soll die umstrittene "Aktion 20.000" bringen. Dabei geht es in erster Linie um gemeinnützige Arbeit bei Gemeinden oder Sozialunternehmen. 200 Millionen Euro sind dafür zusätzlich budgetiert. Auch wenn Sozialminister Alois Stöger angesichts der Arbeitslosenzahlen von einem "Traumstart" spricht, läuft die Fördermaßnahme in den ausgewählten Modellregionen, darunter Wien, eher schleppend an.
Laut Sozialministerium wurden bis Ende Oktober 1200 Personen vermittelt, 900 weitere Stellen wurden dem AMS bereits gemeldet. Ein interner Situationsbericht zur Aktion 20.000, der dem KURIER vorliegt, listet für Anfang Oktober erst 766 Menschen auf, die tatsächlich auch in Beschäftigung waren. In Wien waren es gerade einmal 51. Beim AMS Wien spricht man auf Anfrage von 175 fixen, bereits bewilligten Beschäftigungszusagen. Spätestens kommenden Montag sollten dann alle Fälle auch an ihrem Arbeitsplatz sein. "Um weitere 200 bis 300 Stellen besetzen zu können wird es Mitte November eine eigene Jobbörse geben", ergänzt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl.
Auch wenn die Vermittlungsquote noch gering ist und die Aktion erst 2018 österreichweit ausgerollt wird, zeigt sie für Stöger bereits Wirkung. Der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit sowie der Arbeitslosigkeit 50plus konnte nahezu gestoppt werden. Statistisch haltbar ist diese Aussage nicht, zumal Betriebe für die Einstellung von älteren Arbeitslosen auch noch andere Förderungen wie Kombilöhne oder Eingliederungsbeihilfen in Anspruch nehmen können. So fördert etwa das AMS Wien ein Jahr lang bis zu zwei Drittel der Lohnkosten und gab allein heuer schon 25 Mio. Euro dafür aus. Zuletzt habe es eine erhöhte Nachfrage gegeben, heißt es. Für die Wirtschaftskammer waren es daher die Betriebe, die für eine leichte Entspannung bei den älteren Arbeitslosen gesorgt haben.
Fazit: Die Aktion 20.000 kreiert eigene, zunächst befristete Jobs für jene Langzeitarbeitslosen, die meist nur noch wenige Jahre bis zur Pension haben und vom AMS daher kaum vermittelbar sind. Die Umsetzung ist entsprechend schwierig, der rein statistische Erfolg wird erst nach österreichweiter Umsetzung 2018 messbar sein. Die leichte Entspannung bei den Älteren zeigt aber auch, dass kräftige Lohnzuschüsse für ältere Arbeitslose dann wirken, wenn die Personalsuche generell schwieriger wird.
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